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Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schnarch
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Gefühle besänftigen, dürfen nicht überreagieren und müssen Unbehagen um der eigenen Weiterentwicklung willen ertragen.
    Und wenn hier von Neuem die Rede ist, dann sind damit nicht nur neuartige sexuelle Verhaltensweisen gemeint, sondern es geht um die Chance, andere Aspekte der Sexualität und Erotik Ihrer Partnerin zu erkunden oder einen bisher verborgenen Teil von Ihnen selbst ans Licht zu bringen. Wenn Ihnen klar geworden ist, dass Neuheit in erster Linie ein mentales Phänomen ist, merken Sie, dass Paare, die darüber streiten, ob sie etwas Neues tun wollen, im Grunde darüber streiten, ob sie bereit sind, einander etwas Neues zu offenbaren .
    Unser Verlangen nach neuartigen sexuellen Erlebnissen treibt den Entwicklungsprozess weiter
    Ein wichtiger Bestandteil dieses Entwicklungsprozesses lässt sich aus der Entwicklung unserer Art herleiten: Unsere menschlichen Urahnen wünschten sichneuartige sexuelle Anregungen und zahlreiche Partner. Die Anthropologin Helen Fisher ist der Auffassung, unser Drang nach »frischen Attraktionen« und nach sexueller Abwechslung sei Gehirnarealen zuzuschreiben, die zur Zeit des Auftauchens der ersten Menschen entstanden seien. Die Spannung zwischen unserem Drang nach neuartigen sexuellen Impulsen und unserem Bedürfnis nach einer Paarbindung haben die Entwicklung des Präfrontalkortex entscheidend beeinflusst. Und die Existenz des Präfrontalkortex ermöglicht es auch, mit ein und demselben Partner in einer längerfristigen Beziehung sowohl das Bedürfnis nach sexueller Abwechslung als auch das Bedürfnis nach einer Paarbindung zu befriedigen. Um dazu in der Lage zu sein, müssen wir jene sexuellen Entwicklungsprozesse durchlaufen, die einerseits unseren Geist erweitern und andererseits unser Gehirn regulieren. Unser inhärentes Bedürfnis nach neuartigen sexuellen Erlebnissen ruft in monogamen Beziehungen ein Bedürfnis nach sexueller Weiterentwicklung hervor.
    Vor einiger Zeit vertrat der Anthropologe Donald Symons die Auffassung, Männer seien stärker auf sexuelle Abwechslung fixiert als Frauen. Er führte dies auf Veränderungen der sexuellen Charakteristik beider Geschlechter zurück, die in der Zeit der Jäger und Sammler entstanden seien. Nach Symons gelang es Männern, die sexuelle Abwechslung bevorzugten, besser, ihre Gene zu verbreiten. Auf diese Weise sei bei ihnen, anders als bei Frauen, eine Vorliebe für sexuelle Abwechslung entstanden.
    Helen Fishers Auffassung ist eine andere. 2 Sie schreibt: »Außerdem legen der biologisch motivierte Trieb der Frau, Ressourcen zu erlangen, eine Versicherungspolice zu erwerben und ihren Nachkommen eine bessere oder abwechslungsreichere DNS zu sichern, die potentiell intensive und langanhaltende Reaktion der Frau beim Geschlechtsakt und die Häufigkeit von Ehebruch bei Frauen in Gesellschaften ohne sexuelle Doppelmoral die Vermutung nahe, dass Frauen regelmäßig auf sexuelle Abwechslung aus sind, vielleicht ebenso regelmäßig wie Männer.« 3 Nach ihrer Auffassung ist das Bedürfnis nach Abwechslung das gleiche, nur die Gründe unterscheiden sich. Der Sexualforscher Alfred Kinsey stellte fest, dass Frauen selbst dann regelmäßig außereheliche Beziehungen pflegen, wenn sie in einer Kultur leben, die dies durch strenge Gesetze zu verhindern versucht. Aus anderen Untersuchungen geht hervor, dass Frauen in Gesellschaften, in denen Männer und Frauen rechtlich gleichgestellt sind und es ihnen erlaubt ist, mehrere Sexualpartner gleichzeitig zu haben, ebenso häufig sexuelle Affären haben wie Männer. 4
    Die sexuelle Anspannung, die unser Bedürfnis nach sexueller Abwechslung erzeugt, ergibt sich also nicht aus geschlechtsspezifischen Unterschieden. Deshalb ist dieses Bedürfnis auch bei weiblichen und männlichen homosexuellen Paaren zu finden.
    Falls Sie also vermutet haben, die Reginas und Ellens Probleme mit dem sexuellen Verlangen bestünden, weil die beiden Frauen lesbisch seien, sollten Sie diese Ansicht noch einmal überdenken. Schwule und lesbische Paare haben bezüglich ihres sexuellen Verlangens ähnliche Probleme wie heterosexuelle Paare; in vielen Fällen sind es sogar exakt die gleichen Probleme, und diese treten aus den gleichen Gründen auf wie bei Heterosexuellen. Probleme, die mit dem sexuellen Verlangen zusammenhängen, beruhen darauf, dass Sie ein Mensch sind.
    Wenn Ihr Partner für Sie zu

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