Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
halbwegs gut davongekommen war.
»So können wir nicht auf die Straße gehen«, stöhnte ich dennoch und sah wieder in den Spiegel. »Falls ich jemals Cop werde und Fotos von mir in dieser Aufmachung an die Öffentlichkeit dringen, bin ich geliefert.«
Claudia verzog das Gesicht. »Kannst du an nichts anderes denken? Wir sind zwanzig Jahre alt, und wir sehen heiß aus. Halloween ist die einzige Nacht des Jahres, in der wir halbnackt herumlaufen können. Unsere Outfits sind süß. Außerdem ist es dringend nötig. Die Jungs sind ja echt nett, aber wir hängen jetzt seit fast sechs Wochen mit ihnen herum. Während sie ein Mädchen nach dem anderen abschleppen, sitzen wir auf dem Trockenen. Bis heute. Diese Nacht gehört uns.«
»Wir haben den Jungs versprochen, dass wir zu ihrem Gig kommen.«
Meine Freundin zuckte mit den Schultern. »Wir können ja kurz hingehen. Und dann stürmen wir die Party.« Sie sah mich eindringlich an. »Es wird dir guttun, mit jemand anderem als Lowe oder Jake zu feiern. Vor allem als Jake. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sich Melissa fühlt, wenn ihr beide euch trefft.« Claudia kniff die Augen zusammen. »Vermutlich hat Jake es ihr nicht gesagt. Sonst wäre sie dir gegenüber nicht so locker. Entweder das, oder sie ist eine echt gute Schauspielerin. Sie hat dich noch nie so angesehen, als würde sie dir am liebsten den Hals umdrehen. Nicht ein einziges Mal.«
»Weil Melissa nett ist.«
Claudia schnaubte. »Bei dir hört sich das an, als wäre es etwas Schlechtes.«
»Quatsch. Wir sind nur sehr unterschiedlich. Ich verstehe nicht, wie Jake in mich verliebt sein konnte, wenn er jetzt eine Freundin hat, die das genaue Gegenteil von mir ist.« Ich zuckte zusammen. Ich hatte es ausgesprochen. Seit Wochen nagte dieser Gedanke an mir. Melissa war so anders als ich, dass ich zu glauben begann, Jake wäre nie wirklich in mich verliebt gewesen. Meine Erinnerungen dagegen … nun, die sahen das anders.
»Du bist auch nett, Charley. Melissa ist nur sehr ruhig und zurückhaltend.«
»Und ich bin laut und aufdringlich?«
»Nein.« Claudia lachte. »Du bist selbstsicher und eine Klugscheißerin.«
Ich machte ein finsteres Gesicht. »Ich wünschte, ihr würdet aufhören, mich so zu nennen.«
»Dann hör auf, eine zu sein.«
Ich rümpfte die Nase und wandte mich wieder meinem Spiegelbild zu. »Ich fühle mich nackt.«
Claudia kam zu mir, stützte ihr Kinn auf meine Schulter und grinste vielsagend. »Aaron wird sterben, wenn er dich so sieht.« Sie hob den Kopf und strich sich demonstrativ übers Haar. »Zach wird jedenfalls sterben, wenn er mich so sieht.«
Ein paar Tage vorher waren Claudia und ich in der Library Bar im Teviot gewesen. Da sprachen uns zwei Typen an, die am Tisch gegenüber saßen. Die beiden kamen aus Südengland und hatten einen echt heißen, abgefahrenen Akzent. Sie waren smart und süß, und zwischen unseren beiden Tischen wurde heftig geflirtet. Wie sich herausstellte, waren die beiden im letzten Studienjahr und wohnten in einem dieser schickeren Apartments neben dem Hauptcampus direkt oberhalb von The Meadows, dem Park hinter der Universität.
Glücklicherweise fand ich Aaron lustig, während Claudia Zachs Charme gefiel und umgekehrt. Es gab also keinen Streit, wer sich für wen interessiert. Die Jungs hatten uns auf ihre Halloween-Party eingeladen, und noch bevor ich etwas erwidern konnte, sagte Claudia für uns beide zu und schrieb sich die Handynummern der beiden auf.
Irgendwie hätte ich mich in diesem Supergirl-Kostüm wohler gefühlt, wenn wir direkt auf die Party gegangen wären. Dass wir unterwegs im Milk vorbeischauen wollten, machte mich nervös.
Und dazu hatte ich allen Grund.
Wir kamen in die Bar, und keiner der Jungs war kostümiert – nicht mal ein bisschen. Auch Rowena und Melissa nicht.
Wir spazierten durch den Raum und versuchten das Grinsen und die Pfiffe der fremden Gäste zu ignorieren. Ich kämpfte dagegen an, dass mir das Blut in die Wangen schoss. Als ich Claudia einen wütenden Blick zuwarf, kicherte sie nur. Sie kostete die Szene so richtig aus, legte mir den Arm um die Taille und wackelte noch stärker mit den Hüften.
Das schelmische Zwinkern ihrer Augen entspannte mich ein bisschen, und ich lachte leise, während sie mich an sich zog. Ich gab mein Bestes, so zu tun, als wäre ich genauso scharf, wie ich angezogen war. Die Pfiffe brachten Denver dazu, von seinem Gespräch mit Rowena aufzuschauen. Als er uns sah, bekam er große
Weitere Kostenlose Bücher