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Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)

Titel: Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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tiefer Stimme in mein Ohr, und trotz meiner Wut auf Beck richteten sich die feinen Härchen in meinem Nacken wohlig auf.
    Stirnrunzelnd sah ich ihn an. »Wie bitte?«
    Jake wies zu Beck. »Claudia bedeutet ihm mehr, als jedes andere Mädchen ihm jemals bedeutet hat. Das weiß ich genau. Und ich weiß auch, dass er total verkorkst ist, was Frauen angeht. Er will ihr nicht weh tun.«
    Ich schüttelte den Kopf und warf meiner Freundin einen besorgten Blick zu. »Sie muss von ihm weg, bevor er ihr das Herz bricht.«
    Starke, warme Finger verschränken sich mit meinen und drückten meine Hand. »Ich hoffe, sie gibt ihm vorher noch eine Chance.«
    Als ich in Jakes ernste Augen sah, wusste ich plötzlich, dass er nicht nur von Beck und Claudia redete. Vor Rührung hatte ich plötzlich einen Kloß im Hals und schluckte mühsam. »Ich weiß, dass sie es versuchen wird.«
    Es zeigte sich schnell, dass Jake und ich große Mühe mit der Selbstbeherrschung hatten. Doch wir hingen so wie in den ganzen letzten Monaten brav mit unseren Freunden herum, küssten uns nicht, knutschten nicht, machten nichts, was auch nur annähernd mit Sex zu tun hatte. Aber um ehrlich zu sein, gab es jede Menge Sex mit den Augen.
    Die erste Woche verging rasend schnell und ohne Zwischenfälle. Sozusagen. Die Seminare hatten wieder angefangen, und ich befürchtete jeden Tag, an der Uni Melissa über den Weg zu laufen. Ich wusste von meiner Mitbewohnerin Gemma, dass es Melissa nicht gutging. Gemma hatte mich feindselig über ihren Zustand informiert, bevor sie dazu überging, mich wie Hester Pryne in Der scharlachrote Buchstabe zu behandeln. Wenn ich die Küche betrat und Gemma mit jemandem dort war, hörten sie sofort auf zu reden, als sei ich der personifizierte Feind.
    Wenn wir uns auf dem Campus begegneten, warf sie mir giftige Blicke zu und flüsterte dann mit ihren Kommilitoninnen, woraufhin die mich naserümpfend betrachteten, als würde ich schlecht riechen.
    Ich ignorierte dieses zickige, kindische Verhalten, denn ehrlich gesagt interessierte es mich nicht die Bohne, was sie dachten. Leider war mir aber nicht egal, was Melissa dachte. Als ich eines Tages im zweiten Geschoss der Bibliothek einen Stapel Bücher auf einem Arbeitstisch ablegte, sah ich sie plötzlich. Spontan wünschte ich mich ans andere Ende der Welt.
    Melissa schaute von ihrem Buch hoch, und unsere Blicke trafen sich. Als ich ihre traurige Miene sah, fühlte ich mich, als hätte sie mit der Faust meine Brust durchstoßen und würde mein Herz zerquetschen.
    Mir war elend zumute, und zum ersten Mal seit langem war meine große Klappe nicht auffindbar. Melissa stellte ihr Buch zurück ins Regal und kam langsam auf mich zu. Ich hielt ihrem Blick stand. Zumindest das schuldete ich ihr.
    Doch mir stockte der Atem, als ich die dunklen Schatten unter ihren Augen sah und die stark hervortretenden Wangenknochen, die sie vor Weihnachten noch nicht gehabt hatte.
    Es kam mir vor, als hätten wir uns eine Ewigkeit lang nur angestarrt. Das Umblättern von Seiten, das Klicken von Computertastaturen, Flüstern und leise Schritte waren in dieser angespannten Atmosphäre plötzlich ohrenbetäubend laut.
    Melissa blinzelte. »Ich …« Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen waren vor Kummer wie mit einem Schleier überzogen. »Ich wünschte wirklich, ich könnte dich hassen.«
    Abrupt erinnerte ich mich an den Schmerz, den ich empfunden hatte, nachdem sich Jake damals von mir getrennt hatte, dieses Stechen im ganzen Körper. »Ich weiß«, war alles, was ich zu sagen vermochte.
    Eine Träne kullerte über ihre Wange. Bevor ich noch etwas hinzufügen konnte, wischte sie sie weg und ging eilig an mir vorbei.
    Erschöpft lehnte ich mich an das Buchregal und holte tief Luft. Wenn das Leben doch nicht so verdammt kompliziert gewesen wäre!
    Als ich abends mit Jake ins Kino ging, erzählte ich ihm von der Begegnung. Wir blieben beide ziemlich still, und während der folgenden Woche war es etwas leichter, der Versuchung zu widerstehen.
    Um ein wenig Druck aus der Sache zu nehmen, waren Jake und ich nur selten miteinander allein. Es war Ende Februar, drei Wochen nach unserer Rückkehr aus Fort William, als wir uns mal wieder zu zweit fürs Kino verabredeten.
    Wir hatten uns beide in ein kleines Art-déco-Kino namens Morningside verliebt, etwa eine halbe Stunde Fußweg von der Uni entfernt. In diesem Kino gab es nicht nur die üblichen Sitzreihen, sondern auch Ledersessel und bequeme Sofas. Jake und ich

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