Intelligenz unerwünscht
sechsundfünfzig Kilometer pro Stunde, hatten wir unser Zielgebiet nach fast genau dreimal vierundzwanzig Stunden erreicht. Wir hatten knapp 3900 Kilometer unter Wasser zurückgelegt.
Nun stand die NEPTUN in der angeordneten Sicherheitstiefe von zweitausend Metern auf der Position, die wir als Ausgangsbasis anzusehen hatten; nämlich auf 32 Grad westlicher Länge und 39 Grad nördlicher Breite.
In südsüdwestlicher Richtung lag die große Inselgruppe der Azoren, die auf Grund unserer Marsunterlagen eine besondere Rolle spielte.
Shinkley hatte die Maschinen stoppen lassen. Es war wenige Minuten vor Mitternacht, am 2. Mai des Jahres 2010.
Ich hatte alle Besatzungsmitglieder der NEPTUN für Punkt null Uhr in die Mannschaftsmesse, dem größten Raum des Bootes, gebeten. Mit ihren angegliederten Lese- und Unterhaltungsräumen bot sie bei geöffneten Zwischentüren genügend Platz für die einundneunzig Personen, die sich einschließlich Hannibal und mir an Bord befanden.
Die großen Bildschirme an den Seitenwänden, an der Decke sowie vorn und achtern vermittelten einen ausgezeichneten Rundblick. Wir hatten sämtliche Außenbordscheinwerfer eingeschaltet.
Hinter uns und beidseits der Druckwandungen erblickten wir tiefe Dunkelheit. Aber vor uns, nur eine Viertelseemeile entfernt, wuchs plötzlich ein unterseeisches Gebirge empor. Es verlor sich nach oben.
Das waren die Hänge des Azorenplateaus, dessen durchschnittliche Meerestiefe nicht nur hundert- sondern tausendmal falsch interpretiert und berechnet worden war.
Das zu klären, war aber Aufgabe des Bordwissenschaftlers und Geologen Dr. Mehin Martinez. Er war Experte für geologische Unterwasserformationen und zählte zur wissenschaftlichen Stammbesatzung der NEPTUN, die aus insgesamt fünf Spezialisten der verschiedenen Fachgebiete bestand. Zu diesem Team gehörten auch Dr. Louis Rousselet und seine Tochter Lahoa, deren Anblick mir, wie von Frisco prophezeit, tatsächlich die Sprache verschlagen hatte.
Ich fragte mich, was eine derart attraktive und intelligente Frau von neunundzwanzig Jahren an ein Forschungsboot der US-Navy fesselte. Friscos wegen war sie sicherlich nicht als Stamm-Mitglied eingestiegen.
Der Messeraum füllte sich allmählich. Ich hatte ausnahmswei se das Uniformjackett angelegt. Man wußte, daß die entscheidende Stunde der Information bevorstand.
Hannibal, der seltsamste Offizier in der Geschichte der GWA, kam gähnend, die Hände in den Hosentaschen, in die Messe. Er war kaum größer und »mächtiger« gebaut als der Wurzelzwerg Rousselet, nur besaß Hannibal eine völlig andere Art von Humor.
Er trug die enganliegende Kombinationsuniform eines Raumpiloten der Space-Force. Wir hatten ihn als Major der Raumwaffe eingeführt und durchsickern lassen, daß er zu den wenigen Männern gehörte, die ein marsianisches Raumschiff fliegen konnten.
Das stimmte sogar! Im Falle unserer Aufgabenstellung war es darauf angekommen, den zweiten Telepathen der GWA so auffällig-unauffällig wie möglich in die NEPTUN-Crew einzuschleusen.
Wenn Dinge geschahen, die Reling offenbar nur in seiner blühenden Phantasie sah, konnten diese Pseudogegner an einem Astronauten und MS-Piloten durchaus interessiert sein. Hannibal kannte den Mars.
Sein loses Mundwerk hatte überdies dafür gesorgt, daß seine haarsträubenden Abenteuer jedermann bekanntgeworden waren. Auch sein Grinsen war inzwischen berühmt-berüchtigt.
Immerhin hatten wir durch telepathische Testuntersuchungen erkannt, daß die Männer der NEPTUN
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