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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Brendan.
    Weiter vorne lässt Manu sich eine doppelte Portion Milchreis geben, bestreut alles ausgiebig mit Zucker und Zimt und verschwindet in der Menge, ohne auf Carlotta zu warten.
    Pah, denkt Carlotta, als sie an der Reihe ist. Dann schmoll doch, blöde Kuh! Ich kann auch woanders sitzen!
    „Fragt sich nur wo“, murmelt sie, als sie sich umdreht.
    „Dahinten sind noch zwei Plätze frei.“ Brendan deutet mit seinem Löffel auf einen Fenstertisch und bleibt abwartend stehen.
    „Sitzt du denn nicht bei Felix und den anderen Jungs?“, wundert sich Carlotta.
    „Nee, heute mal nicht.“ Brendan lächelt. Er hat meergrüne Augen, das ist Carlotta vorher noch gar nicht aufgefallen.
    „Ähm … okay“, sagt sie.
    Dass Carlotta und Brendan sich nebeneinander an den kleinen Tisch am Fenster setzen, löst unterschiedliche Reaktionen aus. Die drei Barbies Nadine, Simone und Vicky ziehen die Augenbrauen hoch und tuscheln heftig miteinander. Brendans Freunde grinsen und machen blöde Witze. Und Manu tauscht ihren Platz und guckt demonstrativ in eine andere Richtung.
    „Na toll …“ Mit einem leisen Seufzen versenkt Carlotta ihren Löffel in dem Milchreis.
    Der Diebstahl der Oberstufenklassenkasse hat sich wie ein Lauffeuer im Internat verbreitet. Auch Brendan hat davon gehört.
    „Ich wüsste zu gern, ob es derselbe Dieb war, der auch mein Handy und Nadines Portmonee geklaut hat“, murmelt er.
    „Bestimmt“, ist Carlotta überzeugt. „Oder glaubst du etwa, dass gleich mehrere Kriminelle durch Prinzensee schleichen?“
    Brendan wiegt den Kopf. „Möglich wär’s. Vielleicht ist es eine Bande. Oder ein Nachahmer. Jemand, der der Versuchung nicht widerstehen konnte. Vielleicht hat dieser Jemand zufällig beobachtet, wie Simon die Geldkassette aus dem Schließfach geholt und in seinen Rucksack gesteckt hat, und die Situation dann blitzschnell ausgenutzt.“
    „Ja, stimmt. Das wäre möglich.“ Carlotta pustet nachdenklich in ihren Reis. „Im Voraus geplant war das bestimmt nicht.“
    „Genauso wenig wie der Diebstahl von Nadines Portmonee und meinem Handy“, meint Brendan. „Wie sagt man in Deutschland? Gelegenheit macht Diebe. Wir haben einen winzigen Augenblick lang nicht aufgepasst, und – zack! – haben wir die Quittung gekriegt.“
    „Aber dann könnte es jeder gewesen sein!“ Carlotta schaut sich unbehaglich in dem großen Speisesaal um.
    „Klar“, erwidert Brendan ungerührt. „Solange der Dieb nicht gefasst ist, ist jeder Einzelne verdächtig. Ich hab gehört, dass Dr. Brönne heute Besuch von der Polizei hatte. Aber ob das was bringt? Ich meine, was kann die schon großartig tun? Uns alle einzeln verhören vielleicht? Oder sämtliche Zimmer durchsuchen?“ Brendan schüttelt den Kopf. „Die Polizei kann erst zuschlagen, wenn sie den Dieb auf frischer Tat ertappt. Und das kann dauern. Bis dahin geht das Geklaue fröhlich weiter. Wollen wir wetten?“
    „Nein, danke“, murmelt Carlotta. „Ich wette nicht.“
    Brendan scheint das nicht weiter zu stören. Er erkundigt sich nach Sofie, fragt, wie es ihr geht und wann sie wieder zurückkommt. Natürlich haben alle aus der Sechsten das Drama um Sofie und ihre kranke Mutter mitbekommen und machen sich Sorgen um die Mitschülerin.
    Carlotta erzählt ihm, was sie weiß, aber ihre Gedanken wandern immer wieder zu den mysteriösen Diebstählen zurück.
    Mit einem mulmigen Gefühl beendet sie ihr Mittagessen und verzichtet sogar auf den Nachtisch. Es gibt Birnenkompott mit Vanillesoße. Sehr verlockend, aber irgendwie ist ihr der Appetit vergangen. Zuerst der Streit mit Manu und dann noch die Erkenntnis, dass mitten unter den Schülern von Prinzensee ein Dieb ist …
    Sie verabschiedet sich von Brendan und wirft einen Blick in Manus Richtung. Aber die beugt sich gerade über ihre zweite Portion Milchreis und schaut nicht auf.
    Auf dem Weg durch den langen Flur kommt Carlotta an dem leeren Aufenthaltsraum vorbei. Ihr läuft eine Gänsehaut über den Rücken. Um sich abzulenken, geht sie in die Schlossbibliothek und schnappt zwei Fünftklässlern den letzten freien PC-Terminal vor der Nase weg.
    „Brauchst du lange?“, fragt einer von ihnen.
    „Kommt in einer Stunde wieder“, erwidert Carlotta. „Besser in zwei.“
    Enttäuscht verziehen sich die Jungs. Carlotta loggt sich ein. In ihrem Postfach sind massenweise Werbemails, die sie löscht, ohne sie vorher zu lesen. Von Papa gibt es keine neuen Nachrichten, worüber sie ein bisschen traurig ist,

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