Internat Lindenberg - Achtung, es spukt
fallen. Doch auf halber Strecke ging plötzlich das Licht aus und Angelika stand im Dunkeln. Sie ging zwei Schritte und meinte eine Art Echo zu hören. Noch zwei Schritte. Irgendwer oder irgendwas im Gang schien ebenfalls zwei Schritte zu tun. Und gleichzeitig mit ihr stehen zu bleiben. Angelika hatte Angst, sich umzudrehen. Sie rannte los ins Bad. Unüberhörbar beschleunigten auch die Schritte hinter ihr. In der Eile fand sie den Lichtschalter im Bad nicht. In ihrer Panik sperrte sie sich in der erstbesten Duschkabine ein. Die Schritte kamen näher und stoppten direkt vor ihrer Kabine. Ein grauenhaftes Geräusch erklang. Fingernägel kratzten an der Tür. Ein Geräusch, bei dem es einem auch so schon kalt den Rücken hinunterläuft. Auch wenn es nicht von dem Geist eines vor hundertfünfzig Jahren verschwundenen Mädchens stammen würde. Angelika hatte noch nie im Leben so viel Angst verspürt.
„Wo bleibt denn Angelika?“, meinte Jennifer nach ein paar Minuten.
„Ich seh mal nach“, sagte Nadine. Sie warf einen Blick aus der Tür und sah gerade noch eine in ein großes weißes Tuch gekleidete Gestalt davonrennen. Ihr Schrei weckte das ganze Stockwerk auf.
Nach und nach traf die halbe Schule ein. Auch die meisten Lehrer waren dazugekommen und führten heftige Diskussionen, während Frau Behrens versuchte, die völlig verstörte Angelika zu beruhigen.
Den Lehrern war inzwischen auch das Lachen vergangen.
„Das geht jetzt wirklisch zu weit“, fasste Madame Bleu die allgemeine Stimmung zusammen.
„Das ging schon die ganze Zeit zu weit, aber auf mich hört ja keiner“, meinte der Lateinlehrer Herr Langer, der sich vorher am meisten von allen über die Vorfälle amüsiert hatte.
Aber auch Hanna und Leonie war das Lachen gründlich vergangen. Selbst wenn es mal wieder Angelika erwischt hatte, das war einfach nicht mehr witzig.
Referendar Jacobs gesellte sich zu seinen Kollegen und war einer Meinung mit ihnen: „Das arme Mädchen ist ja völlig verängstigt. Da hört der Spaß auf! Wir müssen etwas unternehmen. Wir können nicht zulassen, dass uns die Kontrolle über die Schule entgleitet!“
Direktor Senftenberg legte die Stirn in Falten. „Ich habe schon bei den letzten Auftritten diese s … dieses Gespenstes empörte Anrufe von Eltern bekommen. Ich freue mich wirklich schon auf morgen. Mit Angelika Eckers Eltern ist nicht zu spaßen.“
„Glauben Sie, sie könnten Angelika von der Schule nehmen?“, fragte Herr Langer.
„Das ist leider nicht ausgeschlossen“, entgegnete der Direktor. „Jedenfalls habe ich einen Bericht über die Vorfälle bereits in Arbeit“, fuhr Dr . Senftenberg fort. „Das sind dumme Schülerstreiche, aber in diesem Fall eben Schülerstreiche, die wir nicht mehr tolerieren können. Was ist eigentlich mit dieser Sandra Meissner?“, wandte er sich an Frau Behrens.
„Fehlanzeige“, lautete die Antwort. „Die habe ich mir schon vorgeknöpft. Sie lag im Tiefschlaf in ihrem Bett und hat mit der Sache heute garantiert nichts zu tun. Ich habe sie trotzdem aufgeweckt und sie hat noch einmal versichert, dass sie nur eine Trittbrettfahrerin war und mit der ursprünglichen Spukerei nichts zu tun hatte.“
„Außerdem war die nach ihrer Entlarvung so klein mit Hut“, bestätigte Herr Langer und hielt seine flache Hand ungefähr einen halben Meter über den Boden. „Der traue ich so viel Kaltblütigkeit ganz bestimmt nicht zu.“
Schließlich tauchte unrasiert und mürrisch vor sich hin grummelnd auch der Hausmeister auf.
„Ich habe Sie schon gesucht. In Ihrer Wohnung waren Sie nicht“, begrüßte ihn Frau Behrens.
„Na und, habe ich jetzt Stubenarrest?“, giftete Herr Radtke. „Was ist das überhaupt schon wieder für ein Auflauf hier?“
Leonie hätte wetten können, dass er von oben gekommen war, vom Dachboden.
„Ist Ihnen etwas aufgefallen?“, fragte Frau Behrens den Hausmeister. „Etwas, was im Zusammenhang mit den Geistererscheinungen stehen könnte?“
Herr Radtke machte eine wegwerfende Handbewegung und wollte wohl möglichst genervt klingen, als er sagte: „Lassen Sie mich doch mit diesem Mist in Ruhe!“ Doch sowohl Hanna als auch Leonie fiel auf, dass er dabei in sich hineinkicherte.
Auch Frau Behrens warf ihm einen Blick zu, von dem man nicht genau sagen konnte, ob er nur vernichtend oder nicht auch ein bisschen misstrauisch war.
Wieder einmal gab es keine schnelle Lösung. Leonie und ihre Freundinnen versuchten es noch einmal mit System.
„Wir
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