Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
von der Stadt?«, fragte Mom mit sorgenvoll gerunzelter Stirn.
Claudia nickte. »Klar doch, Delia Mom. Es gibt eine direkte Zugverbindung von Edinburgh, und dann nehmen wir ein Taxi bis zum Haus. Und wir haben die Jungs dabei. Uns passiert schon nichts.«
O Mann. Es würde ja so verdammt schön werden.
Fünf Minuten später kam Beck grinsend wieder ins Wohnzimmer. »Fast alle haben schon zugesagt. Denver schickt Rowena eine E-Mail, um zu fragen, ob sie mitkommt. Nur Jake ist noch unsicher.«
Ja! Es gibt doch einen Gott!
Ich versuchte, mein Grinsen zu verbergen, und zuckte betont lässig mit den Schultern. »In Ordnung. Wir werden uns auch ohne ihn amüsieren.«
Bewusst ignorierte ich Becks bohrenden Blick und spürte, wie gern er mich gefragt hätte, was eigentlich mein Problem war. Zum Glück war Mom da, er hatte also keine Chance.
Beck fuhr noch am selben Abend wieder nach Hause, und Claudia vermied es erfolgreich, über den zweitägigen Aufenthalt ihres Weißen Ritters bei uns zu reden. Genauso, wie ich kein Wort über Jake verlor.
Wir hingen im Wohnzimmer ab und sahen uns gerade einen Disney-Zeichentrickfilm an, als mein Handy klingelte. Es lag auf dem Boden neben Claudia. Sie hob es hoch und reichte es mir geistesabwesend. »Es ist Jake.«
Sofort hatte ich dieses unangenehme Brennen im Bauch. Ich nahm das Handy und drückte den Anruf weg.
Claudia sah über die Schulter zu mir hoch. »Du gehst nicht dran? Mal wieder?«
Ich presste die Lippen zusammen und warf das Handy neben mich auf das Sofa.
Claudia hielt den Film an und drehte sich zu mir um. »Du ignorierst ihn? Seit wann?«
»Seit ich hier bin. Ich wollte nicht davon anfangen, weil du momentan selbst genug durchmachst. Mein Drama mit Jake und Melissa ist unwichtig.«
»Natürlich ist es wichtig«, schimpfte sie. »Und denk dran, es gibt kein Jake-und-Melissa mehr, und wir können uns alle denken, warum. Möchtest du das nicht mit Sicherheit wissen?«
»Dazu bin ich noch nicht bereit. Ich kann nicht nur mit ihm befreundet sein, aber ich weiß auch nicht, ob ich jemals wieder etwas anderes für ihn sein kann. Deshalb … bin ich im Moment glücklich damit, ihm aus dem Weg zu gehen«, antwortete ich leise.
Claudias Augen zerschmolzen vor Sorge. »Du bist eine Chaotin.«
Ich nickte. »Ja.«
»Und du willst nicht einmal mit ihm darüber reden?«
Ich schüttelte den Kopf. »Wozu? Ich will nicht, dass wir uns gegenseitig das Herz ausschütten. Pass auf, ich weiß, dass ich ihn vermisse und ihn immer noch will. Er schafft es, dass ich im einen Moment vor Freude platzen könnte und mich im nächsten fühle wie der letzte Mist. Ich weiß aber auch, dass ich ihm nicht traue. Du hast recht. Es ist das reinste Chaos.« Ich schloss die Augen. »Das Beste wäre wohl, wegzugehen und alles zu vergessen. Einen klaren Schnitt zu machen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Es mag sich kleinlich anhören, aber damals hat er mich mit einer miesen Erklärung abgefertigt und einfach stehenlassen. Ich schulde ihm also keine Unterhaltung. Ich schulde ihm gar nichts.«
Claudias Gesichtsausdruck verriet, dass sie anderer Meinung war, aber sie hielt die Klappe und nickte nur.
»Was ist mit dir und Beck?« Ich zog in dem Bemühen, aus dem Rampenlicht zu kommen, eine Augenbraue hoch. »Er ist den ganzen Weg nach Indiana gedüst, um sich zu vergewissern, dass alles okay ist. Ihr seid spazieren gegangen, und anschließend schien es dir besserzugehen. Sehr viel besser. Nicht mal ich hatte das bis dahin erreicht.«
Als ich sah, wie sich ihre Augen verdunkelten, hätte ich mich in den Hintern treten können. Warum hatte ich das Thema bloß angeschnitten?
»Ich bin genauso durcheinander wie du. Wir sind spazieren gegangen, und er … er versteht die Geschichte einfach, weißt du. Wegen seiner Mom oder warum auch immer. Meine Eltern werden nie echte Eltern für mich sein. Beck meinte, es sei wichtig, dass ich ihnen sage, wie sehr sie mich verletzen, auch wenn ich im Grunde nicht zu ihnen durchdringe. Er sagt, ich brauche diesen Schlussstrich. Und er hat recht. Sie haben nicht gesagt, dass es ihnen leidtut oder dass sie mich lieben, aber in dem Gespräch kamen sie einer Entschuldigung so nahe, wie es ihnen eben möglich ist – indem sie mein Kreditkartenlimit erhöhen und mich in die Ferien schicken.«
»Beck liegt wirklich was an dir.«
»Ich weiß.« Sie nickte stirnrunzelnd. »Aber nur so viel, wie es ihm möglich ist. Ich akzeptiere es. Dazu habe ich eine Weile
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