Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
wie er, vernichtete mich. Ich weinte, und Jake wandte sich rasch ab.
Da wischte ich die verräterischen Tränen weg und verzog angewidert den Mund. »Du bist genauso ein Arschloch wie die anderen …« Mir brach die Stimme, weil das Gefühl zu stark wurde. »Ich kann nicht glauben, dass ich dir alles gegeben habe«, flüsterte ich.
»Ja, manchmal tun wir dumme Sachen.« Er zuckte kalt mit den Schultern, wandte sich ab und eilte aus meinem Leben.
Fünf Tage später hörte ich, dass die Caplins wieder nach Chicago gezogen waren. Zwei Tage danach stand ein »Zu verkaufen«-Schild vor ihrem Haus. Irgendjemand, vermutlich Trenton, hatte die gerade reparierte Scheibe abermals eingeworfen.
Jakes Verschwinden zerbrach mich endgültig.
Kapitel 19
Indiana, Dezember 2012
E s kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Wie ist das nur möglich?«
Ich wirbelte herum, als ich so angesprochen wurde, und freute mich riesig, von Alex Roster so nett begrüßt zu werden. »Hey, du.«
Er grinste und kam näher, damit er mich fest drücken konnte. »Deine Schwester sagte schon, dass du vielleicht herkommst.«
»Jetzt ist es offiziell.« Ich seufzte und löste mich von ihm, um in sein attraktives Gesicht schauen zu können. »Meine Schwester hat übernatürliche Fähigkeiten.«
Alex ergriff meine Hand. »Ich habe dich dieses Semester vermisst.«
Nachdem Jake damals fortgegangen war, fühlte ich mich in der ersten Zeit vollkommen verloren und war unsicher, ob ich noch in diese Stadt passte, die ich mein Leben lang geliebt hatte. Alex ging es nach Bretts Tod genauso. Wir klammerten uns aneinander, beendeten die Highschool als beste Freunde und wechselten dann gemeinsam an die Purdue. Von da an wurde die Sache kompliziert, was Alex’ Gefühle für mich anging, bis ich ihm klarmachte, dass er nur mein bester Freund war. »Du hast mir auch gefehlt. Wie geht es Sharon?«
»Sehr gut. Sie ist in Tampa bei ihrer Familie. Wir sind noch nicht in dem Stadium, Weihnachten zusammen bei meiner oder ihrer Familie zu verbringen.«
Sharon war eine Studentin im dritten Semester, die Alex ein Jahr zuvor kennengelernt hatte. Sie war zierlich, total süß, laut, mädchenhaft und das komplette Gegenteil von einem mittlerweile ziemlich zurückhaltenden Alex. Ich fand, die beiden passten hervorragend zusammen. Durch sie wurde Alex etwas lockerer. »Ihr seid fast ein Jahr zusammen. Da werdet ihr die Feiertage bald zusammen verbringen.«
Er rieb sich mit der Hand über das kurzgeschorene Haar und nickte. »Sie spricht davon, im Frühling herzukommen, vermutlich hast du also recht.« Sein Blick wanderte über den Parkplatz, bevor er mich wieder ansah, aufmerksam und ein wenig besorgt. »Ich nehme an, du bist wegen der Erinnerung an Jake hier?«
Neben Claudia und Andie war Alex mein engster Vertrauter. Trotz unserer komplizierten Vorgeschichte erzählte ich ihm alles, denn er war schließlich einer meiner besten Freunde. Wir hatten engen Kontakt gehalten, während ich in Edinburgh war, und er wusste, wie durcheinander ich war, seit Jake wieder in meinem Leben herumspukte. Obwohl Alex stets unparteiisch blieb und mir riet, auf mein Bauchgefühl zu hören, wappnete ich mich dagegen, von ihm dasselbe zu hören, was alle anderen mir rieten: dafür zu sorgen, dass Jake aus meinem Leben verschwand.
»Es ist echt schwierig, mit ihm und Melissa zusammen zu sein«, gestand ich leise. »Er verändert mich, Alex. Ich werde zu einem neurotischen, weinerlichen Mädchen, das ich nicht sein will.«
»Erstens: Du könntest nie ein neurotisches, weinerliches Mädchen sein. Zweitens: Nur weil er dir das Gefühl gibt, schwach zu sein, heißt das nicht, dass du es auch bist. Drittens: Die ganze Zeit warst du ihm gegenüber nicht ehrlich. Ich weiß, dass ihr euch sehr nahe gewesen seid und dass er glaubt, dich zu kennen. Aber ist dir je in den Sinn gekommen, dass er keinen blassen Schimmer hat, was er dir immer noch bedeutet? Charley, er hat ein paar unverzeihliche Sachen zu dir gesagt. Er hat seine schlechten Gefühle an dir ausgelassen. Ich an seiner Stelle würde glauben, dass ein Mädchen wie du einen Typen, der sie so behandelt, längst abgehakt hat.«
Ich schüttelte den Kopf. »Er weiß es, Alex.«
»Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Tatsache ist, du weißt es. Es ist also deine Entscheidung.«
Ich blickte über die Schulter zurück zur Schule. Wütende Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch herum. Ich wollte sie verscheuchen, mich wieder auf Kurs bringen. Ich
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