Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
»Keine Ahnung. So wie es aussieht, werden wir uns nicht wirklich aus dem Weg gehen können, weil Claudia mit seinem besten Freund rumhängt.«
»Charley, jetzt vergiss mal, was ich gerade zu Rick gesagt habe. Ich bin es, mit der du redest. Als ich damals aus Dublin zurückkam, fand ich meine kleine Schwester in einem erbarmungswürdigen Zustand vor. Die Geschichte mit Jake hat dich verändert, und du bist nie wieder meine alte Charley geworden. Du kannst also jedem anderen erzählen, dass alles okay ist, aber nicht mir. Verstanden?«
Ihre Worte appellierten an den Kloß in meinem Hals. Ich schaute weg und kämpfte mit den Tränen. Ich verlor und wischte sie weg.
»Ich fange nie wieder was mit ihm an«, stellte ich mit schroffer Stimme klar. »Immerhin bin ich nach der Party zu Claudia und hab genug Rotz und Wasser geheult.«
»Gut.«
Ich sah meine Schwester an, als hätte ich soeben festgestellt, dass sie der Teufel in Person war. »Wieso?«, blaffte ich sie an.
»Du glaubt immer, wenn du weinst, bist du nicht mehr cool, aber scheiß drauf! Du darfst das nicht in dich hineinfressen. Alle haben dir damals gesagt, du sollst ihn vergessen und dass es nur eine Teenagerschwärmerei war, aber deine Familie nicht. Wir haben das nie gesagt, weil wir es nicht so gesehen haben. Du warst noch sehr jung, aber trotzdem war es echt, und ich hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht, weil er dir das Herz gebrochen hat. Ein Herz, wie ich hinzufügen möchte, das danach nie wieder wie vorher war. Denk doch nur an dich und Alex.«
»Ich rede nicht von Alex«, stöhnte ich.
Andie hob kapitulierend die Hände. »Schon gut. Aber ich sage dir, dass du verrückt bist, wenn du dich in Jakes Nähe begibst. Es wäre in jedem Fall verrückt, aber umso mehr, wenn er mit seiner Freundin dort ist.«
Ich nickte bedrückt. »Du hast ja recht.«
»Natürlich habe ich recht. Ich bin schließlich Psychiaterin.«
»Noch nicht.«
»Aber in zwei Jahren.« Sie verzog das Gesicht. »Gott … ich schaffe das bestimmt nicht.«
Ich dachte an die kommenden neun Monate, in denen ich versuchen musste, Jake aus dem Weg zu gehen, und an das Stechen in meiner Brust, jedes Mal, wenn wir uns begegneten. »Ich weiß, was du meinst.«
Die erste Woche des Semesters war fast vorbei, und der Stress ging los. Ich musste Referate schreiben und mich auf die Tutorien vorbereiten. Ich würde hier richtig schuften müssen. Die Einführungswoche hatte mich in der falschen Sicherheit gewiegt, ich würde hier Ferien machen.
Als die Seminare losgingen, hatten Claudia und ich entschieden, früher schlafen zu gehen und uns auf das Lernen zu konzentrieren. Sobald wir uns am College eingewöhnt hatten, würden wir wieder öfter feiern gehen.
Für mich bedeutete Eingewöhnen normalerweise, dass mein Gehirn so sehr mit dem Lernen beschäftigt war, dass ich mich auf nichts anderes konzentrieren konnte. Nur dieses Mal war es anders. Ich gab es nicht gern zu, aber Jake Caplin nahm mehr von meinen Gedanken in Anspruch, als mir lieb war.
Während ich auf der Suche nach Literatur für ein Tutorium die Bücher in der entsprechenden Abteilung der Unibibliothek durchging, hörte ich seine Stimme direkt an meinem Ohr. Erschrocken fuhr ich zusammen, weil ich im ersten Moment ehrlich dachte, ich hätte ihn herbeigezaubert.
»Hilfe!«, schrie Jake leise auf und wich meinem wedelnden Arm aus.
Wütend starrte ich zu ihm hoch, die Hand auf mein Herz gepresst, damit sich mein Herzschlag wieder normalisierte. »Willst du mich umbringen?«
»Tut mir leid. Aber ich wusste nicht, dass die Wörter ›Hey, Charley‹ tödliche Waffen sind.«
»Das sind sie, wenn du dich anschleichst und sie mir ins Ohr flüsterst. Das ist gruselig, und gruseln geht dem Tod oft voraus.«
»Ich werde es mir merken«, antwortete er mit erstickter Stimme.
»Das wäre gut.« Ich wandte mich wieder dem Bücherregal zu, damit ich nicht länger in sein attraktives Gesicht sehen musste, das dringend eine Rasur brauchte. Wenn Jake unrasiert war, sah er noch heißer als heiß aus. Das war so unfair!
Ich spürte, wie er mir den Kopf zuneigte. »Wonach suchst du?«
»Die Formel für Zeitreisen. Irgendein Kerl hat mir mal das Herz gebrochen, und ich möchte in die Vergangenheit reisen, um die Zukunft zu verändern, damit ich jetzt an einem Strand in Guam liegen würde, wo ein heißer Typ namens Han bedient, der geräuschvolle Schritte und eine Abneigung gegen Flüstern hat.«
Jake lachte leise, und ich spürte
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