Interwelt
Rankin stürzte aufs Gesicht.
Ich sprang zum Aktenschrank, holte den Handstrahler heraus – irgendwie hatte ich gewußt, daß er dort war. ALPTRAUM! schrie es in mir. Ich raste hinaus auf den Gang und hielt Ausschau nach dem Mädchen. Sie war nirgends zu sehen. Ich rannte die Treppe zum nächsten Stockwerk hoch.
Dr. Spelville streckte den Kopf über das Geländer. Ich erkannte ihn jetzt, dabei war er vor einer kurzen Weile noch der fette Koch gewesen. Seine Hand hob sich über den Kopf. Etwas Stumpfgraues flog auf mich zu.
Ich sprang zurück, und schon zerriß es die Treppe.
Spelville war verschwunden.
Ein Monstrum torkelte aus dem Zimmer, in dem Rankins Leiche lag. Es streckte die Arme nach mir aus und knurrte: »Lugo richten!« Ich machte ihm mit dem Laser ein Ende. Da hörte ich Stimmen und versteckte mich unter der Treppe. Mehrere Männer rannten die Treppe hoch. Sie waren mit langen Messern und verschiedenen Pistolen und Strahlern bewaffnet. Ich erkannte den Pausbäckigen und den jungen blonden Burschen. Sie rasten zum zweiten Stock hoch.
Ich verließ mein Versteck und schlich zur Haustür hinaus.
Ein Mann mit hängenden Schultern und überlangen Armen tauchte aus der Dunkelheit auf. Etwas Glänzendes pfiff durch die Luft. Ich warf mich auf den Boden. Knapp über meinem Kopf steckte eine Axt in der Holzwand. Schnell sprang ich hoch und schlug den Affenarmigen mit dem Lauf des Handstrahlers nieder. Dann rannte ich, was ich konnte.
Männer stürmten um die Hausecke – meine Freunde aus der Imbißstube. Scheinwerfer leuchteten auf. Ich sprintete in einen Wald. Bäume, Nacht und Nebel umgaben mich.
Noch mehr Männer quollen aus dem Haus, verteilten sich auf der Straße, rannten auf den Wald zu. Der Schein von Taschenlampen drang zwischen die Bäume. Stimmen brüllten die Richtung. Und noch immer stürmten weitere Männer aus dem Haus.
Immer tiefer raste ich in den Wald hinein, und die Stimmen meiner Verfolger kamen näher. Da bewegte sich etwas vor mir in der Dunkelheit. Ich hob den Strahler.
»Nein! Nein! Um Himmels willen, Mr. Dunjer, nicht schießen!«
Ein kleiner Mann stolperte auf mich zu. Sein ansonsten kahler Kopf wies zwei wippende Haarbüschel hinter den Ohren auf.
Der Name Dunjer war mir irgendwie bekannt, aber wer oder was immer ich war, Dunjer war ich nicht. Das wußte ich jetzt ganz sicher. Genau wie ich wußte, daß dieser kleine Mann nicht Dr. Saß war.
Und dann umschloß mich Dunkelheit.
ICH, KLOX, TAUCHE DURCH DAS CHAOS. DIE LEICHE JOE RANKINS TREIBT VORBEI. ICH BIN DUNJER. FINSTERE, KAUM ERKENNBARE VERFOLGER SIND HINTER MIR HER. ICH RASE ENDLOS DURCH LEERE STRASSEN, DANN IN EIN HAUS, HOCH ZU 2A. DIE TÜR IST UNVERSCHLOSSEN ICH TRETE IN EIN 1-ZIMMER-APARTMENT. EIN SCHMUTZIGER, ROT-GRÜNER VORHANG TEILT ES AB. ICH ZIEHE IHN ZUR SEITE. ICH, DUNJER, LIEGE AUF DEM BODEN NEBEN EINEM UNGEMACHTEN BETT. EINE LESEBRILLE LIEGT NEBEN MEINER AUSGESTRECKTEN RECHTEN HAND. ICH BETRACHTE DEN TITEL DES BUCHES NEBEN MIR. ER HEISST: »HURRA, KLOX!« ICH WEISS, HIER IST DIE WELT DER UNLOGIK. ICH NEHME EINE ÄNDERUNG VOR, BÜGLE EINE FALTE AUS. DER LIEGENDE TRÄGT JETZT EINE CLOWNMASKE. SEIN AUSSEHEN WIRD EHER BETÖREN ALS DEN BETRACHTER IN DEN WAHNSINN TREIBEN. ICH BRECHE WIEDER AUF. MEIN ZIEL IST FAST IN REICHWEITE.
26.
Aus der Dunkelheit marschierte Viererreihe um Viererreihe von Mechs.
»Um Himmels willen, was ist denn das? « fragte Gloria Graham.
»Mechanische Wesen«, erklärte Dr. Saß. »Haben Sie auf Ihrer Welt denn keine?«
»Nein.«
»Auf unserer gibt es sie überall. Sie sind eine große Hilfe.«
»Die da nicht«, sagte ich.
»Oh? Sind sie denn anders?« fragte Dr. Saß.
»Sie tragen etwas!« rief Debbie.
»Mhm«, bestätigte ich.
»Bitte sagen Sie nicht Mhm «, bat Wadsworth. »Das kitzelt so.«
Saß spähte über dem Geländer durch das Glas. »Das müssen ja Tausende sein! Aber sie sehen doch auch nicht anders aus als unsere. Offenbar kommen sie von der Stadt, die wir gesehen haben.«
»Und was tragen sie, Saß?« fragte ich.
»Tragen, Dunjer? O ja, Käfige … Großer Gott! «
»Ja, Käfige, in denen Menschen stecken«, sagte ich. »Na, was ist, Saß? Wie lange brauchen Sie noch? Werde ich ewig in diesem Burschen bleiben müssen?«
Gloria Graham schrie wieder verzweifelt in ihre Puderdose.
Dr. Saß sagte: »Ich fürchte, wir werden es nicht rechtzeitig schaffen, Dunjer.«
»Sie müssen es! Also beeilen Sie sich, Saß! Bringen Sie uns nach
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