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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sie versuchte, den Tisch hochzuheben, mußte sie unwillkürlich daran denken, was Edgler Vess mit ihr anstellen würde, sollte er nach Hause kommen und sie nach einem Schlaganfall benommen und hilflos auf dem Boden vorfinden. Wenn ihr Verstand nur noch Mehlbrei war, wäre sie nicht mehr das kultivierte Spielzeug, als das er sie kennengelernt hatte. Die übliche Folter würde ihm dann kaum mehr den erforderlichen Kitzel bieten. Dann würde Vess vielleicht auf die grausamen Spiele seiner Jugend zurückgreifen. Vielleicht würde er sie in den Garten schleppen und sie anzünden, um vergnügt zu beobachten, wie sie mit verkrüppelten, brennenden Gliedern zuckend im Kreis kroch.
    Der Tisch knallte so schwer auf seine Seite, daß in den Küchenschränken das Geschirr schepperte und in einem Fenster eine lose Scheibe klirrte.
    Obwohl sie sich aufs heftigste bemüht hatte, genau dieses Ergebnis zu erzielen, schockierte ihr abrupter Erfolg sie dermaßen, daß sie nicht triumphierend aufschrie. Sie lehnte sich gegen die Rundung des umgekippten Tisches und rang nach Atem.
    Als sie sich eine halbe Minute später vom Tisch zurückziehen wollte, stellte sie fest, daß die Kette noch immer fest um den schweren faßähnlichen Sockel geschlungen war und sie noch immer festsaß.
    Sie versuchte, die Kette freizuziehen. Kein Glück.
    Sie ließ sich auf Hände und Knie hinab, trug den Stuhl auf ihrem Rücken und griff unter den umgestürzten Tisch, als suche sie am Strand unter einem riesigen Sonnenschirm Schutz. In der Dunkelheit tastete sie den Fuß der Tonne ab, die als Sockel diente, und stellte fest, daß dieser Teil der Aufgabe noch nicht erledigt war.
    Der Tisch lag auf der Seite – wie ein Pilz mit einem großen Hut, dessen Stiel schräg auf den Boden traf. Aus der Position, aus der heraus sie hatte arbeiten müssen, war es nicht möglich gewesen, ihn völlig umzukippen, so daß der Sockel in die Luft ragte. Der Boden der Tonne, um den sich ein Faßreifen spannte, lag völlig frei; doch die Kette lag zwischen dem Boden und der  Seite  des Fasses.
    Chyna hob den Stuhl mit sich hoch und kämpfte sich auf die Füße, konnte aber nur eine Hockstellung einnehmen. Sie griff mit beiden Händen hinab, krallte die Finger um den Faßreifen, hielt inne, um ihre Kräfte zu sammeln, und zog nach oben.
    Obwohl sie versuchte, ihren verletzten Zeigefinger zu schonen, glitten ihre schweißnassen Hände von dem lackierten Eisen ab. Sie drückte die Fingerspitzen ihrer rechten Hand hart gegen den rauhen Boden des Fasses, und ein so greller Schmerz schoß durch ihren geschwollenen Zeigefinger, daß es ihr fast die Sinne raubte und sie qualvoll aufschrie.
    Sie beugte sich vor, drückte die verletzte Hand schützend gegen ihre Brust und wartete, daß der Schmerz nachließ. Nach einer Weile ebbte er etwas ab.
    Nachdem sie die Hände an der Jeans trockengerieben hatte, verhakte sie die Finger erneut um den Faßreifen, verharrte kurz und zog, und der zylindrische Sockel hob sich um ein, zwei Zentimeter vom Boden. Mit dem linken Fuß zog sie die Kette heran, bis sie glaubte, sie hervorgeholt zu haben, und dann ließ sie den Sockel wieder zu Boden fallen.
    Sie fiel mit dem Stuhl zurück, und diesmal hielt nichts sie auf. Die Kette schnarrte über den Boden: Sie fesselte sie nicht mehr an den Tisch.
    Der Stuhl prallte gegen die Wand zwischen Küche und Waschraum. Sie hoppelte zur Seite, hinter dem Tisch hervor, zum Fenster, das nur ein dunkelgraues Rechteck zwischen der Schwärze der unbeleuchteten Küche und der nicht ganz so finsteren Nacht war.
    Obwohl Chyna alles andere als frei, geschweige denn in Sicherheit war, war sie begeistert, denn endlich hatte sie etwas  getan . In endloser Abfolge fluteten Wellen von Kopfschmerz durch ihre Stirn und ihre rechte Schläfe, und der Schmerz in ihrem Nacken war brutal. Ihr geschwollener Zeigefinger war eine Welt des Elends für sich. Trotz ihrer dicken Socken fühlten ihre Knöchel sich an, als hätten die Fesseln sie aufgescheuert und geprellt, und ihr linkes Handgelenk brannte dort, wo sie es bei dem Versuch, die Sprossen aus dem Stuhlrücken zu reißen, verletzt hatte. Ihre Gelenke schmerzten, und ihre Muskeln brannten vor Überanstrengung, und in ihrer linken Seite spürte sie Stiche, als würde jemand eine Nadel hindurchziehen, in die man einen glühenden Draht eingefädelt hatte – und doch grinste sie und war außer sich vor Freude.
    Als sie neben dem Fenster war, bückte sie sich, bis die Stuhlbeine den

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