Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
der Lodge in der Wintersonne und wollten den Berg hinunter ins Stadtzentrum marschieren, dort irgendwo etwas essen gehen und anschließend mit dem Taxi zur Ben Nevis Whiskey-Brennerei rausfahren.
Ich blickte auf den im Sonnenlicht glitzernden Loch Linnhe und wartete darauf, dass Claudia das Zeichen zum Aufbruch gab. Gleichzeitig machte ich mir Sorgen um Jake, der zu Beck gesagt hatte, er fühle sich nicht gut und wolle im Bett bleiben. Zehn Minuten zuvor hatte ich Lowe beiseitegenommen und ihn wegen meiner morgendlichen Begegnung mit Jake vorgewarnt. Er hatte die Lippen aufeinandergepresst, mir jedoch beruhigend den Rücken getätschelt. Das hieß wohl, dass er mit Jake reden würde.
Aber das wollte ich eigentlich gar nicht.
Mann, es war alles so verworren!
»Jake?«, sagte Claudia plötzlich, und ich wirbelte herum. Jake kam die Steintreppe herunter. »Ich dachte, du willst nicht mitkommen?«
Seine dunklen Augen waren undurchdringlich und kühl. Er schob die Hände in die Manteltaschen und blieb neben ihr und Beck stehen. »Hab entschieden, dass mir die frische Luft vermutlich guttut.«
Außer mir schien niemand zu merken, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Vermutlich schoben alle seine üble Laune auf den Kater. Claudia erklärte Matt gerade, warum ungeübte Bergsteiger es nicht mit dem Ben Nevis aufnehmen konnten und sollten.
»Ich sage ja nur, dass es garantiert eine Erfahrung ist, von der du noch deinen Enkelkindern erzählen wirst«, sagte Matt und sah sie hoffnungsvoll an.
Lowe schnaubte. »Und was für Enkelkinder sollen das sein, Matt, wenn du tot am Fuß des höchsten Berges von Großbritannien liegst?«
Er verzog das Gesicht. »Der höchste?«
»Das sagte ich doch gerade.« Claudia sah ihn stirnrunzelnd an. »Hörst du mir denn nicht zu?«
»Ehrlich gesagt glotze ich die ganze Zeit auf deinen Mund, wenn du redest. Oder auf deine Titten.«
Beck schlug ihn auf den Hinterkopf.
»Alter!« Matt rieb sich den Schädel. »So wie du mir ständig eine klebst, bekomme ich eher einen Hirnschaden als Kinder. Fick sie einfach und fertig.«
Claudia lief rot an, und Beck ging drohend auf Matt zu.
Lowe stellte sich schützend vor ihn. »Er quatscht nur blöd rum«, sagte er grinsend. »Lass ihn in Ruhe. Der Kerl hat einen ausgewachsenen Kater. Als wir ihn letzte Nacht ins Bett brachten, war er sturzbesoffen.«
»Wir?«, fragte Jake plötzlich in aggressivem Ton.
Lowe erstarrte und ballte die Hände zu Fäusten, während er nickte. »Denver, Rowena, Char und ich.«
Jake ging einen Schritt auf ihn zu. »Und was ist dann passiert?«
O verdammt! Meine Füße liefen eigenmächtig los, bis ich vor den beiden stand.
Lowes Blick wurde schärfer, und er murmelte zuckersüß und spöttisch: »Und dann sind wir ins Bett gegangen.«
Ohne ein weiteres Wort stürzte sich Jake auf Lowe und schlug ihm so hart ins Gesicht, dass Lowe rückwärtsstolperte und zu Boden fiel.
Alle schrien erschrocken auf oder fluchten, während ich mich zwischen Jake und Lowe aufbaute.
Ich zuckte zusammen, als Lowe mit blutender, anschwellender Lippe zu mir hochschaute und sarkastisch mit den Schultern zuckte.
»Hör auf, sie anzustarren«, knurrte Jake. »Steh auf.«
Lowe musterte ihn herablassend, erhob sich jedoch langsam.
»Was geht denn hier ab?«, fragte Rowena erschrocken, während Denver mithalf, Jake zurückzuhalten.
Lowe wischte sich über die Lippe. »Er glaubt, ich hätte Charley gefickt.«
Alle verstummten, sogar Jake.
Sämtliche Augen, bis auf die von Lowe und Jake, richteten sich auf mich.
Ich wurde bleich. »Hat er nicht!«, verneinte ich energisch.
Jake runzelte die Stirn und blickte überrascht zu mir. »Hat er nicht?«
»Nein, habe ich nicht«, bestätigte Lowe an meiner Stelle. »Ich habe sie geküsst. Einmal. Dann haben wir aufgehört und entschieden, dass es keine gute Idee ist. Aber da du vor Jahren mit Charley Schluss gemacht hast und dann monatelang mit deiner neuen Freundin vor ihrer Nase herumspaziert bist, wüsste ich zu gern, was es dich eigentlich angeht, mit wem Charley ins Bett geht. Und wieso flippst du allein bei dem Gedanken daran völlig aus?« Er kniff die Augen zusammen, und plötzlich ahnte ich, dass Lowe längst nicht so ungerührt und locker war, wie er vorgab. Er war sauer auf Jake. Richtig wütend. Seine Stimme war rau, als er fortfuhr: »Krieg dich unter Kontrolle, Mann, bevor du deine Freunde verlierst oder schlimmer noch … jemanden verletzt, der es definitiv nicht verdient, schon
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