Interview mit einem Verführer - Caprice: Erotikserie (German Edition)
verursachte ihr ein ungutes Gefühl in der Magengegend, und ihr Instinkt hatte sie noch nie getäuscht. Irgendwas lief da gewaltig schief. Und Arndt hatte seine Finger da drin. Doch bevor Hannes nicht mit brauchbaren Informationen um die Ecke kommen würde, konnte sie nichts weiter tun als warten. Und das nervte sie.
Um sich abzulenken, schlenderte Maren im Atelier umher und beobachtete mal wieder das Treiben. An ihrem ersten Nachmittag hier hatte sie den Eindruck gewonnen, dass hier eignetlich niemand wusste, was er tat. Mittlerweile musste sie ihre Ansicht revidieren. Und das gewaltig. Dieses scheinbare Chaos, dieser ungeordnete Haufen an Menschen, war so eingespielt, dass sich die Näherinnen nicht einmal auf die Füße traten, wenn sie sich versehentlich im Weg standen. Beeindruckend. Doch vor allem Karins Position als Direktrice hatte es Maren angetan. Denn die kleine, quirlige Person war nicht nur die rechte Hand Roberts, sondern auch seine Assistentin, seine Vertraute. Karin war der lebende Beweis dafür, dass die berühmte Beziehung zwischen einem Chef und seiner Assistentin tatsächlich existierte. Während die junge Direktrice Anweisungen an die anderen Näherinnen gab, telefonierte sie mit dem DJ, der die Musikauswahl ändern sollte, sortierte die Auswahl der Kleider, bestimmte die Models, die die Stücke tragen sollten und schaffte es sogar noch, in ein Sandwich zu beißen.
Noch ein wie immer viel zu kurzer Tag bis zur Haute-Couture-Show, und trotzdem waren alle relativ gelassen. Robert hatte seinen Mitarbeitern sogar die Überstunden verboten. Maren schmunzelte, als sie an seinen gestrigen Auftritt dachte. »Wir werden das schaffen«, hatte er zu seinen Angestellten gesagt, »aber ich will hier keine übermüdeten Leichen rumlaufen sehen. Wir werden am Tag der Show zwei Stunden früher anfangen als sonst. Mehr nicht.« Seine Damen hatten ihn in einer Mischung aus Respekt und Dankbarkeit angehimmelt. Dann hatte er sie heimgeschickt. »Schlaft euch aus, esst mit euren Familien zu Abend, ruht euch aus«, hatte er gesagt, »ich bin kein Klaus Feldlager, der Euch die halbe Nacht klaut, nur damit noch ein paar Änderungen gemacht werden können. Wir haben getan, was wir konnten. Jetzt liegt es nicht mehr an uns. Geht nach Hause.«
Jetzt stand Maren hier, betrachtete das Treiben und freute sich zu sehen, wie die gutgelaunten, erstaunlich ausgeschlafenen Näherinnen die Kleider an den Models anpassten. Es wurde gelacht, gescherzt und niemand verfiel in Hektik.
So in Gedanken versunken, spürte sie Roberts Anwesenheit erst, als er seinen Arm um sie legte. »Hunger?«, fragte er leise, und sie nickte. »Na dann. Italienisch hatten wir ja, aber wie sieht´s mit Französisch aus?«
»Bin dabei«, sagte sie lachend und ließ sich von ihm hinüber in sein Atelier führen. Der kurze Weg über die Straße brachte sie außer Atem. Es war noch kälter geworden, und die Kälte schnitt ihnen die Luft ab.
»Du siehst nachdenklich aus«, bemerkte er nach dem Essen. Sie saßen gemeinsam auf der Couch, genossen ein Glas Wein und hatten ihre Füße zusammengesteckt.
»Bin ich auch«, antwortete sie. »Aber mir fehlen noch ein paar Details, bevor ich dir Näheres sagen kann.«
Robert nickte, streichelte ihre Schulter und blickte sie zärtlich an. »Weißt du, was ganz schrecklich ist?« Maren schüttelte den Kopf und sah ihn neugierig von der Seite an.
»Dass du zur falschen Zeit hier aufgetaucht bist. Ich könnte mich in dich verlieben und noch viel mehr. Aber ich hab den Kopf so widerlich voll mit dieser Sache, dass es mir schwerfallen würde, mich auf dich zu konzentrieren und dir die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die du verdienst.« Er küsste sie auf die Wange. »Ich könnte dich natürlich auch zu meiner Muse machen …«, sagte er mit theatralischem Unterton und lachte. »Aber das reicht mir nicht.«
Maren nippte an ihrem Wein. »Wo wir gerade bei Ehrlichkeit sind«, sagte sie mit einem schiefen Grinsen. »Der Kerl, dem du dein drohendes wirtschaftliches Aus zu verdanken hast, ist mein Ex-Lover.«
Robert zuckte zurück, tat erschrocken und lachte dann laut auf. »Hast du ihn mir etwa auf den Hals gejagt?« Maren verneinte. »Dann sei dir deine zeitweilige Geschmacksverirrung verziehen.« Er stellte sein Glas ab, nahm ihr das ihre ab und stellte es neben seines. »Und vielleicht kannst du das jetzt ein wenig gut machen.« Ihre Lippen trafen sich. Robert sah ihr tief in die Augen. »Meine schöne, wunderbar
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