Interview mit einem Verführer - Caprice: Erotikserie (German Edition)
hoch und schob die Hände tief in die Taschen. »Verdammte Kälte«, fluchte er leise, »da ist mir der Winter im Rheinland doch um einiges lieber.« Maren sah ihn auffordernd an, und er quittierte diese Aufforderung mit einem breiten Lächeln und einem sehr langsamen Nicken. »Es gibt keinen Gimmick, es gibt keine Sensation«, fuhr er fort. »So viel weiß ich mittlerweile. Ich hab schließlich Augen im Kopf. Was mich vielmehr stutzig macht ist die Tatsache, dass eine Kollegin der BLITZ hier anscheinend Exklusivrechte besitzt, sich auffallend für gewisse Portfolios einer Hamburger Bank interessiert und ausgiebige Telefonate mit einem Wirtschaftsexperten führt.«
Maren war vor Staunen der Mund offen stehen geblieben. Etwas, das sie bei dieser Kälte besser nicht getan hätte. Ein kapitaler Hustenanfall war der Lohn für diese Unvorsichtigkeit. Sie wollte Malzer gerade die Leviten lesen, als der LKW mit heruntergelassener Ladeklappe rückwärts auf sie zufuhr. Malzer nahm sie am Arm, führte sie samt Rollständer zur Seite und wartete, bis der Motor abgestellt wurde. Dann trat er vor und half dem Fahrer beim Einladen. »Wollen Sie sich jetzt bei mir einschleimen?«, fragte Maren, und ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie stinksauer auf ihren Kollegen war.
»Nein.« Seine Antwort war knapp, und als er sich zu ihr herumdrehte, spielte wieder dieses unwiderstehliche Lächeln um seine Mundwinkel. Er trat einen Schritt auf sie zu, zögerte und machte einen weiteren Schritt. Nun stand er ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrer Nasenspitze spüren konnte. »Ich biete Ihnen meine Hilfe an, und im Gegenzug machen wir die Story zusammen.«
Maren stieß verächtlich die Luft aus. »Wobei sollten Sie mir schon helfen können, was ich nicht auch alleine kann?«
Malzer wippte auf den Füßen wie ein Kleinkind vor dem Weihnachtsbaum. »Der Vorstandsvorsitzende in der Bank in Altona, für die Sie sich so interessieren, ist einer von der ganz alten Sorte. Kaufmannsehre und Integrität zählen für den Alten immer noch mehr als ein gut gefülltes Portemonnaie.«
Maren zwang sich, nicht zurückzuweichen, obwohl ihr die Nähe Malzers zu schaffen machte. Da war etwas in seiner Stimme, in seiner Präsenz, das sich auf ihre Nerven legte und sie störte. Nein, nicht störte. Anregte. Karin hatte recht gehabt: Andreas Malzer war nicht von schlechten Eltern. Und dieser Umstand störte Maren. Ja, er störte sie, denn sie hatte sich vollkommen auf Robert eingelassen, und Malzer war der Eindringling.
»Und außerdem«, sagte er und beugte sich etwas näher an ihr Ohr, »ist der Alte mein Großvater.« Jetzt endlich entfernte er sich von ihr. Diese Neuigkeit überraschte Maren, aber sie warf sie nicht von den Füßen. Sicherlich war es immer gut, jemanden in solchen Etagen zu kennen. Aber das tat sie auch. Wenn sie auch diesen Jemanden nicht mehr unbedingt zu ihren vertrauenswürdigsten Quellen zählen würde. Andreas Malzer wandte sich zum Gehen. »Denken Sie darüber nach«, rief er ihr über die Schulter hinweg zu, »ein solches Angebot bekommen Sie so schnell nicht wieder.«
Maren sah ihm hinterher. Sollte sie sich auf die Sache einlassen? Sie wusste, wie ihr Chef darauf reagieren würde, und diese Vorstellung entlockte ihr ein leises Lachen. Walter Stein würde sich die letzten Haare raufen und ihr auf nicht eben höfliche Weise den Stuhl vor die Tür setzen. Vielleicht , so dachte sie, vielleicht nehme ich Malzers Vorschlag als Notfallplan. Sie nickte sich selbst zu und machte sich dann auf den Weg hinüber zur Halle.
Dort angekommen, wurde sie von den anwesenden Stylisten in Beschlag genommen, und für den Rest des Tages hatte sie keine Gelegenheit mehr, sich um Malzer Gedanken zu machen. An ihr wurde gerupft und gezupft, sie wurde versehentlich mit Nadeln gestochen, hin und her geschubst, und wenn sie es doch einmal schaffte, ihren Peinigern zu entkommen, um einen Kaffee zu trinken, empfand sie ehrliches Mitleid mit jedem Model, das sich dieser Tortur aussetzen musste. Zwar bekamen sie dafür eine Menge Geld, aber Maren kam zu dem Schluss, dass sie diesen Job um kein Geld der Welt freiwillig machen würde.
Gegen Nachmittag – als Maren gerade mit lächerlich großen Lockenwicklern traktiert wurde – rief der DJ die Models in die Halle, damit sie die Aufstellungen für den Lauf proben konnten. In diesem Moment fiel Maren siedendheiß ein, dass sie eigentlich draußen am Eingang stehen sollte, um die geladenen Promis
Weitere Kostenlose Bücher