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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hatte Chyna soviel Zeit wie möglich damit verbracht, die nähere Umgebung zu erkunden, Hügel und Täler von einzigartiger Schönheit, Kiefernwälder, goldene Felder, auf denen vereinzelte Eichen standen – schön im Wuchs und ausladend, mit dicken Ästen, die gegen den Himmel pechschwarz wirkten. Hier hatte sie gelegentlich kleine Herden von Küstenelchen gesehen, die immer eine gewisse Entfernung zu den Menschen und ihren Behausungen hielten. Sie hatte sich an sie herangepirscht, nicht mit der Routine eines Jägers, sondern auf unbeholfene, mädchenhafte Weise, so scheu wie die Elche selbst, aber unwiderstehlich von der Ruhe und dem Frieden angezogen, den sie in einer Welt ausstrahlten, die ansonsten mit Gewalt gesättigt war.
    In jenen zwei Monaten war es ihr nie gelungen, näher als fünfundzwanzig oder dreißig Meter an die Tiere heranzukommen, bevor sie auf ihre unbekümmerte Annäherung aufmerksam wurden und sich zu weiter entfernten Feldern und Waldrändern zurückzogen.
    Nun hatten sie sich ihr genähert, wachsam, aber nicht verängstigt, als seien sie die Elche ihrer Kindheit, die nun endlich bereit waren, an ihre friedliche Absicht zu glauben.
    Küstenelche hätten sich eigentlich näher an der See aufhalten müssen, auf den offenen Wiesen hinter dem Mammutbaumwald, wo das saftige, grüne Gras im Winterregen gedieh und genug Nahrung bot. Obwohl sie durchaus auch in die Wälder vordrangen, war ihre Anwesenheit hier, in der verregneten Schwärze vor Anbruch der Dämmerung, bemerkenswert.
    Dann sah sie weitere Tiere – eins hier, eins dort, und da ein drittes, und noch mehr – zwischen den Bäumen verteilt und weiter entfernt als die Sechsergruppe. Einige waren im dichten Wald kaum auszumachen, standen ganz am Rand des schwachen Streulichts der Wohnmobil-Scheinwerfer, aber sie schätzte, daß es sich insgesamt um ein volles Dutzend handelte, allesamt in aufmerksamer, aufrechter Haltung, als würden sie von einer Waldmusik im Bann gehalten, die menschlichen Ohren verborgen blieb.
    Ein Blitz breitete seine Äste über den Himmel aus, jagte zakkige Wurzeln zur Erde und erhellte den Wald kurz so stark, daß Chyna alle Elche deutlicher als zuvor sehen konnte. Es waren mehr, als sie gedacht hatte. Im Nebel, im Farn und in blühenden roten Rhododendren, enthüllt von flatternden Lichtblättern. Die Köpfe erhoben, Atemdampf aus schwarzen Nüstern verströmend. Die Augen auf sie gerichtet.
    Sie schaute auf den Highway.
    Der Mörder hatte den Versuch aufgegeben, den Motor anzulassen. Er legte den Leerlauf ein, und der Honda rollte auf der leicht geneigten Straße zurück.
    Nach einem letzten Blick auf die Elche trat Chyna zwischen den beiden Mammutbäumen hervor.
    Der Mörder drehte das Lenkrad hart nach rechts, und von seinem eigenen Schwung befördert, rollte der Wagen in einem Bogen zurück, bis die Schnauze hügelabwärts stand.
    Vereinzelte Farne und verstreute Grasbüschel boten Chyna kaum Deckung, als sie sich dem Highway näherte. Die Schwäche war aus ihren Beinen gewichen, und ihr Anfall von Verzagtheit war vorüber.
    Vom Mörder gelenkt, rollte der Honda hügelabwärts und auf das rechte Bankett.
    Sie könnte zu ihm laufen, auf ihn schießen, während er im Wagen saß oder gerade ausstieg. Aber er war jetzt fünfzig, sechzig Meter entfernt und würde sie bestimmt kommen sehen. Sie müßte den Überraschungsvorteil aufgeben und gezielt schießen und ihn töten, was Ariel nicht helfen würde, denn wenn dieses Schwein tot war, würde man nach dem Mädchen suchen müssen, wo auch immer es steckte. Und vielleicht würde man es nie finden. Außerdem trug das Arschloch wahrscheinlich eine Waffe bei sich, und wenn hier eine große Schießerei ausbrach, würde er gewinnen, weil er viel mehr Übung hatte als sie – und kaltblütiger war.
    Sie hatte niemanden, an den sie sich wenden konnte. Wie in ihrer Kindheit.
    Also mußte sie jetzt schnell in Deckung gehen. Nichts überstürzen. Auf den richtigen Augenblick warten. Den Moment der Konfrontation sorgsam wählen und die Auseinandersetzung beherrschen, wenn sie kam.
    Wieder ein greller Blitz und ein langer, harter Donnerschlag, als würden hoch in der Nacht gewaltige Strukturen zusammenbrechen.
    Sie erreichte das Wohnmobil.
    O Gott.
    Die Fahrertür stand offen.
    Lieber Gott. Gott im Himmel.
    Sie konnte es nicht.
    Sie mußte .
    Hügelabwärts wurde der scheppernde, quietschende, verzogene Honda am Straßenrand immer langsamer.
    Sie hatte den Revolver. Das machte

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