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Internat auf Probe

Internat auf Probe

Titel: Internat auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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freundlich. „Zeit zum Aufstehen.“
    „Guten Morgen“, antworten die Mädchen im Chor.
    Frau Heselein nickt ihnen zu, dann setzt sie ihren Rundgang fort, um die anderen zu wecken. Die Tür lässt sie offen stehen.
    Sofie steht auf und nimmt ihren Kulturbeutel. Sie haucht ein leises „Bonjour“, bevor sie auf Zehenspitzen im Waschraum verschwindet.
    Manu wendet sich wieder an Carlotta. „Zerbrich dir bloß nicht meinen Kopf!“, zischt sie. „Und hör auf, dir Sorgen zu machen. Mir passiert schon nichts.“ Sie gähnt noch einmal, schnappt sich ihr Waschzeug und verlässt ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
    „Blöde Kuh!“, sagt Carlotta laut zu der Tür, die hinter Manus Rücken ins Schloss gefallen ist. „Das war das letzte Mal, dass ich nett zu dir war, das versprech ich dir! Ab jetzt kannst du mir gestohlen bleiben!“
    Wutschnaubend klaubt sie ihre Sachen zusammen. Der Tag fängt ja richtig gut an!
    Während des Frühstücks wechseln Carlotta, Sofie und Manu kein Wort miteinander und vermeiden jeden Blickkontakt. Schweigend sitzen sie an ihrem Tisch und kauen auf ihren Brötchen herum. Dabei fixieren sie verschiedene Punkte an den Wänden des Speisesaals und geben sich die allergrößte Mühe, ihren Kakao ohne jedes Geräusch zu schlürfen. Carlotta springt erleichtert auf, als es endlich zum Unterricht läutet. Alles ist besser als dieses angespannte Schweigen.
    Zum Glück haben sie in der ersten Stunde Bio im Hörsaal. Da gibt es lange, nach hinten ansteigende Sitzreihen mit Klappstühlen, genau wie in einem Kino. Carlotta kann sich unauffällig woanders hinsetzen und muss nicht neben den beiden Ziegen sitzen.
    „Haben die süßen kleinen Babys von Zimmer 128 sich etwa gestritten?“, flötet Nadine, als Carlotta sich an ihr vorbei in die letzte Reihe schiebt.
    Carlotta streckt ihr die Zunge raus. „Geht dich gar nichts an!“
    Nadine kichert gehässig, während Simone mit den Augen rollt.
    „Ich frage mich wirklich, was manche hier verloren haben“, seufzt sie theatralisch. „Meine Eltern und ich sind davon ausgegangen, dass auf Schloss Prinzensee ein gewisses Niveau gepflegt wird. Offenbar haben wir uns getäuscht.“
    Lasst mich in Ruhe, ihr Schreckschrauben, denkt Carlotta, als sie sich stöhnend auf einen freien Platz fallen lässt. Ich hab ohne euch schon Stress genug!
    Heilfroh, dass sie den Vormittag und das Mittagessen ohne weiteren Zusammenprall mit ihren ungenießbaren Mitschülerinnen überstanden hat, macht sich Carlotta am Nachmittag auf den Weg zum Bootshaus.
    Die Sonne scheint, und der Wind pustet ein paar Schäfchenwolken über den See. Es ist ein herrlicher Tag.
    Carlotta wischt sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. Obwohl das Wetter eigentlich viel zu schön für eine AG ist, ist sie davon überzeugt, dass Rudern bestimmt mehr Spaß macht, als zwischen Manu und Sofie auf dem Zimmer zu hocken. Auch, wenn es in kippligen Booten stattfindet.
    Dass die Ruderboote kipplig sind, stellt sie sofort fest, als Herr Dunker sie auffordert, sich in einen der Einer zu setzen, die hintereinander am Bootsanleger liegen.
    „Das sind unsere Trainingsboote“, erklärt der Spargel. „Man fängt immer mit dem Einer an. Wie der Name sagt, ist es ein Boot für einen einzelnen Ruderer. Später kann man in einen Zweier oder Vierer wechseln, mit oder ohne Steuermann. Die Königsdisziplin des Rudersports ist der Achter mit Steuermann. Aber das kommt später.“
    „Okay“, murmelt Carlotta, während sie misstrauisch die Boote beäugt.
    Sie sehen alle gleich aus: wie angespitzte Einbäume mit einer gewölbten Sitzschale in der Mitte und einem Stützbrett für die Füße. Carlotta sieht, dass die Sitze auf kleinen Rollen in einer Art Schiene laufen.
    Auch das noch!, denkt sie. Diese Einer sind wirklich ganz anders als die gemütlichen breiten Picknickboote auf dem See im Stadtpark, die man stundenweise ausleihen kann.
    Wie soll sie da jemals heil reinkommen? Kaum, dass sie einen Fuß hineinsetzen will, droht das schmale Ding zu kentern.
    „Hock dich hin, zieh das Boot an dich heran und klettre rein“, sagt eine Stimme hinter ihr.
    Carlotta dreht sich um. „Brendan! Was machst du denn hier?“
    „Rudern“, erwidert Brendan grinsend und steigt geschickt in sein Boot. Er nimmt die langen Ruder auf, stößt sich vom Steg ab und winkt Carlotta zu, bevor er mit kräftigen Schlägen davonzieht.
    „Der kann’s“, brummt Herr Dunker anerkennend. „Er rudert schon seit Jahren in seinem

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