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Internat auf Probe

Internat auf Probe

Titel: Internat auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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fällt, reicht kaum bis dorthin. Trotzdem nimmt Carlotta eine Bewegung wahr, einen dunklen Schatten, der sich unruhig herumwirft. Und dann ist da wieder dieses Schniefen und Schluchzen. Manu weint!
    Carlotta ist hin- und hergerissen. Soll sie aufstehen und Manu trösten? Aber vielleicht ist sie gar nicht richtig wach? Möglicherweise hat sie einen schlimmen Traum und weint im Schlaf? Vielleicht ist ihr schlecht von der ganzen Schokolade, die sie ständig in sich reinstopft?
    Carlotta lässt sich in ihr Kissen zurücksinken. Erst mal abwarten, sagt sie sich, während sie angespannt in die Dunkelheit lauscht.
    Das Schniefen hört auf. Dafür raschelt es leise, als Manu sich aus ihrem Bett wühlt und aufsteht. Carlotta sieht sie durchs Zimmer huschen. Ganz kurz leuchtet eine Taschenlampe auf. Manu scheint sich anzuziehen.
    Mitten in der Nacht? Carlotta hat keinen Schimmer, wie spät es ist. Sie verspürt keine große Lust, extra auf ihren Wecker zu schauen, um es herauszufinden. Dazu ist sie viel zu müde. Im Schloss ist alles still. Es muss weit nach Mitternacht sein. Sie fasst sich ein Herz.
    „Hey, Manu“, flüstert sie in die Dunkelheit. „Was machst du da?“
    Manus Schatten bleibt reglos stehen. Dann kommt er langsam auf Carlotta zu, die sich vorsichtshalber die Bettdecke bis unters Kinn zieht und die Luft anhält.
    „Ich kann nicht schlafen“, flüstert Manu und leuchtet ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht. „Ich geh mal ein bisschen frische Luft schnappen.“
    „Jetzt!? Mitten in der Nacht?“ Carlotta reißt die Augen auf und sieht Manus geisterhafte Silhouette vor sich.
    „Ich pass schon auf, dass das Schlossgespenst mich nicht erwischt.“ Manu macht ein Geräusch, das sich wie ein Kichern anhört. Doch dann schnieft sie wieder.
    Auf Zehenspitzen schleicht sie zur Tür, öffnet sie, wartet einen Moment und schlüpft in den nur notdürftig beleuchteten Flur hinaus. „Schlaf weiter“, flüstert sie noch, bevor sie die Tür leise hinter sich zuzieht.
    Hoffentlich verläuft sie sich nicht, denkt Carlotta. Ob sie nicht doch lieber Frau Heselein wecken soll? Sie ist die Hausmutter und für den Mädchenflur zuständig. Ihre kleine Wohnung liegt am Ende des Flurs, nur drei Türen weiter. Was, wenn Manu wegläuft! Oder wenn ihr im Dunkeln etwas passiert? Womöglich wird sie gekidnappt!
    Carlotta runzelt die Stirn. Wie will Manu überhaupt aus dem Schloss herauskommen? Nach elf Uhr sind alle Türen abgeschlossen. Nur der Lehrer, der Nachtdienst hat, kann dann noch aufschließen. In dieser Woche ist Herr Dunker mit dem Bereitschaftsdienst an der Reihe, das weiß Carlotta von dem Plan, der am Schwarzen Brett hängt. Falls nachts etwas passiert, kann man den Bereitschaftslehrer jederzeit wecken. Aber soll sie etwa den Spargel aus dem Bett holen, nur weil Manu mitten in der Nacht spazieren gehen will?
    Oh, Mann! Carlottas Herz klopft zum Zerspringen. Wenn wenigstens Sofie wach wäre, dann könnten sie gemeinsam überlegen. Aber die hält in aller Ruhe ihren Schönheitsschlaf, typisch! Soll sie sie vielleicht wecken?
    Carlotta stopft sich ihr Sommerwiesenkissen in den Rücken, setzt sich aufrecht hin und wirft einen Blick auf ihren Wecker. Halb zwei! Sie unterdrückt ein Aufstöhnen und nimmt sich vor, eine halbe Stunde zu warten. Wenn Manu bis dahin nicht zurück ist, wird sie Frau Heselein wecken. Oder Herrn Dunker.
    Während sie krampfhaft auf die Leuchtanzeige ihres Weckers starrt und mühsam dagegen ankämpft, dass ihr die Augen zufallen, huscht ihr noch ein Gedanke durch den Kopf: Wenn Manu bei ihrem nächtlichen Ausflug erwischt wird, bekommt sie todsicher den nächsten Verweis. Dann hat sie’s bald geschafft …
    Kurz darauf ist sie eingeschlafen. Dass Manu nur wenig später geräuschlos ins Zimmer schlüpft und sich in ihr Bett kuschelt, bekommt sie nicht mehr mit.

    Am nächsten Morgen liegt Manu in ihrem Bett, als wäre nichts geschehen. Müde und brummig wie immer, wenn der Wecker klingelt, schält sie sich aus ihrer Decke und gähnt. Carlotta starrt sie an.
    „Ist was?“, brummt Manu und strubbelt sich durch die Haare.
    „Ja“, antwortet Carlotta. „Was war denn letzte Nacht los? Ging’s dir nicht gut?“
    „Was geht dich das an? Bist du vielleicht meine Mutter, oder was?“ Manu zieht die Augenbrauen zusammen.
    „Ähm, nein …“, stammelt Carlotta. „Ich mein ja nur, weil …“
    Sie zuckt zusammen, als es klopft. Frau Heselein steckt ihren Kopf ins Zimmer.
    „Guten Morgen“, sagt sie

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