Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schnarch
Vom Netzwerk:
uns selbst durch unser Wollen und Wählen. Bei diesem Entwicklungsprozess sind wir gleichzeitig die Künstler und das Kunstwerk.
    Gedanken zum Weiterdenken
    1.  Verlangen ist Wollen . Das sexuelle Verlangen des Menschen ist ein Verlangen nach dem Partner, nicht nur ein Verlangen nach Sex an sich. Wenig differenzierte Menschen wollen nicht wollen , sondern gewollt werden .
    2.  Probleme, die das sexuelle Verlangen betreffen, erzeugen Entscheidungszwänge (und entstehen aus ihnen). Solche Dilemmata existieren, weil die Zahl der Wahlmöglichkeiten in Liebesbeziehungen endlich ist. In durch emotionale Verschmelzung geprägten Beziehungen werden Ihre Wahlmöglichkeiten eingeschränkt, wenn Ihr Partner beginnt, ein stabileres und flexibleres Selbst zu entwickeln.
    3.  Das menschliche Verlangen ist erstaunlich: Wir mobilisieren uns, indem wir uns gestatten zu wollen. Was wir wollen, beinhaltet letztendlich, dass wir zu mehr werden, als wir im Augenblick sind. Statt uns von Unbehagen und Entbehrungen antreiben zu lassen, lassen wir uns von unserem Empfinden, »unserere Bestimmung noch nicht erreicht zu haben«, vorantreiben.

9.  Normaler ehelicher Sadismus, der Teufelspakt und andere Scheußlichkeiten
    In diesem Kapitel werden wir uns mit der dunklen Seite sexueller Beziehungen befassen. (In Kapitel 11 geht es dann um die eher spirituellen und »erleuchtenden« Aspekte sexuellen Verlangens.) Leider gibt es viele »dunkle Machenschaften«, wenn mit dem sexuellen Verlangen zusammenhängende Probleme auftreten. Nicht ohne Grund hat einmal jemand geschrieben: »Eine lange Verbindung – andauernder Kontakt zwischen Menschen, wie er entsteht, wenn ein Mann und eine Frau zusammenleben – das läuft auf eine Art Verwesung hinaus, auf die Entstehung eines Gifts.« 1
    Lieblose Handlungen gehören zur Ehe. Emotionale Patts, emotionale Verschmelzung und Entscheidungsdilemmata führen zu alltäglichen emotionalen Grausamkeiten, die keine physischen Spuren hinterlassen. Wenn Sie Ihren Partner in einer monogamen Beziehung foltern wollen, können Sie dies kaum besser, als indem Sie Sex und Verlangen instrumentalisieren. Diese Art von emotionaler Tortur bezeichne ich als »normalen ehelichen Sadismus«. Er manifestiert sich auf vielfältige Weisen, beispielsweise in Form verletzender Äußerungen oder des Zurückhaltens wichtiger Informationen. Sie könnten besonders geschickt darin sein, strategisch zu manövrieren oder subtil (oder auch weniger subtil) zu zwingen, Druck auszuüben, zu manipulieren und Ihren Partner herabzusetzen. Egoismus und Misstrauen zählen in manchen Ehen zur Normalität.
    Das »wunderschöne Paar«: Barbie und Ken
    Haben Sie und Ihr Partner einen Pakt mit dem Teufel? Beruhen Ihre Probleme bezüglich des Verlangens auf einem Handel, dessen Konsequenzen Sie irgendwann werden tragen müssen? Aufgrund ihrer niedrigsten Instinkte stimmen Paare schädigenden emotionalen Vereinbarungen zu. Und einige dieser »Deals« töten garantiert das sexuelle Verlangen: Ein Beispiel hierfür ist eine »Trophäenfrau«(oder ein entsprechender Mann). Ihre Ehe basiert auf der Kunst, einen Handel abzuschließen. Dabei spielt Sex gewöhnlich eine wichtige Rolle. Leider hat dieser Handel jedoch zur Folge, dass das sexuelle Verlangen früher oder später einschläft und schließlich abstirbt.
    Ich werde Ihnen nun die Geschichte von Barbie und Ken erzählen, einem Paar, dessen Probleme durch ein Abkommen der soeben beschriebenen Art entstanden waren. Barbie und Ken passten in einem gewissen Sinne perfekt zusammen: eine Trophäenfrau und ein Trophäenmann. Ken war ein erfolgreicher Neurochirurg, der es gewohnt war, dass andere Menschen sich seinen Wünschen und Vorstellungen fügten. Barbie war eine wunderschöne »Nur-Hausfrau«, der die Männer in Scharen hinterherliefen. Ken und Barbie konnten gegenüber anderen Menschen in der Regel ihren Willen durchsetzen. Beide waren aufgeblasen und unsicher, und beide misstrauten dem anderen Geschlecht.
    Barbie hätte Filmstar sein können: Sie hatte große Brüste, trug starkes Make-up, und ihr Haar wallte; sie wirkte schrill, sexy und ungeheuer kokett. Als Barbie noch jünger gewesen war, hatte ihr Erscheinen auf Partys jedes Mal einen Menschenauflauf verursacht. Mittlerweile, mit Ende 40, wirkte sie ein wenig verhärtet, und

Weitere Kostenlose Bücher