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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Karabinerhaken loszuschrauben, der die kürzere Kette zwischen ihren Knöcheln mit der längeren verband, die den Stuhl und den Tisch umschlang. Ansonsten hätte sie ihre Beine leicht von beiden Möbelstücken befreien können.
    Wenn sie den Tisch umstoßen konnte, würde die Schlaufe der Kette, die um den tragenden Sockel führte und mit ihrem Fußeisen verbunden war, vom Fuß des Tisches abrutschen, wenn der umkippte und zu Boden fiel. Oder etwa nicht? Im Dunkeln, aus ihrer Perspektive, konnte sie sich die Mechanik ihres Vorhabens nicht vollständig bildlich vorstellen, aber sie glaubte schon, daß es funktionieren würde, wenn sie den Tisch umstieß.
    Leider war der Stuhl ihr gegenüber, der, auf dem Vess gesessen hatte, ein Hindernis, das den Sturz des Tisches höchstwahrscheinlich auffangen würde. Sie mußte ihn loswerden, beiseite schaffen. Doch angekettet, wie sie war, und mit dem Fuß des Tisches dazwischen konnte sie die Beine nicht weit genug ausstrecken, um gegen den anderen Stuhl zu treten und ihn beiseite zu stoßen. Und da sie auf den Stuhl gefesselt war, konnte sie erst recht nicht aufstehen, um den großen runden Tisch greifen und das Hindernis einfach aus dem Weg schieben.
    Schließlich versuchte sie, auf ihrem Stuhl zurückzurutschen und den Tisch mit sich zu ziehen, in der Hoffnung, ihn von Vess’ Stuhl wegzubekommen. Die Kette, die den Sockel umschlang, wurde straff. Als sie die Fersen in den Boden grub und sich mit aller Kraft rückwärts stieß, bekam sie den Eindruck, das Möbelstück sei zu schwer, um sich bewegen zu lassen, und fragte sich, ob der Sockel mit einem Sandsack gefüllt war, damit der Tisch nicht wackelte. Doch dann knarrte und quietschte er ein paar Zentimeter über die Vinylfliesen und brachte den Teller und das Wasserglas, die auf ihm standen, zum Klappern.
    Das war schwerere Arbeit, als sie erwartet hatte. Sie kam sich vor, als würde sie in einer dieser Fernsehshows auftreten, die Stunts und blöde körperliche Herausforderungen präsentierten, etwa einen Mann, der einen Eisenbahnwaggon zog. Einen beladenen Waggon! Dennoch bewegte der Tisch sich knirschend. Nach ein paar Minuten – sie hatte zwei Pausen eingelegt, um wieder zu Atem zu kommen – hörte sie auf, weil sie befürchtete, sie könne gegen die Wand zwischen der Küche und dem Wäscheraum stoßen; sie durfte sich die Bewegungsfreiheit nicht nehmen. Obwohl es nicht einfach war, im Dunkeln Entfernungen abzuschätzen, vermutete sie, daß sie den Tisch etwa um einen Meter bewegt hatte, weit genug, daß Vess’ Stuhl sie nicht mehr störte.
    Sie legte die gefesselten Hände unter den Tisch und hob ihn hoch, wobei sie versuchte, ihren verstauchten Finger zu schonen. Der Tisch war beträchtlich schwerer als sie – eine fünf Zentimeter dicke Kiefernplatte, die dicken Dauben im Fuß, die schwarzen Eisenreifen um die Dauben, vielleicht noch ein Sandsack –, und sie konnte keine große Hebelwirkung entwikkeln, solange sie gezwungen war, auf dem Stuhl zu sitzen. Der Boden des Fußes hob sich um drei, dann um fünf Zentimeter. Das Wasserglas kippte um, verschüttete seinen Inhalt, rollte von ihr fort, fiel vom Tisch und zerbrach auf dem Boden. Der Lärm erweckte in ihr den Eindruck, ihr Plan gehe auf – »Ja!«, zischte sie –, doch da sie das Gewicht und die Anstrengung unterschätzt hatte, die nötig war, um diese Masse zu bewegen, mußte sie aufgeben, und der Fuß knallte wieder auf den Boden.
    Chyna ließ ihre Muskeln spielen, atmete tief ein und versuchte es sofort erneut. Diesmal spreizte sie die Füße so weit, wie ihre Fesseln es erlaubten. Sie drückte die nach oben gerichteten Handflächen von unten gegen das Holz der Tischplatte; die Daumen legte sie um die glatte, abgerundete Kante. Sie spannte sowohl die Beine als auch die Arme an, und als sie gegen den Tisch drückte, schob sie auch mit den Beinen, richtete sich um einen schwer erkämpften Zentimeter nach dem anderen auf, den der Tisch nach hinten kippte. Die Ketten ließen ihr nicht so viel Spielraum, daß sie sich ganz – oder auch nur teilweise – aufrichten konnte, also erhob sie sich unter dem Gewicht des Tisches schwankend in eine unbeholfene und schmerzhafte Hockstellung. Keuchend belastete sie ihre Knie und Schenkel, und sie zitterte vor Anstrengung, doch sie hielt durch, weil jeder kostbare Zentimeter, den sie gewann, ihren Ansatzpunkt verbesserte; sie benutzte ihren gesamten Körper, um den Tisch zu heben, heben, heben.
    Der Teller mit dem

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