Internat und ploetzlich Freundinnen
Für eine Fahrkarte ist kein Geld übrig.“
„Wie bitte!?“ Manu springt auf. „So teuer kann die doch nicht sein, oder? Ich leih dir was! Ich ruf gleich zu Hause an. Meine Eltern können das Geld heute noch überweisen, dann ist es morgen auf eurem Konto.“
„Ich geb auch was dazu“, sagt Carlotta sofort. „Deine Heimreise darf doch nicht am Geld scheitern! Ich geb dir mein ganzes Taschengeld, und wenn das nicht reicht, lass ich mir einen Vorschuss geben.“
„Ihr seid lieb“, schnieft Sofie. Eine einzelne Träne kullert über ihre Wange.
„Klar sind wir das“, nickt Carlotta. „Wir sind schließlich deine Freundinnen!“
„Aber das kann ich nicht annehmen.“ Sofie schüttelt den Kopf.
„Kannst du doch!“ Manu legt einen Arm um sie. „Das kriegen wir schon hin. Zerbrich dir mal nicht den Kopf.“
„Am besten gehen wir morgen noch vor dem Unterricht zu Herrn Brönne und bitten ihn, deinen Vater anzurufen“, schlägt Carlotta vor. „Bestimmt kann der ihn überreden, dass du fahren darfst.“
„Na gut, wenn ihr meint.“ Sofies Lächeln sieht schon ein kleines bisschen optimistischer aus. „Merci.“
„Hättest du nur eher was gesagt“, seufzt Manu. „Dann hätten wir dir schon früher helfen können!“
Sofie macht ein zerknirschtes Gesicht. „Ich weiß. Ich war so mit meinen Sorgen beschäftigt. Es ging einfach nicht. Tut mir leid.“
„Hauptsache, jetzt ist es raus“, meint Carlotta.
„Genau!“ Manu macht ein zufriedenes Gesicht. „Besser spät als nie.“ Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr. „Und jetzt gehen wir zusammen in den Speisesaal. Habt ihr vergessen, dass heute Mittwoch ist? Das bedeutet Pudding bis zum Abwinken! Wir müssen uns beeilen, sonst ist das Büfett leer geräumt!“
„Pudding ist genau das Richtige“, beschließt Carlotta. „Und sag nicht, dass du keinen Hunger hast, Sofie! Heute isst du was. Ob du willst oder nicht.“
„Sonst wirst du gefüttert!“ Manu nimmt Sofie ins Schlepptau. „Immerhin hast du eine lange Reise vor dir. Da brauchst du Kraft und eine anständige Grundlage, sonst klappst du unterwegs zusammen, so mager wie du bist.“
„Oui, oui. Schon gut.“ Sofie hebt beide Hände. „Ich esse was. Von euch gefüttert werden möchte ich auf keinen Fall!“
„Das kann ich gut verstehen“, lacht Carlotta.
Im Speisesaal herrscht Gedränge. Stimmengewirr und das laute Klappern von Besteck und Geschirr erfüllen den Raum. Carlotta hat den Eindruck, als hätten alle Internatsbewohner gleichzeitig beschlossen, essen zu gehen.
„Ich hab’s geahnt, wir kommen viel zu spät“, jammert Manu laut. „Gibt’s wenigstens noch Reste?“
„Ganz ruhig“, sagt Carlotta. Sie hat gesehen, dass eine Küchenhilfe mehrere frisch gefüllte Schüsseln mit Schoko- und Vanillepudding, Milchreis, roter Grütze und Wackelpudding auf den langen Tresen gestellt hat. „Du kriegst deine Pudding-Orgie.“
„Dahinten sind drei Plätze frei“, sagt Sofie. „Soll ich sie freihalten?“
„Klar, mach mal.“ Manu schiebt sie energisch vorwärts und schnappt sich ein Tablett. „Wir bringen dir was Leckeres mit.“
Carlotta hebt die Augenbrauen. Seit wann ist Manu so hilfsbereit?
Manu fängt ihren Blick auf und grinst. „Ich muss mich wohl langsam daran gewöhnen, mich wieder selbst zu versorgen, oder?“, sagt sie und balanciert das Tablett auf ihrem Gipsarm vor sich her.
Wenig später kehrt sie mit mehreren Schälchen voller verschiedener Süßspeisen und drei Löffeln zurück.
Carlotta runzelt die Stirn. „Willst du echt nur Pudding essen?“
„Überwiegend schon“, entgegnet Manu. „Aber du darfst gerne noch was anderes dazu holen, wenn du möchtest. Es gibt Maccaroni-Auflauf mit Schinken und Käse. Für mich bitte eine doppelte Portion. Und vergiss nicht, Sofie auch was mitzubringen.“
Carlotta reiht sich mit ihrem Tablett in die Warteschlange ein. Vor ihr stehen die drei Barbies Nadine, Simone und Vicky. Offenbar hat Vicky es nicht geschafft, ihre Schönheitsmaske vollständig abzutragen. An ihrer Schläfe prangt deutlich sichtbar noch ein kleiner grüner Fleck. Er sieht aus wie eine giftige Sommersprosse.
Carlotta kichert.
„Hey, man lacht nicht über andere, nur weil sie blond sind“, raunt ihr jemand zu.
Carlotta dreht sich um. „Hi, Brendan! Macht’s dir eigentlich Spaß, dich ständig anzuschleichen?“
Er grinst. „Ich wollte nur wissen, weshalb du so kicherst.“
Carlotta zeigt es ihm.
„Sie ist ein Alien“, stellt
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