Intimer Betrug
Gedanken.«
Bevor Caroline weitersprechen konnte, fiel ihr Blick auf jemanden hinter Grace. Am koketten Lächeln der Damen um sie herum sowie an dem Umstand, dass sich ihr kleiner Kreis teilte, erkannte sie, dass er hinter ihr stand. Sie spürte die Wärme seines Körpers, die Energie, die von ihm ausging. Ihr stockte der Atem, als sie sich zu ihm umdrehte.
»Guten Abend, Lady Grace. Meine Damen«, begrüßte er sie alle.
»Euer Gnaden.«
Raeborn plauderte eine Weile freundlich mit ihnen allen, als wäre nicht jedem im Saal aufgefallen, wohin es ihn gleich nach seiner Ankunft gezogen hatte. Welche Dame er als Gegenstand seiner Aufmerksamkeit ins Visier genommen hatte. Er hätte seine Absichten nicht deutlicher kundtun können, wenn er ein Banner gehisst und Trompeter angeheuert hätte.
»Gleich beginnt der nächste Tanz, Lady Grace. Würden Sie mir die Ehre erweisen?«
In dem Wissen, was man von ihr erwartete, ergriff Grace lächelnd seine dargebotene Hand. Sie ging mit ihm und spürte die Blicke aller auf sich. Sie wusste, wenn sie sich umdrehte, würde sie die Ungläubigkeit in ihren Gesichtern sehen. Dass keiner von ihnen verstand, warum der Duke of Raeborn ihr den Hof machte.
Sie hatte nichts, was für sie sprach, keine große Mitgift, keinen angesehenen Familiennamen. Nicht einmal Jugend oder ein hübsches Gesicht. Ganz zu schweigen davon, dass alle glaubten, der Duke ginge nicht mehr auf Brautschau. Immerhin hatte er in den fünf Jahren nach dem Tod seiner Frau an niemandem Interesse gezeigt.
Warum also an ihr?
Eine Welle der Panik überwältigte sie. Bestimmt würde irgendjemand darauf kommen, dass sie irgendwelche Ränke geschmiedet hatte, um eine so ausgezeichneten Partie dazu zu zwingen, ihr den Hof zu machen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Vielleicht wussten sie nicht, wie weit sie gegangen war, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis sie sich zusammenreimten, dass sie ihn in eine Falle gelockt hatte. Warum sonst sollte der einflussreiche Duke of Raeborn sie eines zweiten Blickes würdigen? Sie hatte sogar munkeln hören, dass der Cousin des Herzogs seine Empörung geäußert hatte, weil Raeborn doch eigentlich geschworen hatte, nie wieder zu heiraten.
»Sie sehen heute Abend außergewöhnlich reizend aus, Mylady«, sagte er, führte sie auf die Tanzfläche und nahm sie in die Arme.
Sie wünschte, der Tanz wäre kein Walzer. Um wenigstens etwas Abstand zu ihm halten zu können. Doch das war unmöglich. Er hielt sie eng umschlungen und trug sie mit sich über das Parkett. Ein Schauer lief ihr über den Körper.
»Stimmt etwas nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, alles in Ordnung.«
»Dann könnten Sie mir vielleicht ihren Gesichtsausdruck erklären und warum Sie in meinen Armen zittern.«
Sie bemühte sich, jeden Ausdruck aus ihrem Gesicht zu tilgen, der auf ihre Angst hindeutete, und verzog den Mund zu etwas, das hoffentlich wie ein aufrichtiges Lächeln aussah. Doch an seinen hochgezogenen Augenbrauen erkannte sie, dass es ihr nicht gelungen war.
Er zog sie noch enger an sich, wirbelte sie dreimal rasant im Kreis herum und führte sie danach durch die offen stehenden Doppeltüren auf die Terrasse. Er blieb nicht eher stehen, bis sie die drei kleinen Stufen hinab und in den Garten gegangen waren.
Er fasste sie an den Armen und drehte sie zu sich. »Was ist mit Ihnen?«, fragte er, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an.
Sie wandte sich ab. »Alles in Ordnung.«
»Das ist es nicht. Sie zittern. Sagen Sie es mir. Was quält sie?«
Grace holte tief Luft und trat von ihm weg. »Sie müssen das nicht tun.«
»Was denn?«
»Sich derart um mich bemühen. Die Leute interpretieren zu viel in die Aufmerksamkeit hinein, die Sie mir schenken.«
»Ist Ihnen das unangenehm?«
»Ja. Die Leute gehen davon aus, dass es Ihnen ernst ist. Dass Sie mich tatsächlich als Ihre Herzogin in Betracht ziehen.«
»Und Sie wissen es natürlich besser.«
»Ja.« Sie wich seinem Blick aus. »Ich würde die Leute lieber mit einer überstürzten Heirat schockieren, als ihre feixenden Gesichter zu ertragen, wenn sie feststellen, dass Sie das Interesse an mir verloren haben.«
»Sie gehen davon aus, dass dieser Tag kommen wird?«
Sie wandte sich wieder zu ihm. »Natürlich.«
Er schnappte nach Luft. »Haben Sie Ihre …«
Graces Wangen brannten. »Nein. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Eine Schwangerschaft ist höchst unwahrscheinlich nach nur diesem einen
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