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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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seinen Preis.
    Die Last der Verantwortung ist immens. Hunderte von Menschen sind von meinem Urteilsvermögen abhängig, was ihren Lebensunterhalt betrifft, das Essen auf ihrem Tisch, die Kleidung, sie die tragen, und das Dach über ihrem Kopf. Ich habe diese Verantwortung akzeptiert. Aber ich fürchte, du siehst nur, wie du von dem, was dir gegeben werden wird, profitieren kannst. Und nicht, was von dir erwartet wird, damit das, was dir geschenkt wird, weiterhin wächst und gedeiht.«
    Vincent verstummte und wartete auf irgendein Anzeichen, dass sein Cousin verstand. Er verspürte eine gewaltige Enttäuschung, als nichts dergleichen kam. Obwohl sie nur zehn Jahretrennten, wusste er, dass die Feindseligkeit, die Germaine gegen ihn hegte, von einem ganzen Leben voller Eifersucht und Neid vonseiten des jüngeren Mannes herrührte. Die nächsten Worte seines Cousins bestätigten das.
    »Sie tun das nur, weil Ihnen das gesamte Raeborn-Vermögen schon zur Verfügung steht. Aufgrund eines außergewöhnlichen Zufalls hat Ihr Vater alles geerbt und meiner nichts. Aufgrund der achtzehn Minuten, die zwischen ihrer Geburt lagen, hat Ihr Vater alle Reichtümer geerbt, während meiner als Bettler zurückblieb.«
    Vincent umfasste die Tischkante so fest, dass seine Finger schmerzten. »Ob mein Vater nun achtzehn Minuten oder achtzehn Jahre vor deinem geboren wurde, er ist und bleibt der Erstgeborene und damit auch der Erbe. Er wurde als Erbe des Herzogtums Raeborn geboren, genau wie ich.«
    Vincent leerte sein Glas und füllte es erneut. Nach einem weiteren Schluck drehte er sich um. »Ich habe dir alles gegeben, was du bekommen wirst.«
    »Zur Hölle mit Ihnen, Raeborn!«
    »Es reicht! Wenn die Zeit gekommen ist, wird alles dir gehören. Und wenn es an dich übergeht, bist du hoffentlich verantwortungsvoll genug, das Geschenk, das du empfängst, auch zu würdigen.«
    »Ein Stadthaus und ein Landgut reichen nicht aus. Wie können Sie es wagen, von mir zu erwarten, wie ein Landjunker zu leben, wo ich doch Ihr Erbe bin? Ihr Erbe!«
    »Dann sei ein Erbe, auf den ich stolz sein kann.«
    Vincents scharfe Erwiderung war eine seltene Zuschaustellung seiner Wut und Erbitterung. Er bereute die Worte, sobald sie ihm über die Lippen gekommen waren.
    Zu solchen Gelegenheiten hätte er sein gesamtes Erbe dafür gegeben, dass die Dinge anders stünden. Er hätte mit Freude den Raeborn-Titel und alles, was damit zusammenhing, abgetreten, wenn dafür die zwei Frauen, die ihr Leben geopfert hatten, um ihm einen Erben zu schenken, noch am Leben wären.
    Er umklammerte sein Glas, bis er fürchtete, das teure Kristall würde in seiner Hand zerspringen. »Alle Argumente, die du vorbringst, sind überflüssig, Cousin. Es ist und bleibt eine Tatsache, dass ich bis zu meinem Tod der Duke of Raeborn bin.«
    »Diese Tatsache ist mir stets bewusst,
Euer Gnaden

    Vincent reagierte nicht auf den Sarkasmus in der Stimme seines Cousins. »Noch heute geht ein Brief an meinen Anwalt mit der Anweisung, all deine unbezahlten Rechnungen zu begleichen. Die Papiere dein Londoner Stadthaus und Castle Downs betreffend liegen in einer Woche zu deiner Unterschrift bereit.«
    Der Duke of Raeborn erhob sich langsam und trat mit dem Glas in der Hand zum Fenster. Als Zeichen, dass sein Cousin entlassen war, wandte er ihm den Rücken zu.
    Es folgte eine kurze Pause, bevor Germaine aus dem Zimmer stürmte. Die schwere Eichentür fiel hinter ihm mit einem lauten Knall zu.
    Vincent hob das Glas zum Mund und trank. Er hatte viel mehr Alkohol zu sich genommen als sonst und war fast betrunken. Doch heute war es ihm gleichgültig. Zu viele der Worte seines Cousins brannten wie Säure in einer offenen Wunde. Zu viele seiner Anschuldigungen kamen der Wahrheit näher, als er zugeben wollte. Er
war
pedantisch und gesetzt. Er hatte zu viel Tod gesehen, um es nicht zu sein. Zu viel von seinem Herzen geopfert, um sich nicht mit einem Schild aus Distanziertheit zu schützen. Sollte die Welt doch glauben, sein Herz wäre aus Stein. Es war ihm egal.
    Er nahm die halb leere Karaffe und trat wieder ans Fenster. Die Sonne ging langsam unter, die Nachmittagsschatten wurden länger. Er hob die Karaffe, um sein leeres Glas zu füllen, und schenkte sich mit fast unkontrolliert zitternden Händen ein. Es war lange her, seit die Vergangenheit ihn mit solcher Macht eingeholt hatte.
    Vor seinem geistigen Auge erschienen die Gesichter seiner beiden jungen Frauen. Sie waren beide auf ihre Art zärtlich

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