Intimitaet und Verlangen
Struktur.
Weitere Beispiele sind:
â  Ich will in einer monogamen Beziehung mit dir leben, aber du hast wiederholt auÃereheliche Affären gehabt. (Das Dilemma das Partners lautet in diesem Fall: »Ich will Sex mit anderen Menschen haben, aber ich will mich nicht scheiden lassen.«)
â  Ich will unser Geld für Dinge ausgeben, von denen ich weiÃ, dass du sie nicht billigst, aber ich will, dass du mir das Gefühl gibst, okay zu sein, und dass du mir bestätigst, dass ich nicht egoistisch bin.« (Das Dilemma das Partners lautet: »Ich bin es leid, immer die Böse zu sein, aber ich will auch nicht, dass du noch mehr Geld ausgibst.«)
â  Wenn ich dir sagen würde, wie wütend ich auf dich bin, müsste ich fürchten, dass du mich verlassen würdest!« (Das Dilemma das Partners lautet: »Wir sollten mehr miteinander reden, aber ich möchte deine Gefühle nicht verletzen.«)
Zwickmühlen dieser Art sind bei Problemen, die das sexuelle Verlangen betreffen, auf Schritt und Tritt zu finden. Klassisch ist in dieser Hinsicht der Ausspruch eines verlangensschwachen Partners »Ich will keinen Sex, aber ich will mit jemandem verheiratet bleiben, der Sex will« und der Ausspruch eines verlangensstarken Partners »Ich will Sex haben, aber ich bin mit jemandem verheiratet, der das nicht will« oder »Mein Partner gibt mir Mitleids-Sex, wenn ich darum bettle, aber er will mich eigentlich nicht.«
Tom schlug sich auch noch mit einem anderen Dilemma herum, nämlich, dass er seine Beziehung zu Helen fortsetzen wollte, ohne sexuell mit ihr zu verkehren und ohne sie zu heiraten. Er wollte, dass die Situation so bliebe, wie sie war, bis er »Klarheit gewonnen« hätte, wohingegen Helen bereit war, allein ihren Weg zu gehen. Tom redete sich ein, Helen seien ihre Beziehung zu ihm und er als Person gleichgültig, denn andernfalls wäre sie ja bereit gewesen â davon war er überzeugt â, ihn so lange gewähren zu lassen, bis er sich entschieden hätte.
Helen kämpfte mit anderen Entscheidungsdilemmata: Einerseits wollte sie ihrer Beziehung mit Tom jede Chance geben, doch andererseits hatte sie diese Beziehung eigentlich schon aufgegeben. Helen hatte sich von Toms mangelnder Bereitschaft lähmen lassen, seine wahre Position klarzustellen oder sich mit seiner Unfähigkeit, sie zu wollen , auseinanderzusetzen.
Das prototypische Entscheidungsdilemma in einer Ehe ist: Sie wollen sich zwei Möglichkeiten (gleichzeitig) offenhalten, müssen sich aber für eine entscheiden. Sie wollen zwei Möglichkeiten, weil (1) Sie die Wahl haben wollen, zu tun, wonach immer Ihnen ist, und (2) Sie wollen infolge Ihrer Wahl keine Angstempfinden. Sie wollen die Resultate Ihrer Wahl vermeiden, ohne Angst zu erleben oder sich mit den Konsequenzen Ihrer Entscheidung auseinandersetzen zu müssen. Sie können dies nur auf eine Art erreichen, nämlich indem Sie Ihre Partnerin davon abhalten, ihre eigenen Wahlmöglichkeiten zu nutzen.
Dem Partner die Wahlmöglichkeiten stehlen
Menschen improvisieren oft Lösungen, indem sie ihren Partnern Wahlmöglichkeiten stehlen. Dies ist eine Art, zwei Wahlmöglichkeiten gleichzeitig zu realisieren. Es ist so, als hätten Sie eine Affäre, würden Ihrer Partnerin aber nichts davon erzählen, weil Sie sonst von ihr verlassen würden. Sie haben zwei Wahlmöglichkeiten (eine Affäre haben und eine monogame Partnerin haben), und Ihre Partnerin hat keine Wahl. Das Gleiche gilt, wenn ein Partner ein Baby will oder in eine andere Stadt umziehen möchte, und nach einer langwierigen Diskussion kann sich der andere »immer noch nicht entscheiden«. (Sie schaffen es, etwas zu vermeiden, das Sie nicht tun wollen, und gleichzeitig gelingt es Ihnen, Ihren Partner trotzdem in der Nähe zu halten.)
Wenn Menschen ihre Entscheidungsdilemmata umgehen wollen, verwenden sie oft hochtrabende Begriffe wie »Kompromiss« und »Verhandlung« â was man ehrlicher als »den Partner um seine Wahlmöglichkeiten bringen« bezeichnen könnte. In solchen Situationen wird auch gern von »Win-Win-Lösungen« geredet, oder es wird geklagt, man »fühle sich gezwungen, eine Entscheidung zu treffen«. Tatsächlich jedoch versuchen diejenigen, die sich nicht mit ihren Entscheidungsdilemmata auseinandersetzen wollen, ihre Partner unter Druck zu setzen.
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