Intimitaet und Verlangen
hatte.
»Freiheit ist eine harte Nuss, nicht wahr? Wenn Helen der Handel, den Sie Ihr anbieten, nicht gefällt, kann sie gehen. Sie kann diese Entscheidung treffen. Wenn es keine Freiheit gäbe, hätten Sie dieses Problem nicht.«
Tom lachte. »In Situationen wie dieser ertappe ich mich bei einer Vorliebe für gutwillige Diktatoren!«
»Leider ist es nicht charakteristisch für unsere Spezies, dass ein Partner beschlieÃt und der andere sich diesem Beschluss widerstandslos fügt. Das Problem, mit dem Sie sich konfrontiert sehen, ist im Laufe von Millionen von Jahren entstanden, und ich glaube nicht, dass es Ihnen gelingen wird, sich gegen diese ganze Entwicklung durchzusetzen.«
Tom schaute Helen an. »Ich will das hier nicht vermasseln.«
Dann wandte er sich an mich. »Ich möchte, dass Sie mir helfen, diese Sache ins Reine zu bringen. Ich bin in solchen Dingen nicht gut, und ich möchte, dass diese Beziehung anders wird.« Dies war eine authentische Bitte um Hilfe.
» Wollen Sie das?«
Tom wurde der Sinn meiner Frage klar. Er hatte nicht gesagt, er wolle Helen oder die Beziehung, sondern er hatte erklärt, was er selbst wollte. Langsam und wohlüberlegt sagte Tom: »Ja, ich will das!«
Selbstkonfrontation und Selbstberuhigung
»Was kann ich jetzt tun?« fragte Tom.
»Sie brauchen sich nicht aufzugeben und auch nicht alles zu tun, was Helen will â tatsächlich geht es um das genaue Gegenteil. Hören Sie auf, so zu tun, als müssten Sie sich aufgeben. Fassen Sie den Mut auszuwählen, was für Sie am wichtigsten ist. Seien Sie Helen gegenüber schlicht und einfach ehrlich. So würde ein Freund sein.«
Ich stellte gemeinsam mit Tom eine Liste von Dingen zusammen, die er tun könnte, um sich über sich selbst und seine Beziehung zu Helen Klarheit zu verschaffen. Dies erforderte eine Selbstkonfrontation und viel Bemühen um Selbstberuhigung.
Ich half Tom, adäquate Selbstkonfrontationen zu entwickeln. UngeeigneteArten der Selbstkonfrontation bringen nichts. Beispielsweise erklärte Tom, er wolle sich damit auseinandersetzen, ob er auf Frauen generell wütend sei, weil er eine so schlechte Beziehung zu seiner Mutter gehabt hätte. Ich empfahl ihm daraufhin, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, bezüglich derer er sich sicherer sei â beispielsweise damit, dass er sich an der aus seiner Kindheit stammenden Maxime » Wenn du mich liebst, gibst du auf, was du selbst willst, und tust, was ich will« orientiere. Es ging nicht darum, ob diese Dynamik in seinem Leben wirksam war oder nicht, sondern was er diesbezüglich tun könnte.
Die andere Gewissheit war, dass Helen durch Toms Unentschlossenheit daran gehindert wurde zu realisieren, was sie wollte. Statt sich mit seiner Absicht auseinanderzusetzen, konnte Tom sich auch mit seiner Wirkung konfrontieren.
Tipps für die Entwicklung von Geistesstille und Ruhe des Herzens
Natürlich ist diese Art von Selbstuntersuchung für jeden Menschen schwierig und schmerzhaft. Manchmal versetzte es Tom in starke Erregung, wenn er Gedanken darüber zulieÃ. Er fragte, wie er sich besser beruhigen und ausgeglichener bleiben könne. Daraufhin gliederten wir das Problem in simple Punkte, um seine Bemühungen, sich zu beruhigen, möglichst effektiv zu gestalten:
â  Geben Sie Ihrem Dilemma eine Bedeutung. Dies ist die wichtigste Selbstberuhigungsstrategie überhaupt. Tom vermochte wesentlich mehr Schmerz zu ertragen, wenn er sich auf seine Bemühungen konzentrierte, sein Leben zu ändern, statt solche Veränderungen Helen zu überlassen. Die Situation als eine Chance zu verstehen, anders als seine Mutter zu sein, half ihm, sinnvolle Beharrlichkeit zu entwickeln.
â  Wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre Emotionen zu regulieren, dann kontrollieren Sie Ihr Verhalten. Wenn die Gefahr besteht, dass Sie die emotionale Ausgeglichenheit verlieren, sollten Sie dafür sorgen, dass Ihr Neokortex aktiviert wird. Hören Sie auf zu reden. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. Atmen Sie ein, und verlangsamen Sie so Ihren Herzschlag. Sprechen Sie bewusst leiser, und entspannen Sie die angespannten Kiefermuskeln. Wenn Sie denken: »Vielleicht sollte ich das nicht sagen, aber â¦Â«, dann beherzigen Sie Ihren eigenen Rat.
â  Nehmen Sie das Verhalten Ihres Partners (oder das Ausbleiben seiner Reaktion) nicht
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