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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vollständig unter seine Kontrolle gebracht hat, kann sie ganz bestimmt nicht mehr sein geplatzter Reifen sein. Sie riecht nach Verzweiflung und Niederlage. In ihrer resignierten Stimme sieht er das Grau von Asche, spürt er das Gewebe eines Leichentuchs. Sie ist so gut wie tot und hat sich damit abgefunden. Und dennoch …
    Aus der Küche kommt das Klimpern von Ketten. Nicht laut, kein heftiges Aufbäumen gegen ihre Fesseln. Nur ein leises Klappern, als sie ihr Gewicht verlagert – vielleicht, um die Schenkel dicht zusammenzudrücken, um gegen den Harndrang anzugehen.
    Mr. Vess lächelt.
    Er geht nach oben auf sein Zimmer. Vom obersten Regal, ganz hinten in dem begehbaren Schrank, holt er ein Telefon herunter. Im Badezimmer stöpselt er es in eine Buchse in der Wand und macht zwei Anrufe, um die Leute wissen zu lassen, daß er von seinem dreitägigen Urlaub zurück ist und heute abend seinen Dienst wieder antreten wird.
    Obwohl er davon ausgeht, daß die Dobermänner während seiner Abwesenheit niemanden ins Haus lassen, besitzt Vess nur zwei Telefone und versteckt sie in den Schränken, wenn er nicht zu Hause ist. In dem extrem unwahrscheinlichen Fall, daß es einem Eindringling gelingen sollte, an den angreifenden Hunden vorbei lebend ins Haus zu kommen, wird er dann keine Hilfe rufen können.
    In letzter Zeit hat Mr. Vess über die Gefahren von Handys nachgedacht. Man kann sich zwar kaum vorstellen, daß ein Einbrecher ein Mobiltelefon mit sich trägt, um aus einem Haus, in dem er von Wachhunden belagert wird, die Polizei anzurufen und um Hilfe zu bitten, aber es sind schon seltsamere Dinge geschehen. Hätte Chyna Shepherd in der vergangenen Nacht im Honda des Verkäufers ein Handy gefunden, würde sie jetzt nicht gefesselt in der Küche sitzen.
    Die technische Revolution macht das Leben hier, am Ende des Jahrtausends, recht annehmlich und bietet große Möglichkeiten, hat aber auch gefährliche Seiten. Dank seiner Computerkenntnisse hat er seine Fingerabdruck-Dateien erfolgreich verändern können mit dem Effekt, daß er Orte wie das Haus der Templetons nun ohne Handschuhe aufsuchen und damit die volle Sinnlichkeit der Erfahrung auskosten kann. Aber ein Mobiltelefon zur falschen Zeit in den falschen Händen könnte ganz plötzlich zur intensivsten Erfahrung seines Lebens führen – und zur letzten. Manchmal sehnt er sich nach der einfacheren Zeit, in der Jack the Ripper lebte, oder der großartige Ed Gein, der Psycho inspirierte, oder Richard Speck; er träumt sehnsüchtig von der unkomplizierten Welt vergangener Jahrzehnte und von Schlachtfeldern, auf denen nicht so viele Menschen seines Typs herumtrampelten.
    Die elektronischen Nachrichtenmedien haben, indem sie fieberhaft hohen Einschaltquoten hinterherjagen, jede Story hochputschen, die mit Blut geschrieben wird, Killer zu Berühmtheiten machen und sich bei berühmten Killern einschmeicheln, womöglich weitere Angehörige seiner klar denkenden Art hervorgebracht. Aber sie haben auch die Schafe beunruhigt. Zu viele in der Herde schielen wachsam in alle Richtungen und laufen beim ersten Anzeichen von Gefahr davon.
    Aber bisher hat ihm das nicht den Spaß verdorben.
    Nachdem er die Anrufe erledigt hat, geht Mr. Vess zum Wohnmobil. In einer Schublade in dessen Einbauküche liegen die Nummernschilder, die Schrauben und Muttern, mit denen er sie befestigen kann, und ein Schraubenzieher.
    Auf die eine oder andere Weise sucht Mr. Vess seine primären Opfer, wie die Familie Templeton, normalerweise zwei oder drei Wochen vor einer seiner Expeditionen sorgfältig aus. Und obwohl er manchmal lebende Beute für den Kellerraum mitbringt, fährt er fast immer weit über die Grenzen von Oregon hinaus, um das Risiko zu minimieren, daß seine beiden Leben – guter Bürger und gemeingefährlicher Abenteurer – sich im unpassenden Augenblick überschneiden. (Zwar hat er diese Methode bei Laura Templeton nicht angewendet, aber im allgemeinen ist das verstohlene Stöbern in den Computerdateien der riesigen Zulassungsstelle im benachbarten Kalifornien ein ausgezeichneter Weg, attraktive Frauen ausfindig zu machen. Die Fotos ihrer Führerscheine – nur Porträtaufnahmen – befinden sich in den Dateien des Amtes. Zusätzlich zu den Fotos finden sich Angaben über Alter, Größe und Gewicht der Frauen – nützliche Hilfsgrößen, die es Vess ermöglichen, unannehmbare Kandidatinnen auszusortieren, so zum Beispiel Großmütter, die auf uralten Fotos noch jugendlich aussehen,

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