Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
rief ich und sah zu seinen Freunden hoch. »Das darf nicht sein. Wir müssen ihn warm halten. Wir brauchen Decken! Gebt mir eure Jacken!«
Seine Freunde zogen ihre Jacken aus, und Jake murmelte, dass der Krankenwagen unterwegs sei.
Ich hörte, wie Alex sagte, dass er Decken holen ging. Ich hörte, wie es hinter mir immer lauter wurde: Weinen und Schluchzen, Fragen, Angst und Entsetzen. Ich ignorierte alles, beugte den Kopf zu Brett und fühlte mich furchtbar hilflos. Er zitterte und würgte. Seine Augen flehten mich um Hilfe an.
Die Jungen stopften ihre Jacken rund um Brett. Jackson zog sein T-Shirt aus und reichte es mir. Ich knüllte es zusammen und ersetzte hastig die blutdurchtränkte Jacke.
Obwohl es mich innerlich zerriss, Brett in die Augen zu sehen, musste ich es tun. Er flehte mich an. »Wir schaffen das. Du wirst wieder gesund«, versuchte ich ihn zu beruhigen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Damien seine Jacke an Bretts Seiten feststeckte. »Ja«, flüsterte ich benommen, »haltet ihn warm.«
Plötzlich verwandelte sich Bretts Husten in ein leises Keuchen. Dann in ein Zucken.
»Nein!« Ich schüttelte den Kopf und erhöhte den Druck. »Brett, bleib bei uns. Der Krankenwagen ist jeden Moment hier, Buddy.«
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Brett mich an, und ich wusste, dass es egal war, was ich sagte. Das Zittern verebbte.
Sein Körper entspannte sich.
Sein Atem … setzte aus.
Die Panik in seinen Augen war verschwunden.
An ihrer Stelle war nichts.
»Ich hab die Decken!«, rief Alex, seine Schritte trommelten auf den Holzboden, als er zu uns gelaufen kam.
Ich ließ mich auf die Fersen sinken, meine Hände zitterten. Ich kam mir vor wie in einem Alptraum. Die Dunkelheit erdrückte mich. Ich drehte mich um und schaute zu Alex. Als er meinen Gesichtsausdruck sah, blieb ihm der Mund offen stehen, und sein Blick wanderte zu seinem Freund, dann wieder zurück zu mir. Fragend sah er mich an.
Ich schüttelte den Kopf. Tränen verschleierten meinen Blick. »Er ist tot.«
»Würden Sie ihm bitte sagen, dass ich da war?«
Mrs C. nickte und sah mich mitleidig an. »Mach ich, Charley.«
Als ich zum Wagen zurückging, kam ich mir vor, als watete ich durch Schlamm.
Bevor ich einstieg, starrte ich hoch zum Haus der Caplins, hoffte, die Haustür würde aufgehen und Jake käme heraus.
Ich ließ den Motor an.
Kein Jake.
Mein Rücklicht ging an.
Noch immer kein Jake.
Der Wagen fuhr zurück zur Straße.
Nicht einmal die Gardine bewegte sich.
Ich fühlte mich elend. Um die Ecke stand ein Polizeiwagen. Wegen der Caplins. Während der Heimfahrt nagte die Sorge an mir, und als ich schließlich Moms Wagen zu Hause in die Einfahrt stellte, wusste ich nicht, wie ich dort hingekommen war.
Zwei Nächte zuvor, an einem gewöhnlichen Freitagabend, auf einer gewöhnlichen Geburtstagsparty, hatte Brett Thomas das Leben verloren. Mein Klassenkamerad. Ein sechzehnjähriger Junge. Er war mir unter den Händen verblutet, nachdem er sich selbst mit dem Messer verletzt und dabei die Lunge durchstoßen hatte. Hätte er keinen Schock bekommen, hätte er möglicherweise bis zum Eintreffen der Ambulanz durchgehalten und es schaffen können.
Ich wollte irgendjemandem die Schuld geben. Ich wollte Brett vorwerfen, dass er ein totaler Idiot war. Aber es lagen bereits zu viele Vorwürfe in der Luft, und da mein Freund das Ziel davon war, war ich dieses Wort so leid.
Die frühen Morgenstunden des Samstags waren in meiner Erinnerung verschwommen. Wir alle befanden uns in einem Nebel des Unwirklichen. Diejenigen von uns, die alles mit angesehen hatten, wurden aufs Polizeirevier gebracht. Amanda Reyes war auch auf der Veranda gewesen und hatte alles beobachtet. Zum Glück stand sie da, sie gehörte nämlich zu den wenigen glaubwürdigen Augenzeugen. Auf der Party hatte es nur eine Handvoll Leute gegeben, die noch nüchtern gewesen waren. Außerdem war Amanda auf Jakes Seite.
Damien und Jackson schoben Jake die ganze Schuld in die Schuhe. Sie behaupteten, Jake habe Brett geschlagen, woraufhin der auf das Messer stürzte. Alex, Amanda, die Zwölftklässler und ich sagten die Wahrheit, und als Sheriff Muir Damien und Jackson aufforderte, noch einmal zu wiederholen, was sie gesehen hatten, gestanden sie schließlich, dass Brett über seine eigenen Füße gestolpert war. Trotzdem hielten sie entgegen jeder Vernunft daran fest, dass Jake verantwortlich sei.
Jake wurde länger festgehalten als wir anderen, aber auf Grund unserer
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