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Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schnarch
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Und denken Sie daran: Ihr Gehirn verfolgt ständig, was in Ihrem Körper geschieht – was er tut, in welcher Position im Raum er sich befindet, was er berührt und dergleichen mehr. Wenn Sie also zusätzlich zu alldem, was Sie bisher gelernt haben, Ihrem Gehirn einen Weckruf zusenden wollen, sollten Sie dazu Ihren Körper nutzen.
    Sofern Sie Ihren Geist und Ihren Körper in Einklang bringen, können Sie Ihre Problemlösefähigkeit stark verbessern. Deshalb müssen Sie wissen, was während des Sex in Ihrem Geist geschieht. Die größten Chancen erschließen Sie sich, wenn Sie dies gleichzeitig von der körperlichen und geistigen Seite her angehen. Was denken und fühlen Sie gewöhnlich beim Sex? Sie müssen lernen, während sexueller Aktivität Ihren eigenen Geist zu spiegeln. Was darin geschieht, hat vor, während und nach dem Sex einen starken Einfluss auf Ihr sexuelles Verlangen. Außerdem beeinflusst es wahrscheinlich die neuronalen Pfade, die aufgrund dieser Erlebnisse in Ihrem Gehirn entstehen.
    Ereignisse von hoher Plastizität
    Der Tag ist nicht mehr fern, an dem Teenager im Sexualkundeunterricht lernen werden, dass es beim Sex zu tiefen Augenblicken der Begegnung kommt, welche die neuronalen Verbindungen im Gehirn beeinflussen, die in Situationen dieser Art besonders formbar und veränderbar (d.h., von hoher Plastizität) sind.
    Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, bleibt das menschliche Gehirn lebenslang wesentlich formbarer, als man bisher angenommen hatte, eher weichem Ton als behauenem Stein ähnlich. Es ist keineswegs nur ein Produkt Ihrer Gene oder der Umgebung, in der Sie leben, sondern ein sehr anpassungsfähiges Gebilde, das sich im Laufe des Lebens ständig verändert. Das Gehirn wird durch»Neuroplastizitätstraining« zu erstaunlich positiven Veränderungen befähigt – was im Grunde nichts anderes bedeutet, als dass es durch Wiederholung gestärkt wird, ähnlich wie man einen schwachen Muskel durch Training stärken kann. Außerdem belegen zahlreiche aktuelle Untersuchungen, dass das Gehirn völlig neue Verbindungen herstellen kann, selbst wenn es eine erhebliche physische Schädigung oder ein emotionales Trauma erlitten hat. 1 Sogar aufgrund interpersonaler Erlebnisse mit anderen Menschen entwickelt es neue neuronale Verbindungen. 2 Dabei spielt das Spiegeln des eigenen Geistes und des Geistes anderer eine wichtige Rolle. 3
    Emotionales Lernen ist ein gutes Beispiel für die Plastizität des Gehirns. 4 Es basiert in erster Linie auf Ausdrucksformen Ihres Körpers und auf persönlichen Erlebnissen, weniger auf der Aktivität Ihres Intellekts. Wenn Ihre Umgebung in Ihrer Kindheit einen starken Einfluss auf Sie gehabt hat, war der Grund dafür die Plastizität der neuronalen Schaltkreise, die für Ihre Emotionen zuständig sind. 5 Uns liegen Untersuchungen vor, nach denen die Plastizität des Gehirns bis zur Ebene der Gene reicht. Ob diese zum Ausdruck gelangen, hängt unmittelbar mit Ihrer Umgebung und Ihren persönlichen Erlebnissen zusammen. 6
    Chronischer Stress und chronische Angst führen zu tiefgreifenden körperlichen und neurochemischen Veränderungen in den Emotionszentren des Gehirns. Zu diesen Gehirnbereichen zählen der Präfrontalkortex, die Amygdala und der Hippocampus. 7 Amygdala und Hippocampus spielen auch beim emotionalen Lernen eine Rolle und sind beide von extremer Plastizität – in solchem Maße, dass Wissenschaftler von Plastizitätsereignissen ( plastic events ) sprechen.
    Plastizitätsereignisse können positiv oder negativ sein. Sind sie negativ, gleichen sie One-trial-learning -Erlebnissen, die durch aversive Ereignisse ausgelöst werden, welche später Probleme mit dem Langzeitgedächtnis hervorrufen. 8 Sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Unfälle und Nahtod-Erlebnisse sind hochwirksame neuroplastische Ereignisse. Das Gleiche gilt, wenn Sie als Kind oder Jugendlicher herausfinden, dass Ihr Vater oder Ihre Mutter eine Affäre hat. Lernen durch Assoziation von Gefühlen mit Erlebnissen ist ein Plastizitätsereignis, das sensorische Reize mit biologisch und psychologisch relevanter (überlebenswichtiger) Information in Verbindung bringt. 9 Plastizitätsereignisse finden in der Amygdala und im Hippocampus statt, wenn in Ihrem Leben beunruhigende Dinge geschehen. 10
    Bei Menschen, die starkem Stress

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