Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
schnappte ich mir Lukas’ Rucksack, hielt seinen Arm und bat ihn, mitzukommen. Er tat es und ließ beschämt den Kopf hängen.
»Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst, Luke. Sie sind größer und älter als du, und es waren zwei gegen einen. Diese Loser!«
»Wohin gehen wir?« Als er auf den Bürgersteig trat, sog er vor Schmerz scharf die Luft ein. Ich zuckte mitfühlend zusammen.
»Zu Sheriff Muir.«
»Äh, wieso?« Er blieb stehen.
»Ganz einfach. Wenn wir es der Schule melden, wird der Football-Trainer den Rektor vermutlich überreden, Damien und Jackson damit durchkommen zu lassen, damit sie in der Mannschaft bleiben können. Ich werde es Sheriff Muir erzählen und ihm außerdem den Tipp geben, dass die Überwachungskameras alles aufgenommen haben. Er wird dafür sorgen, dass Rektor Watts etwas unternimmt.«
»Ist schon gut, Charley.«
»Ist es nicht, Lukas«, blaffte ich ihn an. »Jake wird durch den Schmutz gezogen, obwohl er unschuldig ist, und diese Arschlöcher schikanieren andere bis aufs Blut und kommen damit durch. Sogar jetzt … Brett war derjenige, der das Messer gezückt hat! Was passiert ist, ist tragisch, aber er hat es sich selbst angetan. Nicht Jake. Und ich will nicht, dass Damien und Trenton Thomas etwas anderes behaupten oder Leute unter Druck setzen, diesen Quatsch zu glauben. Nicht in meiner Heimatstadt.«
Luke legte den Kopf schief und lächelte matt. »Du bist heiß, wenn du wütend bist, Charley Redford.«
Zuneigung, Zärtlichkeit und Wut über das, was ihm angetan worden war, bekriegten sich in mir. »Es tut mir leid, dass sie auf dich losgegangen sind, Luke.«
Er zuckte zusammen und humpelte neben mir her. »Muss es nicht. Aber du bist einer der, na ja, besten Menschen, die ich kenne.«
Daraufhin wäre ich am liebsten zurückgegangen und hätte Damien mit dem Gesicht voran in den Dreck gedrückt.
Stattdessen brachte ich Lukas aufs Polizeirevier. Sheriff Muir nahm unsere Aussagen auf und rief Mr C. an, der sofort zum Revier kam. Ich bestand darauf, mit ihnen ins nächste Krankenhaus zu fahren, das eine halbe Stunde außerhalb von Lanton lag. Der Arzt hatte uns gerade gesagt, dass Luke vermutlich eine oder zwei Rippen gebrochen hatte, als ich spürte, wie jemand den Raum betrat.
Ich drehte mich um und hielt die Luft an. Jake war mit seiner Mom hereingekommen, die Augen auf Luke gerichtet. Für eine Sekunde blickte er zu mir und dann sofort wieder zu seinem kleinen Bruder.
Als er kapierte, in was für einem Zustand Luke war, krallte er seine Hände um das Ende des Krankenhausbettes.
Mr C. entging das nicht, und er schüttelte den Kopf. »Denk nicht mal dran, was Dummes zu tun, Jake. Charley hat dafür gesorgt, dass diese Jungs zur Rechenschaft gezogen werden. Mach deine Situation nicht noch schlimmer, indem du es ihnen persönlich heimzahlen willst.«
»Sie dürfen damit nicht durchkommen, Dad. Sie sollen uns in Ruhe lassen.«
»Sie kommen damit nicht durch. Ich sagte doch, dass sich Charley gekümmert hat.«
»Sie ist toll.« Luke grinste mit seinem zugeschwollenen Auge. »Sie hat sich vor mir aufgebaut und ihnen gesagt, dass sie erst an ihr vorbeimüssen, wenn sie was von mir wollen. Wenn ich mich nicht so geschämt hätte, wäre es echt heiß gewesen.«
Ich feixte ihn an. »Es war nicht beschämend.«
»Alter!«
Das bedeutete wohl, dass er anderer Meinung war.
Jake riss den Kopf zu mir herum, und ich zuckte zusammen, als ich das Lodern in seinen Augen sah. »Du hättest dich verprügeln lassen?«
»Sie hätten mich bestimmt nicht geschlagen.«
»Äh, da bin ich mir nicht so sicher. Ich glaube, Damien wollte zuschlagen, aber Alex hat ihn aufgehalten.« Luke verzog das Gesicht.
Der Muskel in Jakes Kinn zuckte, ein sicheres Zeichen dafür, dass er kurz davor war, auszurasten.
Doch während der Arzt Lukas versorgte, schwieg Jake. Erst als wir draußen auf dem Parklatz waren, sagte er endlich etwas. »Könntet ihr kurz im Wagen warten? Ich muss mit Charley reden.«
Seine Eltern nickten zögernd und gingen langsam weiter. Über die Schulter warfen sie uns besorgte Blicke zu.
Mit einem mulmigen Gefühl sah ich zu Jake hoch. Er bedeutete mir, ihm zu folgen. Wir entfernten uns weit vom Eingang, um allein zu sein.
»Ich weiß, dass du sauer auf mich bist«, setzte ich an, »aber …«
»Sei einfach ruhig, Charley.« Er seufzte, und seine Miene war ausdruckslos.
Ich versuchte meinen Ärger über seinen Ton und sein Verhalten hinunterzuschlucken. Ich konnte
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