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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und ihr Haar war nur noch am Nacken leicht feucht, so daß eine halbe Stunde der Wahrheit wohl sehr nahe kam. Diese Erkenntnis ließ sie wieder schwach und unsicher werden.
    Wenn man Vess Glauben schenken konnte, blieben Chyna bis zu seiner Rückkehr noch vier Stunden. Aber es gab noch viel zu tun, und vier Stunden würden vielleicht nicht ausreichen.
    Chyna setzte sich auf die Sofakante. Nachdem sie sich von dem Kiefernholzstuhl befreit hatte, konnte sie endlich den Karabinerhaken an der kurzen Kette zwischen ihren Knöcheln erreichen. Dieser Stahlverschluß verband die kürzere Kette mit der längeren, die um den Stuhl und den Tischsockel geschlungen gewesen war. Nachdem sie die Metallmuffe aufgeschraubt und die Sperre in dem Karabiner freigelegt hatte, konnte sie sich von der längeren Kette abtrennen.
    Ihre Knöchel blieben jedoch gefesselt, und auf dem Weg zur Treppe zum ersten Stock mußte sie noch immer schlurfen.
    Sie schaltete das Licht ein und stieg mühsam die schmale Treppe hinauf, wobei sie zuerst den linken Fuß und dann den rechten auf die jeweils nächste Stufe setzte. Wegen der sie hemmenden Kette konnte sie nicht Schritt für Schritt je einen Fuß auf eine Stufe setzen, wie sie es normalerweise getan hätte, und kam deshalb nur langsam voran.
    Sie hielt sich mit beiden Händen am Geländer fest. Nachdem der schwere Stuhl nicht mehr auf ihrem Rücken lastete, drohte sie zwar nicht mehr das Gleichgewicht zu verlieren, wollte aber vermeiden, in ihren Fußfesseln zu stolpern.
    Als sie den Treppenabsatz hinter sich gelassen hatte und sich auf halber Höhe der zweiten Flucht befand, bewirkten ihre zahlreichen Schmerzen, die Furcht vor einem Sturz und der heiße Druck in ihrer Blase, daß sie sich vor schweren Magenkrämpfen krümmen mußte. Sie lehnte sich gegen die Wand, war plötzlich in sauren Schweiß gebadet und stöhnte in ihrem Elend leise und wortlos auf. Sie verspürte die Gewißheit, daß sie ohnmächtig werden, hinabfallen und sich den Hals brechen würde.
    Aber die Krämpfe vergingen, und sie setzte ihren Weg fort. Kurz darauf erreichte sie das obere Stockwerk.
    Sie schaltete das Dielenlicht ein und sah drei Türen. Die rechte und linke waren geschlossen, aber die am Ende des Ganges stand offen und führte ins Bad.
    Obwohl ihre Hände gefesselt waren und heftig zitterten, gelang es ihr dort, den Gürtel zu öffnen, die Jeans aufzuknöpfen, den Reißverschluß zu öffnen und Jeans und Höschen herunterzuziehen. Als sie auf der Toilettenschüssel saß, wurde sie von weiteren Krämpfen überwältigt, die entschieden schlimmer waren als die, die sie auf der Treppe ertragen hatte. Am Küchentisch hatte sie sich verboten, in die Hosen zu machen, wie Vess es gern gehabt hätte; auf dieses Niveau von Hilflosigkeit wollte sie um keinen Preis hinabgestoßen werden. Nun konnte sie kein Wasser lassen, obwohl sie es verzweifelt wollte, und sie fragte sich, ob sie so lange eingehalten hatte, daß nun ein Blasenkrampf den Fluß verhinderte. So etwas war durchaus möglich, und abrupt wurde das Ziehen noch schlimmer, als wollte es ihre Diagnose bestätigen. Sie kam sich vor, als würden ihre Gedärme durch eine Mangel gedreht – doch dann ließen die Krämpfe nach, und die Erleichterung kam.
    Bei der plötzlichen Flut hörte sie sich überrascht sagen: »Chyna Shepherd, unberührt und lebend und fähig, aufs Klo zu gehen.« Dann lachte und schluchzte sie gleichzeitig, nicht nur vor Erleichterung, sondern aus einem unheimlichen Triumphgefühl heraus.
    Sich von dem Tisch zu befreien, den Stuhl zu zertrümmern und sich nicht in die Hosen zu machen, kam ihr genauso heldenmutig vor, wie gemeinsam mit dem ersten Astronauten einen Fuß auf den Mond zu setzen, sich mit Admiral Peary durch blendende Schneestürme zum Pol zu schleppen oder gegen die Übermacht des deutschen Heeres die Strände der Normandie zu erstürmen. Sie lachte über sich; lachte, bis Tränen ihr Gesicht herabliefen; trotzdem verspürte sie noch einen solchen Triumph. Sie wußte , wie klein – sogar armselig – dieser Sieg war, doch sie fühlte sich großartig.
    »Verfaule in der Hölle«, sagte sie zu Edgler Vess und hoffte, eines Tages die Gelegenheit zu bekommen, es ihm ins Gesicht zu sagen, bevor sie abdrückte und ihn aus dieser Welt pustete.
    Die Schläge, die sie hatte einstecken müssen, bereiteten ihr solche Schmerzen im Rücken, besonders unten in der Nähe der Nieren, daß sie, als sie fertig war, die Toilettenschüssel nach Blut

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