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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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war. Etwas Wichtiges. Vincents Cousin brach als Erster sein Schweigen.
    »Vermutlich hätte ich wissen müssen, dass Ihnen täglich ein Rechenschaftsbericht vorgelegt werden würde«, sagte Germaine und ignorierte das Kompliment. Dann lenkte er das Gespräch auf sie.
    »Raeborn, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin, dass Sie mir verschwiegen haben, dass Sie eine so bezaubernde Frau kennengelernt haben.«
    »Dann muss ich mich bei dir entschuldigen. Das habe ich in der Tat.« Raeborn wandte den Blick zu ihr und Grace wusste, dass dies ihr Stichwort war. Sie lächelte.
    »Und ich glaube, es gibt nichts, was ich jetzt lieber täte, als mit einer so schönen Frau zu tanzen.« Er reichte ihr die Hand. »Wenn du uns entschuldigst.«
    »Natürlich.«
    Raeborn nahm ihr das Glas ab, reichte es einem Diener und führte sie auf die Tanzfläche. Das Orchester begann gerade mit einem Walzer und er zog sie in die Arme und wirbelte sie gekonnt über das Parkett.
    »Sie tanzen wunderbar«, sagte er, um Konversation zu machen. »Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich es schätze, mit einer Partnerin zu tanzen, die mir nicht auf die Zehen tritt.«
    Grace stutzte. Dann lachte sie. »Das liegt daran, dass ich sechs Schwestern hatte, denen ich das Tanzen beibringen musste. Dadurch habe ich viel Übung bekommen.«
    »Und wer hat es Ihnen beigebracht?«
    »Meine Mutter. Sie hat sehr gern getanzt.«
    »Das merkt man. Wie alt waren Sie, als sie starb?«
    »Zwölf.«
    »War sie krank?«
    »Nein. Sie ist bei Annes Geburt gestorben.«
    Eine plötzliche Kälte schien sich zwischen ihnen auszubreiten und Grace spürte unter ihren Händen, wie Raeborns Muskeln sich anspannten. Als sie aufblickte, war sein Gesicht ausdruckslos. »Stimmt etwas nicht, Euer Gnaden?«
    »Nein«, antwortete er, doch sie sah es ihm an. Und sie wusste auch, was es war. Lange Zeit sagte er nichts mehr, sondern führte sie so mühelos durch die Schritte, als läge ihm das Tanzen im Blut. Als er den Gesprächsfaden wieder aufnahm, klang seine Stimme hart.
    »Was hatte mein Cousin Ihnen mitzuteilen, Grace?«
    »Nichts. Nur, dass er mich kennenlernen wollte und enttäuscht darüber war, dass Sie ihm nicht die Ehre erwiesen haben, uns einander persönlich vorzustellen.«
    »Sonst nichts?«
    Grace erblasste. Wie konnte sie ihm sagen, was Kevin Germaine ihr erzählt hatte? Wie konnte sie ihm sagen, dass sie nun wusste, warum er sie nicht als Ehefrau wollte? Warum er nicht noch einmal die Schwangerschaft einer Frau erlebenwollte? Dass er nicht riskieren wollte, noch einen Erben zu verlieren?
    »Was sollte es sonst noch sein?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Nichts.«
    Er fixierte sie, als wüsste er, dass sie ihm nicht alles erzählt hatte. Sie wünschte sich verzweifelt, sich ihm entziehen zu können. Irgendwo weit weg zu sein, wo sie nachdenken konnte. Wo sie allein sein konnte. Vielleicht war das alles, was sie brauchte. Ein paar Tage Abstand von allen und allem. Wenn er sie nicht permanent mit Argusaugen bewachte, wenn sie nicht unentwegt die Rolle spielen müsste, die er ihr zugewiesen hatte, würde ihr Körper vielleicht wieder Räson annehmen und der ganze Albtraum wäre vorüber.
    Nach dem Walzer geleitete er sie zu Caroline. Sie wünschte ihm eine gute Nacht und deutete an, dass sie müde sei und nach Hause gehen wollte. Caroline willigte rasch ein. Nachdem sie sich von ihren Gastgebern verabschiedet hatten, traten sie hinaus in den Frühlingsabend.
    Sobald sie die kühle Nachtluft einatmete, wurde ihr Kopf wieder frei, und sie wusste ohne jeden Zweifel, was sie tun musste.

    »Bist du noch wach, Linny?«, flüsterte Grace, nachdem sie an die Tür des Ankleidezimmers ihrer Schwester geklopft hatte.
    Carolines Zofe öffnete die Tür.
    Drinnen ertönte Carolines Stimme. »Komm rein, Grace. Stimmt etwas nicht?«
    »Nein«, sagte Grace und trat ein. Das Dienstmädchen verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Ich muss nur mit dir reden.«
    Caroline erhob sich von dem Stuhl vor ihrem Frisiertisch und setzte sich neben Grace auf die geblümte Polsterbank, die schräg vor dem Kamin stand. »Was gibt es denn, Grace?«
    »Du musst mir einen Gefallen tun, Linny.«
    »Natürlich. Was du willst.«
    »Ich möchte gern dein Angebot annehmen, mich ein paar Tage lang in deinem Gutshaus wohnen zu lassen.«
    »Jetzt?«
    »Ja. Nur etwa eine Woche.« Grace erhob sich und lief zur anderen Seite des Raumes, wo Carolines Schreibtisch am Fenster stand.

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