Intimer Betrug
Mal.«
Raeborn verzog die Lippen zu einem ironischen Lächeln. »Vielleicht ist das der Preis, den Sie für Ihre Täuschung zahlen müssen.«
Grace erschauderte. Ihr gefror das Blut in den Adern. Sie wäre froh, wenn es vorüber wäre. Wenn sie ihm sagen könnte, dass sie kein Kind von ihm erwartete und er diese Farce beenden konnte.
Die Schwere ihrer Tat überwältigte sie plötzlich. Ihre Schuldgefühle und die Scham erstickten sie fast. Sie hatte geglaubt, ihr gemeinsames Täuschungsmanöver noch ein bisschen länger durchhalten zu können, aber sie konnte es nicht. Sie ertrug es nicht, dass er sie ansah, sie berührte, mit ihr tanzte – sie auch nur anlächelte –, obwohl sie wusste, dass es das Letzte war, was er tun wollte. Obwohl sie wusste, dass er sie nur aus dem einzigen Grund beachtete, weil sie ihn hintergangen hatte und er dazu gezwungen war, ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Obwohl sie wusste, dass unter der Oberfläche die Wut darüber brodelte, wie sie ihn getäuscht hatte.
»Bitte kehren Sie in den Ballsaal zurück, Euer Gnaden. Ich komme gleich nach.«
Sie wandte sich von ihm ab und ging weiter den Weg entlang, um genügend Abstand zu ihm zu bekommen und das bisschen Selbstbeherrschung wiederzuerlangen, über das sie noch verfügte. Ihr Zittern wollte einfach nicht nachlassen. Sie betete, dass er bemerken würde, dass sie allein sein wollte, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Sie hörte seine Schritte hinter sich und hielt den Atem an.
Bitte lass ihn einfach fortgehen.
Sie schlang die Arme um sich und presste fest die Lippen zusammen, um das Wimmern zu unterdrücken, das ihr zu entschlüpfen drohte. Es war besser, die Sache sofort zu beenden. Bevor sie noch mehr miteinander verbandelt wären, als sie es jetzt schon waren. Bevor noch irgendjemand davon ausging, dass ihre Gefühle füreinander echt wären und sie die mitleidigen Blicke ertragen müsste, wenn er nicht länger ihre Gegenwartsuchte. Hatten sie der Gesellschaft nicht schon genügend Anlass für Klatsch und Tratsch geboten? Davon gäbe es noch mehr, wenn ihr Körper endlich zeigte, dass alle Sorge umsonst gewesen war und für ihn keine Veranlassung mehr bestünde, diese betrügerische Rolle weiter zu spielen.
Sie kniff die Augen zu und wünschte sich mit aller Kraft, dass er sie allein ließe. Als er hinter sie trat und seine Finger sich um ihre Arme schlossen, zuckte sie zusammen. Ihr Puls raste, ihre Haut brannte, wo er sie berührte. Und dann tat er das Undenkbare. Er zog sie an sich und hielt sie fest.
Ihr Rücken war an seine Brust gepresst, sein warmer Atem strich über ihre nackte Haut an Hals und Schultern. Er schlang die Arme um sie und verschränkte die Finger vor ihrer Taille.
»Einfach tief durchatmen und entspannen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Es hat keinen Sinn, sich zu beunruhigen, bis wir es sicher wissen, so oder so.«
Seine Stimme wirkte auf sie wie ein Balsam, der sogar die Stellen in ihr beruhigte, die von einer Furcht schmerzten, die sich nicht legen wollte.
Am ganzen Körper zitternd, schnappte sie nach Luft. Als bemerkte er den Aufruhr, der in ihr tobte, drehte er sie in seinen Armen um und zog sie an sich.
Seine Umarmung spendete ihr Trost, während seine Hand über ihren Rücken streichelte. Seine wohltuende Wärme durchströmte sie und sie lehnte sich an ihn, als könnte er allein sie stützen.
»Wie rührend. Hoffentlich störe ich nicht, Euer Gnaden.«
Grace versteifte sich. Raeborns Hände hielten inne und stützten sie, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor, als er sich von ihr löste. Er wandte sich zu dem Störenfried, schirmte sie jedoch mit dem Körper vor ihm ab.
Beim Klang dieser Stimme durchzuckte Angst sie wie mit scharfen Splittern. Glühende Nadelstiche quälten ihr Fleisch, während ihre Panik wuchs, als sie die Stimme der Person zuordnete, die sie fürchtete.
»Ich hatte von den Gerüchten gehört, dass Sie wieder auf Brautschau sind, Raeborn, konnte es jedoch kaum glauben, als ich hörte, wer die Auserwählte ist. Ich musste mich persönlich vergewissern, dass die Gerüchte wahr sind. Ich muss sagen, ich bin überrascht.«
»Und warum, Lord Fentington?«
Grace hob den Blick und sah Baron Fentington an. Bei seinem Anblick gelang es ihr nicht, ein angstvolles Einatmen zu unterdrücken.
Raeborn trat näher zu ihr und zog sie beschützend an seine Seite. Sein Gesicht drückte Verwirrung aus, dann langsames Begreifen.
Er wusste es. Raeborn wusste, dass Fentington der Grund
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