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Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)

Titel: Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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während ich ihn ausdruckslos ansah und mich dann der aufgeregten Claudia zuwandte.
    In der ersten Stunde erzählten wir von den Weihnachtsferien, und ich tat so, als würde ich nicht an jedem von Jakes Worten hängen. Wie sich herausstellte, hatte Lukas das Mädchen aus dem ersten Semester tatsächlich rumgekriegt, und da sie auch aus Chicago stammte, hatten Jake und seine Eltern sie Weihnachten kennengelernt. Laut Jake war Lukas total verrückt nach ihr, und das Mädchen, ein aufgekratztes Energiebündel, war eine ebenbürtige Gegnerin für seine Oma mit der lockeren Zunge und wurde sofort als Familienmitglied angesehen.
    Niemand erwähnte Jakes Trennung von Melissa.
    Nach etwa einer Stunde wurde es stiller. Einige von uns betrachteten die Landschaft und hörten Musik, andere lasen, und Matt schlief. Ich sah draußen Schottland vorbeiziehen – grüne Hügel, Schafe und Kühe, die üppige Weite, die mich an Spielfilme erinnerte, die ich als Kind im Fernsehen gesehen hatte. Als es langsam bergan ging, wurde die Landschaft rauer, die Berge höher, das Grün dunkler, durchsetzt mit schwarzem und grauem Fels. Die Gegend war wunderschön und wild, und die sonnenbesprenkelten Lochs – stille und friedliche Seen in den Tälern – verschlugen einem den Atem.
    Ich sah gebannt aus dem Fenster und hörte mir mit dem iPod Adeles »Don’t you remember« an. Da merkte ich, dass sich Lowe neben mir bewegte. Er sagte etwas zu uns, aber wegen der Ohrstöpsel konnte ich ihn nicht hören. Offenbar wollte er zur Toilette. Als der Platz neben mir plötzlich frei war, schlug mein Herz sofort schneller. Meine Augen hielten definitiv nicht zu mir, denn sie sahen sich sofort nach Jake um. Unsere Blicke trafen sich, und tausend ungesagte Worte hingen in der Luft, bevor ich schnell wieder aus dem Fenster schaute.
    Mein Herzschlag machte endgültig einen Salto, als die Sitzbank in Bewegung geriet und ich auf einmal den Duft von Jakes Rasierwasser in der Nase hatte. Sein Arm streifte meinen, und diese flüchtige Berührung überwältigte mich so sehr, dass ich erstarrte.
    Ich spürte, wie Jake behutsam meinen linken Ohrstöpsel herauszog und mit den Knöcheln mein Kinn streifte, als er die Hand wieder senkte.
    »Was ist?«, fragte ich leise und gab mich ungerührt. Ich versuchte, die fragenden Blicke von Beck und Claudia zu ignorieren und gleichzeitig auch den Appell in Jakes schmachtendem Blick.
    Bei meinem Ton zog er eine Augenbraue hoch. »Ich wollte nur kurz hallo sagen.«
    Ich zog auch den anderen Ohrstöpsel heraus, weil ich nicht länger Adeles schwermütiges Flehen hören wollte.
    »Hey.« Und weil ich es einfach nicht lassen konnte, fuhr ich fort: »Geht es dir gut? Ich meine … ich habe gehört …«
    Jake warf Beck und Claud einen kurzen Blick zu, und die beiden zogen die Köpfe ein, um sich weiter den Film auf Clauds Tablet anzusehen. Jakes Stimme war tief, als er mir den Kopf zuneigte. Leider war ich wie gelähmt vom Anblick seines perfekten Mundes. Er sagte: »Es waren ein paar harte Wochen, doch es war die richtige Entscheidung. Aber warum gehst du mir aus dem Weg? Habe ich etwas verbrochen?«
    »Nein.«
    »Nein? Warum reagierst du dann nicht auf meine Anrufe und SMS ? Warum hast du bis jetzt nicht ein einziges Wort mit mir geredet?« Er runzelte die Stirn, und ich sah die Sorge in seinen Augen. Jetzt, so nahe neben ihm, kam mir mein Verhalten kindisch und feige vor.
    Ich zuckte mit den Schultern und schaute weg. »Ich brauchte ein bisschen Abstand.«
    Jakes starke Hand legte sich auf meinen Schenkel, und ich wäre fast aus der Haut gesprungen.
    »Warum Abstand?«
    Erschrocken sah ich ihn an. Die Falte zwischen seinen Brauen war jetzt noch tiefer, und seine Sorge schien sich zur Panik auszuwachsen. Ich blickte hinunter auf seine warme Hand, die er so selbstverständlich auf mein Bein gelegt hatte. Und da nahm er sie auch schon wieder weg.
    Ein Blick in sein Gesicht verriet mir, dass er gar nicht gemerkt hatte, wie selbstverständlich er mich berührte.
    »Ich brauchte halt Abstand«, wiederholte ich.
    Wir sahen uns an, und ich spürte, dass ich einerseits dringend wünschte, er würde wieder gehen, und gleichzeitig unbedingt mehr wissen wollte. Womöglich hatte dieses Hin und Her in Bezug auf Jake damit zu tun, dass ich nie wirklich einen Schlussstrich gezogen hatte. Weil ich nie verstanden hatte, warum er sich eigentlich von mir getrennt hatte. Melissa war mir egal. Es ging um mich.
    »Aber damals …« Ich neigte den Kopf.

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