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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war so nah – und kam ihr zum erstenmal verletzbar vor.
    Dennoch war Chyna nicht so töricht, nach vorn zu schleichen und ihn anzugreifen, während er fuhr. Wenn er sie hörte oder im Rückspiegel erblickte, konnte er das Lenkrad herumreißen oder auf die Bremse treten, und sie würde durch den Wagen geschleudert werden. Dann konnte er das Fahrzeug anhalten und zu ihr kommen, bevor sie die hintere Tür erreichte – oder sich in seinem Sitz umdrehen und sie niederschießen.
    Der Eingang, durch den er Laura hereingetragen hatte, lag unmittelbar links von Chyna. Durch die Eßecke vor den Blikken des Fahrers geschützt, hockte sie sich mit dem Gesicht zur Tür auf den Boden und setzte die Füße auf die unterste Stufe.
    Sie legte das Fleischermesser auf den Boden. Wenn sie hinaussprang, würde sie wahrscheinlich stürzen und sich abrollen müssen – und wenn sie das Messer mitnahm, konnte sie sich damit leicht selbst verletzen.
    Sie wollte erst springen, sobald der Fahrer entweder an einer Kreuzung anhielt oder in eine so scharfe Kurve fuhr, daß er die Geschwindigkeit drastisch verringern mußte. Sie konnte es nicht riskieren, sich ein Bein zu brechen oder bei dem Sturz bewußtlos zu werden, denn dann würde sie nicht von der Straße fliehen und sich verstecken können.
    Sie ging davon aus, daß er ihre Flucht augenblicklich bemerken würde. Er würde hören, daß die Tür geöffnet wurde oder der Wind hereinpfiff, und entweder im Rück- oder im Seitenspiegel sehen, wie sie um ihr Leben lief. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, daß er sie nicht sah, würde der Wind in dem Augenblick, da sie hinaussprang, die Tür heftig hinter ihr zuschlagen. Der Mörder würde vermuten, daß er mit seiner Leichensammlung nicht allein gewesen war, und panisch den Highway verlassen und am Straßenrand zurückrollen, um nachzusehen, was geschehen war.
    Vielleicht auch nicht panisch. Nein, ganz bestimmt nicht. Er würde wahrscheinlich mit grimmiger, methodischer, maschinenhafter Entschlossenheit nach ihr suchen. Dieser Typ bestand nur aus Kontrolle und Macht, und Chyna konnte sich nur schwer vorstellen, daß er jemals in Panik geriet.
    Das Wohnmobil wurde langsamer, und Chynas Herzschlag beschleunigte sich. Als der Fahrer die Geschwindigkeit weiter reduzierte, erhob Chyna sich auf den Stufen in die Hocke und legte eine Hand auf die Türklinke.
    Sie hielten vollends an, und Chyna drückte den Griff hinab, doch die Tür war abgeschlossen. Leise, aber beharrlich, drückte sie den Hebel hinauf, hinab, wieder hinauf – doch es war sinnlos.
    Sie konnte keine Verriegelung finden. Nur ein Schlüsselloch.
    Sie erinnerte sich an das Rasseln, das sie gehört hatte, als sie im Schlafzimmer gewesen war und der Spinnenfresser wieder hereingekommen und diese Tür geschlossen hatte. Klapper, klapper. Vielleicht das Rasseln eines Schlüsselbunds.
    Vielleicht war das eine Sicherheitsvorkehrung, mit der verhindert werden sollte, daß Kinder die Tür öffneten und aus dem Wohnmobil fielen. Oder der verrückte Mistkerl hatte das Türschloß umgebaut, um seine eigene Sicherheit zu erhöhen, um zu verhindern, daß ein Einbrecher oder ein neugieriger Mensch über ein paar gefesselte Leichen mit vernähten Lippen stolperte, die zufällig gerade an Bord waren. Man konnte nicht vorsichtig genug sein, wenn man Leichen im Schlafzimmer verstaute. Besonnenheit verlangt gewisse Sicherheitsvorkehrungen.
    Das Wohnmobil überquerte eine Kreuzung und wurde wieder schneller.
    Sie hätte wissen müssen, daß die Flucht nicht einfach werden würde. Nichts war einfach. Niemals.
    Sie setzte sich, das Gesicht noch immer zur Tür gewandt, lehnte sich gegen die Vertäfelung der Eßecke und dachte wütend nach.
    Auf dem Weg vom Fahrerhaus zum hinteren Teil des Wohnmobils hatte sie eine Tür auf der anderen Seite gesehen, ziemlich weit vorn, hinter dem Beifahrersitz. Die meisten Wohnmobile hatten zwei Türen, aber das hier war ein seltenes älteres Modell mit insgesamt drei. Sie zögerte jedoch, sich nach vorn zu begeben, und zwar aus demselben Grund, aus dem sie ihn nicht angreifen wollte: Wenn er sie kommen sah, würde er sie von den Füßen reißen und erschießen, bevor sie sich wieder erheben konnte.
    Na schön, sie hatte einen Vorteil. Er wußte nicht, daß sie an Bord war.
    Wenn sie nicht einfach eine Tür öffnen und hinausspringen konnte, wenn sie ihn töten mußte, konnte sie hier hinter der Eßecke hocken bleiben und warten, den Mistkerl überraschen, ihn niederstechen,

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