Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
lehnte mich entspannt zurück. »Wie geht es deiner Mom und deinem Dad?«
Ich sah, wie sich Erleichterung in Jakes Gesicht ausbreitete und er sich ebenfalls entspannte. »Gut. Wir sind wieder nach Chicago gezogen, und Dad hat seinen alten Job angenommen. Mom ist froh, wieder bei ihren Freundinnen von früher zu sein. Meine Eltern fühlen sich dort einfach wohler. Und wie geht es deiner Familie?«
»Auch gut. Dad hat mehr denn je zu tun, aber Mom hat Probleme mit dem Laden. Im Keller breitet sich ekliger Schimmel aus, und sie musste das Geschäft schließen, bis alles in Ordnung gebracht ist. Das bedeutet jede Menge Kosten, aber du kennst sie ja, sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie organisiert jetzt alles von zu Hause aus, und das treibt Dad in den Wahnsinn.«
Jakes Augen blitzten amüsiert auf, und er nickte. »Kann ich mir vorstellen. Und was ist mit Andie? Lebt sie noch in Indiana?«
Beim Gedanken an Rick musste ich lächeln. Ich war so glücklich, dass meine Schwester den Richtigen gefunden hatte! »Es geht ihr super. Sie lebt auch in Chicago, sitzt an ihrer Doktorarbeit in Psychologie und macht ein Praktikum. Und sie ist verlobt mit einem scharfen Police Detective.«
»Den du bestochen hast, sich für dich einzusetzen«, vermutete Jake grinsend.
Das erinnerte mich daran, wie gut er mich kannte, und versetzte mir den nächsten Stich. Ich tat es jedoch achselzuckend ab. »Hab’s versucht. Leider ist er zu sehr damit beschäftigt, Mom und Dad als zukünftiger Schwiegersohn zu beeindrucken. Aber ich werde ihn schon noch weichklopfen.«
Jake grinste. »Daran habe ich keinen Zweifel.«
Ich ignorierte seine Bemerkung und fragte ihn nach seinem Bruder Lukas.
Sofort grinste Jake. »Er lässt dich grüßen.«
»Schöne Grüße zurück.« Jake hatte offenbar erwähnt, dass wir uns hier begegnet waren. Wusste etwa seine ganze Familie Bescheid? Ich hätte zu gern gewusst, was sie dazu sagten.
»Er hat das Foto von dir und Lowe bei Facebook gesehen und meinte, du würdest, ich zitiere‚ ›heißer denn je aussehen‹.«
Mir fiel ein, dass Lukas früher schon auf mich stand, und ich lachte. »Er hat sich nicht verändert. Er ist noch schlimmer als du. Vermutlich bricht er gerade in diesem Moment auf irgendeinem Collegecampus sämtliche Mädchenherzen.«
»Ja, so war er, aber er hat mir erzählt, er habe jetzt ›die Richtige‹ gefunden. Er hat schon in der ersten Semesterwoche mit ihr geschlafen, aber sie ist ein noch größeres Miststück als er und sagt, sie würde nicht direkt mit dem ersten Studienanfänger eine feste Beziehung eingehen, den sie gebumst hat. Lukas’ Plan ist jetzt, sie bei diesem seltsamen Paarungsritual an die Wand zu spielen.«
Ich prustete vor Lachen und versuchte das nächste Stechen zu ignorieren, als mir klarwurde, dass ich sogar Lukas vermisste. In meinem großen Schmerz über den Verlust von Jake hatte ich beinahe vergessen, wie gern ich seinen kleinen Bruder mochte.
Wir sprachen noch eine Weile über unsere Familien, und irgendwie wandte sich das Gespräch dann meinem Liebesleben zu.
»Ob ich mit jemandem zusammen bin?«, wiederholte ich Jakes Frage und schüttelte langsam den Kopf. »Nein, es gab jemanden in meinem ersten Jahr an der Uni. Aber seither bin ich nicht wirklich auf der Suche nach etwas Festem. Ich konzentriere mich aufs Studium und meine Freunde.«
Jake nickte nachdenklich und fragte dann: »Was war mit dem Typen aus dem ersten Studienjahr? Wart ihr lange zusammen?«
»Etwa zehn Monate.«
Das schien Jake zu überraschen, und zwar nicht positiv. Ich kannte ihn immer noch gut genug, um zu wissen, dieses Aufblitzen in seinen dunklen Augen bedeutete, dass ihm etwas missfiel. Ich schob den Gedanken beiseite.
»Ganz schön lange«, antwortete er schließlich und trank einen großen Schluck von seinem langsam kalt werdenden Kaffee.
»Ja.« Mehr sagte ich nicht, denn ich wollte nicht darüber reden. Schon gar nicht mit Jake. »Und« – ich holte tief Luft und hasste es, dass mir allein beim Gedanken an die Frage mulmig wurde – »seit wann bist du mit Melissa zusammen?«
Er starrte mich einen Moment lang an und versuchte vielleicht abzuschätzen, ob ich die Antwort wirklich ertragen konnte. Er stellte den leeren Kaffeebecher weg und lehnte sich zurück. »Anfangs waren wir nur normal befreundet. Wir haben uns im zweiten Studienjahr beim Vorbereitungstreffen für den Auslandsaufenthalt kennengelernt. Melissa wollte sich mit mir verabreden, aber … Tja, am Ende
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