Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
bei Jake?«
Die Erinnerung an damals machte mich traurig, doch ich nickte.
»In seinem Kopf ist das reinste Chaos, Charley. Ich behaupte gar nicht, dass du ihm nichts bedeutest. Was ich sagen will, ist, dass du auch mir etwas bedeutest, und ich will nicht, dass dir weh getan wird.«
Zitternd sog ich die Luft ein. »Deshalb brauche ich Abstand. Und ich bin inzwischen erwachsen geworden. Also wollte ich ihm einfach aus dem Weg gehen, den Kopf in den Sand stecken, und alles wäre gut.«
»Aber so ist es nicht. Du musst mit ihm reden.«
Eine ernüchternde Vorstellung. »Ja.«
Wir schwiegen für eine Weile, jeder verloren in seinen eigenen Gedanken. Schließlich lächelte Lowe müde. »Willst du hierbleiben?«
Statt einer Antwort schlüpfte ich unter die Decke und drehte mich auf die Seite, damit ich Lowe ansehen konnte. Er lag bereits unter seiner Decke. »Du küsst echt gut.«
»Ich weiß.«
Ich schnaubte. »Aber du musst unbedingt an deiner Bescheidenheit arbeiten.«
»Bin dabei.«
Lächelnd kuschelte ich mich tiefer in mein kühles Kissen. »Lowe?«
»Ja?«
»Danke, dass du so ein guter Freund bist.«
Er schwieg so lange, dass ich gar nicht mehr mit einer Antwort rechnete, aber dann sagte er leise: »Du machst es einem aber auch leicht.«
Ich schlief schon fast mit einem Lächeln auf den Lippen ein, als Lowe flüsterte: »Charley?«
»Ja?«
»Wenn ich nicht so viel Angst hätte, verletzt zu werden, dann wäre es mir mit dir ernst.«
Sein Geständnis umhüllte uns, ließ Tränen in meinen Augen brennen. Eine überwältigende Melancholie machte sich in mir breit.
Lowe war ein toller Typ. Ein Kerl, in den man sich leicht verknallen konnte. Aber er hatte recht, sich gegen mich zu schützen, denn auch wenn ich ständig das Gegenteil behauptete, hatte ich Jake immer noch nicht losgelassen.
Hoffentlich verpasste ich nicht alle möglichen guten Gelegenheiten in meinem Leben, nur weil ich Jake nicht aus dem Kopf bekam!
Kapitel 22
Fort William, Januar 2013
L icht schimmerte durch die dünnen Gardinen, die vor dem schmalen Fenster im Zimmer von Matt und Lowe hingen. Mein Blick fiel auf Lowe, der bäuchlings auf seinem Bett lag. Ein Arm hing an der Seite herunter, und seine schlanken Finger berührten fast den Boden.
Wenn er schlief, wirkte sein Gesicht viel sanfter. Es konnte aber auch sein, dass ich ihn nach letzter Nacht zärtlicher betrachtete.
Mir zog sich vor Nervosität der leere Magen zusammen, denn plötzlich wurde mir klar, dass die anderen denken mussten, Lowe und ich hätten es miteinander getrieben. Wäre ich letzte Nacht nüchterner gewesen, hätte ich rechtzeitig erkannt, dass es keine gute Idee war, in seinem Zimmer zu bleiben.
Wenigstens war Jake ja schon früh betrunken im Bett gewesen, so dass er gar nicht mitbekam, wie ich mit Lowe in seinem Zimmer verschwand. Der Wecker auf Matts Nachttisch verriet mir, dass es erst sieben Uhr war. Von den anderen würde noch keiner auf den Beinen sein, es war also am schlausten, mich jetzt aus dem Zimmer zu schleichen. Ich schlug die Decke zurück, stand leise auf und tappte auf Zehenspitzen zur Tür. Als ich an dem Wandspiegel vorbeikam, sah ich, dass meine Wimperntusche verlaufen war.
Behutsam öffnete ich die Tür, huschte hinaus und zog sie wieder zu. Ich war müde und hatte einen Kater. Ich wollte mir in der Küche etwas zu trinken holen, wandte mich in die Richtung – und stand vor Jake.
Benommen starrte ich ihn an, während er von mir zu Lowes Zimmertür und wieder zurückschaute. Sein sowieso schon blasses Gesicht wurde kalkweiß, und das Glas Wasser in seiner Hand zitterte. Bevor ich etwas erklären konnte, schoss er los und verschwand in dem Zimmer, das er sich mit Beck teilte.
Panik erfasste mich. Ich lehnte mich gegen die Wand und verfluchte das Schicksal, dass ich ausgerechnet Jake über den Weg laufen musste.
Ich hatte Jake nicht betrogen, verdammt noch mal! Wir waren schließlich schon lange nicht mehr zusammen.
Und warum fühlte ich mich dann wie eine Verräterin?
Warum hatte ich solche Angst, dass Jake mich jetzt hasste?
Ich musste endlich einen Schlussstrich ziehen. Es konnte nicht so weitergehen wie bisher, und auf keinen Fall wollte ich einen Keil zwischen Jake und Lowe treiben.
Jakes entsetzter Blick war garantiert ein Hinweis darauf, dass er nie wieder ein Wort mit mir reden würde.
Und warum hatte ich so einen Kloß im Hals, obwohl es doch genau das war, was ich die ganze Zeit gewollt hatte?
Wir standen draußen vor
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