Internat und ploetzlich Freundinnen
Brendan fest und betrachtet den grünen Fleck ernst. „Eine Außerirdische, die gekommen ist, um die Weltherrschaft zu übernehmen. Mit Prinzensee fängt sie an. Ganz klar.“
Carlotta prustet los.
Vicky fährt herum und funkelt sie an. „Du schon wieder!“, faucht sie.
Carlotta weicht zurück und tritt aus Versehen Brendan auf den Fuß, der sofort theatralisch aufschreit und auf einem Bein hüpft. Dabei kann es nicht besonders weh getan haben, da ist sich Carlotta sicher.
„Hilfe! Ein Alien hat mich angegriffen!“, jault Brendan in seinem breiten australischen Dialekt.
Carlotta schüttelt den Kopf. Dass Jungs immer so übertreiben müssen!
„Möchte noch jemand Nudelauflauf?“, unterbricht die Köchin das Gejaule.
„Drei Portionen, bitte“, sagt Carlotta schnell. „Doppelte, wenn’s geht.“
Vicky wirft ihr einen verächtlichen Blick zu. „Pass bloß auf“, sagt sie. „Der geht mächtig auf die Hüften. Von den Oberschenkeln ganz zu schweigen!“
„Na und?“ Carlotta nimmt das Essen in Empfang und grinst. „Lieber rund und gesund als mager und hager.“ Das ist Katies Lieblingsspruch. Mit hoch erhobenem Kopf nickt sie Brendan zu und lässt Vicky stehen.
Am späten Abend kehrt im Internat Prinzensee Ruhe ein. Sofie sitzt am Fenster in ihrem Zimmer und schaut hinaus in den dunklen Park.
Manu hat ihren iPod eingestöpselt und liegt zufrieden wie eine satte Katze auf ihrem Bett, eine Hand auf ihrem Puddingbauch, die Augen fest geschlossen.
Carlotta blättert in den Reiseaufzeichnungen ihres Vaters. Sie ist in diesem Schuljahr noch gar nicht richtig dazu gekommen, seine Notizen und Berichte zu lesen. Und auch jetzt kommt sie nicht sehr weit damit. Sie kann kaum noch die Augen offen halten und gähnt.
„Ich bin müde“, verkündet sie und klappt das Tagebuch zu. „Ich geh schlafen.“
„Ja, ich auch“, erwidert Sofie.
Carlotta wirft einen Blick auf das Bett neben der Tür. Manu ist eingeschlafen – trotz der lauten Musik, die aus ihrem iPod dringt.
Als Carlotta wenig später im Bett liegt und in die Dunkelheit starrt, hört sie Sofie weinen.
„Alles in Ordnung?“, fragt sie leise und knipst ihre Taschenlampe an.
„Ja“, antwortet Sofie ebenso leise. „Alles ist gut.“
Carlotta macht die Taschenlampe wieder aus, rollt sich auf die Seite und klappt die Augen zu.
Kurz darauf hört Sofie auf zu schniefen. Auch Manus iPod verstummt. Wahrscheinlich hat der Akku aufgegeben. Im Park schreit ein Käuzchen. Carlotta kuschelt sich tiefer in ihr Kissen und zieht die Bettdecke bis an die Nasenspitze.
Alles ist gut, wiederholt sie in Gedanken und seufzt. Sie ist so froh, dass der schlimme Verdacht gegen Sofie sich in Luft aufgelöst hat. Jetzt muss nur noch Sofies Mutter gesund werden, dann ist wirklich alles wieder gut.
Sie drückt beide Daumen, so fest sie kann, lauscht auf das gleichmäßige Atmen ihrer Freundinnen und denkt an ihre Eltern, an ihre Stiefbrüder, ihren Stiefvater und an Katie. „Mach, dass Sofies Mutter wieder ganz gesund wird“, flüstert sie in die Nacht. „Und pass auf alle auf, die ich lieb hab.“ Dann dreht sie sich auf die Seite und schläft endlich ein.
„Aufstehen, ihr Schlafmützen!“ Carlotta zieht die bunten Vorhänge zur Seite und reißt die Fenster auf, um frische Luft und Sonnenschein in das Zimmer zu lassen. „Wenn wir uns beeilen, können wir noch vor der ersten Stunde mit Dr. Brönne sprechen!“
„Wozu die Hektik?“, knurrt Manu. Ihr roter Wuschelkopf verschwindet unter dem Kopfkissen.
Carlotta zieht ihr das Kissen weg.
„Schon vergessen?“, schimpft sie. „Je eher Dr. Brönne Sofies Vater anruft und ihm erklärt, dass wir Sofies Fahrkarte bezahlen, umso schneller kann sie nach Hause fahren und ihre Mutter wiedersehen!“
Sofie schlägt ihre Decke zurück, streckt sich und steht auf. „Du hast Recht. Wir sollten uns beeilen.“ Mit wenigen Handgriffen sammelt sie ihre Sachen zusammen und huscht aus dem Zimmer, um im Gemeinschaftswaschraum der Unterstufe zu duschen und sich anzuziehen.
Carlotta wendet sich wieder Manu zu und nimmt ihr jetzt auch noch die Bettdecke weg.
„Hilfe!“, kreischt Manu. „Das ist Körperverletzung!“
„Blödsinn“, lacht Carlotta. „Los, steh auf! Wichtige Aufgaben warten auf uns!“
„Ja, stimmt. Ein Vokabeltest in Englisch zum Beispiel.“ Manu zieht eine gestreifte Socke unter ihrem Bett hervor. „Hat zufällig jemand die zweite gesehen?“, fragt sie und hält das einzelne Exemplar in die
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