Intelligenz unerwünscht
Fusionsreaktors überhaupt keine Rolle mehr. Wir konnten uns jede Energieverschwendung erlauben.
Der Reaktorraum war überdies von drei Seiten aus zugänglich und daher leicht zu warten. Die schenkelstarken Kabel, die nach achtern zu den riesigen Elektromotoren führten – sie trieben die Wasserstrahlturbinen an – waren wesentlich ungefährlicher als die dicken Rohre eines heißen Antriebes. In ihnen strömte nämlich das radioaktiv verseuchte und hocherhitzte Arbeitsmedium zu den Wärmetauschern.
Alles in allem war die NEPTUN für ihren Aufgabenbereich schnell genug. Sie verfügte auch noch über einen konventionellen Schraubenantrieb, dessen beide E-Motoren ebenfalls durch das direkte Umwandlungsverfahren von thermischer Atomenergie zu Gleichstrom gespeist wurden.
Unsere Atemluft erzeugten wir selbst und in jeder beliebigen Menge. Man hatte lediglich das sauerstoffhaltige Wasser katalytisch aufzuspalten. Der fast unerschöpfliche Energievorrat erlaubte es uns auch, aus Meerwasser Trinkwasser zu bereiten. Damit waren alle Versorgungsschwierigkeiten behoben. Man konnte baden oder duschen, so oft man wollte. Die gebändigte Atomkraft erlaubte nahezu alles, wovon U-Bootfahrer früherer Zeiten nicht zu träumen gewagt hätten.
Wenn ich an die Erzählungen alter U-Bootfahrer dachte, grau te mir jetzt noch. Sie waren mit ihren engen Röhren getaucht – und sie hatten nur das bißchen Frischluft im Druckkörper gehabt, das auf natürliche Art bei der Überwasserfahrt eingeströmt war.
Bereits nach wenigen Stunden war das letzte Quäntchen Sauerstoff aufgebraucht, aber man hatte nicht nach oben gehen können, weil dort ein erbarmungslos zuschlagender Gegner nur auf diesen Augenblick wartete. »Aushungern« hatte man dazu gesagt.
Die Alten tief unten in ihren stählernen Särgen hatten sich mit Schleichfahrt und absoluter Ruhe an Bord zu wehren versucht; sie hatten dem Bannkreis der pochenden Asdic-Impulse entkommen wollen, nachdem sie vorher bei ihrer Angriffsfahrt noch gnadenloser zugeschlagen hatten als jene, die anschließend mit schnellen Überwasserschiffen auf die Lufthungrigen warteten.
Mit einigen kleinen Batterien von geringer Kapazität waren sie durch die schwarzen Tiefen der Ozeane gekrochen – und trotzdem waren sie mit diesen primitiven Booten immer wieder »in den Keller gegangen« – und damit meistens in den Tod.
Daran hatte ich denken müssen, als mir von Frisco und Freeman Delihoe die technischen Anlagen gezeigt wurden. Wir hatten Sauerstoff! Wir hatten auch jede Menge Frischwasser. Wir verfügten über jeden nur denkbaren Komfort und hatten sogar Funkkontakt mit den Radiosatelliten im Weltenraum, mit deren Hilfe wir jederzeit jeden Punkt der Erde per Bild und Ton erreichen konnten.
Unsere Unterwasserortung war vollkommen. Echobilder auf der Ultraschall- und elektronischen Basis waren scharf und klar wie die Aufnahmen eines Meisterfotografen.
Die Normaloptik, selbstverständlich absolut druckfest in schwenkbaren Außenbordkameras eingebaut, erbrachte tadellose Farbbilder, gleichgültig ob das Licht der Außenbord- Riesenscheinwerfer nur »normal« oder infrarot war.
Mit der NEPTUN hätten wir ohne weiteres fünfmal die gesamte Erde umkreisen können, ohne auch nur einmal auftauchen zu müssen. Der Traum eines Jules Verne war Wirklichkeit geworden.
Und ich – ich durfte das miterleben! Es war doch ein Urlaub, kein Einsatz! Diese Vorstellung hämmerte ich mir jedenfalls immer wieder ein.
Bei einer Marschfahrt von dreißig Knoten, entsprechend etwa
Weitere Kostenlose Bücher