Intelligenz unerwünscht
beeindruckt waren.
Wenn der Kleine auch log, daß sich sozusagen die dicksten Stahlträger bogen; hier und da glaubte man ihm doch. Das geschah besonders dann, wenn er an unseren tatsächlichen Erlebnissen weit vorbeiging und echte Lügengeschichten erzählte.
Das nahm man ihm eher ab als die reine Wahrheit. Die Menschen waren nun einmal so veranlagt, auch auf der NEPTUN.
Hannibals hellblaue Kombi mit dem breiten Allzweckgürtel und der tief geschnallten .222 Taruff-Magnum-Automatik machten auch einigen Eindruck. Niemand erkannte in der schweren Dienstwaffe eine Thermorak-Pistole der GWA. Die Geschosse sahen völlig »normal« aus, allerdings basierten sie auf dem Raketenprinzip.
Reling hatte Utan mit der Erklärung an Bord geschickt, er werde der Besatzung im Falle der Entdeckung marsianischer Industrieanlagen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Außerdem hatte Hannibal die Funkverbindung mit den Radiosatelliten herzustellen.
Er nannte sich Don M. Steixner. Diesen Mann gab es wirklich, nur befand er sich zur Zeit auf dem Mars!
»Gespannte Stimmung, Großer«, gab er mir telepathisch durch. »Nishimura traut dir irgendwie nicht über den Weg.«
»Was?«
»Es stimmt. Er sprach mich vor einer Stunde an. Etwas an dir stört ihn, aber er kann es mit Worten nicht ausdrücken. Er hat einen enormen Instinkt. Wahrscheinlich kommen ihm einige deiner charakteristischen Bewegungen oder Handlungen bekannt vor. Daß er mich sofort erkannte, war ja klar. Ich habe ihm nochmals Stillschweigen auferlegt. Er glaubt, an Bord der einzige Mann zu sein, der über die Anwesenheit eines GWA-Schattens informiert ist. Das gefällt mir nicht.«
»Meinst du etwa, mir gefiele das? Ich sollte ihn vernünftigerweise einweihen.«
»Auf keinen Fall! Wenn er von irgend jemand ausgequetscht wird, bist du auch noch dran. Es genügt schon, wenn er im Falle des Falles meine Identität als GWA-Schatten verraten muß. Auch ein Mann wie Nishimura ist nicht unempfindlich gegen Verhörqualen oder Wahrheitsdrogen. Laß das lieber, Großer.«
»Das ist ein feiner Trost. Allison weiß, wer sich hinter Kabelbergs Maske verbirgt.«
»Egal, nicht zu ändern. Allison kannst du im Auge behalten. Wenn du auch noch auf Nishimura aufpassen mußt, wird die Sache schwieriger.«
Damit war das kurze Esper-Gespräch beendet.
»He, haben Sie ein Schläfchen gemacht?« erkundigte sich Frisco Pertini. Ihm war meine Konzentrationsstarre aufgefallen.
Ich winkte ab und heuchelte den Nachdenklichen. Da hatten wir es schon wieder!
Telepathen wie Hannibal und ich waren noch nicht routiniert genug, um völlig unverfänglich Paranachrichten austauschen zu können. Wir mußten uns trotz aller Fortschritte immer noch so stark konzentrieren, daß ein aufmerksamer Beobachter stutzig wurde. Und Frisco hatte scharfe Augen.
Eine Minute vor Mitternacht. Der 3. Mai 2010 würde den Männern und einer jungen Frau allerlei Überraschungen bescheren.
Meine Informationsaufgabe wäre wesentlich einfacher gewesen, wenn man mich nicht ständig durch Zwischenfragen unterbrochen hätte. Allein die Lügengeschichte über meine angebliche Entdeckungsfahrt in der antarktischen Einbruchspalte hatte viele Fragen aufgeworfen. Ich mußte aber dabei bleiben, denn die Psychologen der GWA hatten behauptet, Vorkommnisse wie die von mir fälschlicherweise vorgetragenen würden sich bei einer Forschungsfahrt nach Atlantis mit hoher Sicherheit in diesem Rahmen abspielen.
Das war der psychologisch fundierte Zweck meiner Erzählung. Ich sollte die Besatzung der NEPTUN auf Grund tatsächlich gewonnener Erfahrungen beim Kampf mit dem
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