Intrigenküche: Agenten der Galaxis (German Edition)
darauf zu, denn auch Wandläufer konnten sich an einer Wand nicht in einer waagrechten Linie fortbewegen.
»So«, sagte Anel grimmig. »Es ist eine Kameralinse.«
»Und? Irgendeiner der Sicherheitsdienste wird sie angebracht haben, um hier irgendetwas zu beobachten.«
»Kein Sicherheitsdienst hat die Erlaubnis, eine Kamera so auszurichten, dass man damit auf die kaiserliche Dachterrasse blicken kann.«
Anel lehnte sich zur Seite, um das dünne Kabel aus der Wand zu reißen. Etwas blitzte und knallte. Eine dicke rosafarbene Wolke stieg auf. Rial gab ein trötendes Geräusch von sich und galoppierte wandaufwärts, um der beißenden Wolke zu entkommen.
Adrian bemühte sich, aus seiner liegenden Stellung die Fersen in Tilts Flanken zu stoßen. »Hinterher!«
Rial stürmte voran wie auf ebenem Boden. Er überwand den leicht gewölbten Rand der kupfernen Kuppel. An der Fahnenstange hielt er an und bemühte sich, den lästigen Sattel abzuscheuern. Es gelang ihm, die Lehne hinter die Stange zu klemmen. Wütend riss er daran.
Tilt erreichte den höchsten Punkt und Rial biss nach ihm. Anel hing reglos im Sattel.
Er rief Rial beim Namen, doch der Wandläufer beachtete ihn nicht. Mit noch mehr Einsatz rieb er sich an der Stange, von der die Fahne der Vereinten Republiken im Wind flatterte.
Adrian drängte Tilt dicht heran. Er musste aufpassen, nicht selbst gebissen zu werden. Rial war hochgradig aufgeregt und seine Augen glänzten grünlich im Sonnenlicht. Tilt, der offenbar wenig Lust hatte, sich noch länger provozieren zu lassen, erwiderte die nächste Attacke. Blut lief über die Schnauzen der Wandläufer.
Etwas schnalzte. Ein Riemen peitschte an Adrian vorbei. Einer der beiden Sattelgurte des Prinzen hatte der Belastung nicht mehr standgehalten. Sofort rutschte der Sattel zur Seite. Anel hing schräg nach unten.
Adrian bemühte sich, den Sattel wieder in die richtige Lage zu bringen, während ein großes Maul nach seinen Fingern schnappte. Anel blinzelte schläfrig und schloss wieder die Augen. Mit Hingabe scheuerte sich Rial am Fahnenmast. Die Fahne bewegte sich lebhaft. Etwas Silbernes flog davon – die Schnalle des zweiten Sattelgurts.
Adrian löste seinen eigenen Gurt, um sich vorbeugen zu können, angelte nach der Lehne und konnte gerade noch die Hände unter den anderen Gurt bringen. Nun lasteten zwölf Kilo Sattel und rund 50 Kilo Anel auf ihm. Sobald sich Tilt umdrehte, würde die Schwerkraft das Gewicht hinabpurzeln lassen. Schwitzend tastete Adrian nach der Gurtverriegelung, während Tilt hinter Rial um die Spitze der Kuppel jagte und nach seinem langen Schwanz biss. Endlich bekam er den Sperrmechanismus auf. Er umklammerte Anel.
Der Sattel verselbstständigte sich sofort, knallte auf die Kupferplatten und rutschte langsam über das Dach. Er verschwand über dem wulstigen Rand und Adrian hörte ihn weiter unten auf einer Terrassenbrüstung aufschlagen.
Adrian fummelte an seinem Gurt. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis es ihm gelang, den Gurt um sich und Anel zu ziehen und einrasten zu lassen. Er fasste in Tilts Zügel, die unbeachtet hinabgehangen hatten. Mit wild pochendem Herzen rang er nach Atem. »Wie kommen wir nun bloß hinunter?«
Tilt hörte nur das Kommandowort. Hinunter.
Er warf den Kopf zurück, ließ das schöne Jagdspiel rund um die Fahnenstange im Stich und setzte sich in atemberaubendem Tempo abwärts in Bewegung. Adrian schrie, als es sie über den Wulst hinwegtrug. Tilt eilte an der Wand hinab. Adrian hing mit dem Kopf nach unten, umschlang Anel mit beiden Armen und schlug rhythmisch mit dem Hinterkopf gegen die Lehne.
Plötzlich huschten drei Reiter neben ihm die Wand hinab. Eine Hand griff in die Zügel. Tilts rasender Lauf verlangsamte sich ein wenig. Tilt sprang auf den Boden. Der Gurt klickte. Jemand zog Anel aus Adrians Umklammerung. Adrian landete auf weißem Kies.
»Die Kamera«, japste er. »Jemand muss sofort hinauf, und die Kamera sicherstellen! Man muss herausfinden, womit sie verbunden ist. Vielleicht gibt es ein Kabel …« Er erkannte das Gesicht über sich und schloss den Mund.
»Wovon redest du?«, fragte Reuben Penjin.
»Nichts . Wo ist Emeséll?«
»Da kommt er«, sagte einer der anderen Männer. Kleine Steine flogen in alle Richtungen. Emeséll bremste abrupt das Geländerad, mit dem er über den Gartenweg gerast war, und sprang ab. Er warf es achtlos hin und rannte zu Anel, der auf dem Kies lag.
»Hoheit!«
»Erhabene Hoheit«, erinnerte ihn
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