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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Sie hatte so viele Prellungen, gezerrte Muskeln und angeschlagene Knochen, daß der erschütternde Schlag selbst bei einem doppelt so dicken Polster verheerend gewesen wäre, etwa wie der Schlag des Gummihammers eines Zahnarztes bei einem verfaulten Zahn, bei dem eine Wurzelkanalbehandlung angesagt war. Im Augenblick schien jedes Gelenk in ihrem Körper ein verfaulter Zahn zu sein. Sie hörte aber nicht auf, denn sie befürchtete, daß all diese synchron pulsierenden Schmerzen sie zu Boden werfen und zerreißen würden, so daß sie sich nie wieder zusammenreißen und erheben konnte. Ihre Kräfte ließen rapide nach, und während eine schwarze Flut gegen die Ränder ihres Sehfelds brandete, wurde auch ihre Zeit immer knapper. In Erwartung des Schmerzes vor Elend aufheulend, warf sie sich zurück. Als der Schlag ihre Knochen scheppern ließ wie Würfel in einem Becher, schrie sie auf. Qual. Aber augenblicklich warf sie sich erneut gegen den Pilaster, und Ketten rasselten, und noch einmal, und Holz splitterte, und noch einmal, und sie schrie: »O Gott!«, und konnte nicht mehr aufhören zu schreien, und ihre eigenen Schreie jagten ihr eine fürchterliche Angst ein, während die Wachhunde am Fenster jaulten und kratzten, und noch einmal zurück, sie hämmerte sich gegen den Stein.
    Dann lag sie wieder bäuchlings auf dem Boden, ohne sich daran zu erinnern, wie sie dorthin gelangt war, wurde von trokkenen Wogen durchflutet, weil sie nichts mehr im Magen hatte, was sie hätte erbrechen können, und mußte würgen, weil sie plötzlich einen widerwärtigen Geschmack im Mund hatte, und ballte die Hände beim bloßen Gedanken an eine Niederlage zu Fäusten zusammen, kam sich klein und schwach und elend vor und zitterte und zitterte.
    Das Zittern ließ jedoch allmählich nach, und der Teppich begann zu wallen und war angenehm kühl unter ihr, und sie war ein Wolkenschatten auf rasch fließendem Wasser. Der von der Sonne umkränzte Schatten und das bodenlose Wasser bewegten sich in dieselbe Richtung, immer in dieselbe Richtung, ewig vorwärts, schnell und seiden, zum Rand der Welt und dann in eine Leere, so still, so dunkel.

KAPITEL 9
    Chyna erwartete, Hunde zu sehen, als sie aus roten Träumen von kühlschrankkalten Pistolen und explodierenden Köpfen erwachte, aber es waren keine da. Sie war allein im Wohnzimmer, und alles war still. Die Dobermänner liefen auch nicht mehr auf der Veranda auf und ab, und als sie schließlich den Kopf heben konnte, sah sie auch am unverhangenen Fenster keine Hunde.
    Sie waren draußen, waren jetzt ruhiger, weil sie begriffen, daß ihre Zeit kommen würde. Sie beobachteten die Tür und die Fenster. Warteten darauf, ihr Gesicht zu sehen. Lauschten auf das Anschlagen eines Riegels, das Knarren eines Scharniers.
    Sie hatte so starke Schmerzen, daß es sie überraschte, überhaupt das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Noch überraschter war sie, daß ihr Kopf einigermaßen klar war.
    Ein Schmerz unterschied sich von allen anderen und war auch viel dringender. Im Gegensatz zu den gequälten Knochen und Muskeln konnte sie diesen grausamen Druck leicht lindern, und dazu mußte sie nicht mal die fürchterliche Prüfung über sich ergehen lassen, sich zu bewegen oder gar zu erheben.
    »Verdammt, nein«, murmelte sie und setzte sich langsam auf. Als sie sich auf die Füße erhob, spürte sie tiefe Schmerzen, die geschlafen hatten, solange sie auf dem Boden gelegen hatte, aber erwachten, als sie sich nun bewegte: ein Knirschen in ihren Knochen und heißes Flackern in den Muskeln. Einige dieser Stellen schmerzten, zumindest anfangs, so intensiv, daß sie erstarrte und nach Luft rang, aber als sie dann aufrecht stand, wußte sie, kein einziger Schmerz war so schrecklich, daß er sie aufhalten könnte; und obwohl die Last all ihrer Qualen zusammengenommen entmutigend war, würde sie sie doch tragen können.
    Den schweren Stuhl mußte sie jedenfalls nicht mehr tragen.
    Er lag in Bruchstücken und Splittern um sie herum, und keine ihrer Ketten wurde von ihm noch an Ort und Stelle gehalten.
    Der Uhr auf dem Kaminsims zufolge war es drei Minuten vor acht, was sie beunruhigte. Sie erinnerte sich noch, daß es zehn nach sieben gewesen war, als sie zum letztenmal darauf geschaut hatte. Sie wußte nicht genau, wie lange es gedauert hatte, sich von dem Stuhl zu befreien, vermutete aber, daß sie eine halbe Stunde, vielleicht sogar noch länger, bewußtlos gewesen war. Der Schweiß war auf ihrem Körper getrocknet,

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