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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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ANDERE WELT.
    Ich starrte sie an, dann wandte ich mich ab. Sie sagten mir nichts.
     
    ICH, KLOX, BESTEHEND AUS SCHRAUBEN, DRÄHTEN, METALL, ISOLIERUNG UND STROMKREISEN, STREIFE DURCH DEN LEEREN RAUM. ARME, BEINE, FINGER, AUGEN, NASEN, HIN UND WIEDER EINMAL EINE GALAXIS, SCHWEBEN AN MIR VORBEI. DA UND DORT DREHE ICH MICH UM. DINGE GESCHEHEN. VERÄNDERUNGEN. BALD WERDE ICH EIN NEUES ZIEL ANSTEUERN, DOCH ZUVOR EIN PAAR MINIMALE MANIPULATIONEN. DAS IST DAS MINDESTE, WAS ICH TUN KANN GEWISSE GEBIETE SIND NICHT UNTER KONTROLLE ZU KRIEGEN, ANDERE DAGEGEN DURCHAUS LENKBAR. ICH WERDE GENUG ZU TUN HABEN ICH TAUCHE HINUNTER. DA IST SCHWÄRZE. DOCH SCHON BEGINNT DER LÄRM. ES IST GENAU, WIE ICH ES IN ERINNERUNG HABE. OBGLEICH, NATÜRLICH, AUS MEINER GEGENWÄRTIGEN GÜNSTIGEN STELLUNG AUS GESEHEN, NICHTS VON ALL DEM BISHER GESCHEHEN IST. DIE CHANCEN HIER STEHEN GUT DIE SCHREIENDEN MÜNDER BEGINNEN ZU KNABBERN, DIE LIPPEN ZU SCHMATZEN, DIE ZÄHNE ZU KAUEN. ICH ZUPFE HIER UND FALTE DORT ZUSAMMEN. DER STOFF IST GESCHMEIDIG UND LÄSST SICH FORMEN. ES IST EIN EINFACHER, ELEMENTARER PROZESS, DIE MÜNDER SIND NUN UNBEWEGT UND GESTATTEN EINEN SICHEREN DURCHGANG FÜR JENE, DIE NOCH KOMMEN WERDEN. ICH BRECHE AUF, EILE ZUM NÄCHSTEN KNOTENPUNKT.
     
22.
     
    Im Foyer herrschte Chaos. Alle Ein- und Ausgänge waren verstopft. Eine wogende Menschenwelle schwemmte Wadsworth und das Mädchen mit sich. Es war nicht das erstemal, daß Wadsworth von einem Mob mitgerissen wurde, aber irgendwie war es heute doch anders. Er hatte ein sehr seltsames Gefühl. Vielleicht geschah das Ganze gar nicht wirklich? War er möglicherweise auf dem Trip, von dem es keine Rückkehr gab?
    In diesem Augenblick hörte er die Schußwaffen: Kanonen, Panzerfäuste, Stalinorgeln, Maschinengewehre, Flinten. Ganz in der Nähe explodierte eine Handgranate. Ungläubig sperrte er den Mund auf. Ein richtiggehender Krieg auf den Straßen von Manhattan war etwas, was man selbst auf dem wildesten Trip nicht zu erleben glaubte. Jetzt erzitterte auch noch das ganze UN-Gebäude.
    Gloria Graham zog Wadsworth mit sich durch eine Tür und eine Treppe hoch zum ersten Stock. Sie rannten einen Korridor entlang, vorbei an zwei Wachleuten, die ihnen nachriefen, stehenzubleiben, bogen um eine Ecke und tauchten hastig ins nächste Zimmer, dessen Tür nicht verschlossen war.
    Schritte hasteten auf dem Gang vorbei, und der Kampflärm von unten war gedämpft zu hören. Das Zimmer lag durch die vorgezogenen Vorhänge im Halbdunkel. In der Mitte stand ein Konferenztisch mit zwölf Stühlen.
    Wadsworth zitterte am ganzen Körper. Das konnte ganz einfach nicht wirklich sein. Er hatte Halluzinationen, die vielleicht mit seinem merkwürdigen Schweregefühl zusammenhingen, das zunehmend schlimmer wurde. Er war krank, es konnte gar nichts anderes sein. Er bildete sich das Ganze nur ein. Die verdammten Joints! Er wollte zu einem Arzt, war zu jeder Entziehungskur bereit. All dieser Krach, diese Schüsse und Explosionen, das war zu viel für ihn. Er drehte sich zu Gloria Graham um, um ihr zu sagen, daß sie nur eine Halluzination war und er sie jetzt verlassen müsse.
    Das Mädchen hatte ihre Umhängetasche offen und holte etwas Dünnes, Röhrenförmiges heraus, das sie auf ihn richtete. Etwas machte Sapp, und Clayt Wadsworth vermochte sich nicht mehr zu bewegen.
    Er starrte das Mädchen an, denn mehr als sehen konnte er nicht – o doch, hören ebenfalls.
    Die Bombenexplosionen waren unverkennbar. Der Boden unter seinen Füßen bebte. Die Bomben fielen irgendwo in der Stadt. Bisher war das UN-Gebäude noch nicht getroffen worden. Aber schließlich gehörte die UN ja auch nicht zu den USA (als ob das irgend etwas ausmachte!). Doch Teil der Welt war die UN jedenfalls, und die Welt, wie er, Clayt Wadsworth, sie bisher gekannt hatte, gab es offenbar nicht mehr.
    Wieder erschütterte eine in näherer Umgebung explodierende Bombe das Gebäude, und die Fenster klapperten wie ein falsches Gebiß. Das Mädchen redete inzwischen zu ihrer Puderdose, was auch nicht verrückter war als alles andere.
    Als die Tür aufschwang, schrie Gloria gellend. Drei Gestalten stürmten herein, und zwei warfen sich auf sie. Schließlich saß Sid Lister auf dem Mädchen, während Mark Rand ihre tödliche Tasche an sich genommen hatte, und Debbie Wadsworth schüttelte.
    »Sag doch was!« forderte sie ihn immer wieder auf, doch er tat es nicht.
    »Lassen Sie mich aufstehen, oder Sie werden es bitter bereuen!« warnte Gloria. Als der

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