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Intruder 5

Intruder 5

Titel: Intruder 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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heute hier waren, gestern oder morgen.«
    »Das wird mir langsam zu kompliziert«, sagte Stefan. Er klang ehrlich verwirrt.
    Frank hob die Schultern. »Ich habe auch nicht viel Erfahrung in solchen Dingen«, antwortete er, und mit einem leicht verunglückten, unsicheren Lachen fügte er kurz darauf hinzu:
    »Wahrscheinlich machen wir uns zu viele Sorgen. Wie ich diesen Strong einschätze, ist er garantiert vorbestraft. Wenn die Polizei seine Leiche findet und die der beiden Ind ianer ...« Er unterbrach sich und sah Mike stirnrunzelnd an. »Du bist sicher, dass sie sich gegenseitig erschossen haben?«
    »Ich hab’s jedenfalls nicht getan!«, sagte Mike scharf.
    Frank hob mit gespieltem Schrecken die Hände. Die Verwirrung, mit der er Mike ansah, war allerdings echt.
    »Schon gut, nicht gleich schlagen! Ich wollte nur sichergehen, dass sie wirklich tot sind!«
    »Das sind sie«, sagte Mike. Aber waren sie das wirklich?
    Wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht sicher sein. Er sah die junge Indianerin deutlich vor sich, die zwischen den Bäumen stand und ihr Leben in den Schnee vergoss. Was, wenn sie immer noch lebte?
    »Das sind sie«, sagte er noch einmal. Er kam sich selber vor wie ein trotziges kleines Kind, das glaubte, seine Worte einfach nur oft genug wiederholen zu müssen, um sie wahr werden zu lassen.
    »Dann werden sich die Cops ihren Teil dabei denken«, sagte Frank. »Vielleicht bringen sie uns gar nicht damit in Verbindung.«
    Die Kellnerin kam und brachte ihre Getränke. Nachdem die nächste Zwangspause verstrichen war, nippte Frank an seiner Cola, runzelte plötzlich die Stirn und deutete mit einer Kopfbewegung auf Mikes Hand.
    »Das sieht übel aus. Kannst du sie bewegen?«
    »Kein Problem.« Um seine Behauptung zu beweisen, ballte Mike die Rechte ruckartig zur Faust. Der Schmerz trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Er beherrschte sich, so gut es ging, aber er spürte selbst, dass er ein leichtes Zusammenzucken nicht ganz unterdrücken konnte.
    Frank blieb ernst. »Mit so etwas ist nicht zu spaßen. Wir sollten versuchen, einen Arzt zu finden.«
    »Prima Idee«, sagte Stefan. »Passt vor allem so gut zu deinem Plan, finde ich. Ärzte führen Karteikarten, soweit ich weiß. Falls sie nicht sogar in dieser Wildnis schon an ein Computernetz angeschlossen sind, das sofort Alarm schlägt.«
    »Es ist wirklich nicht so schlimm«, sagte Mike rasch. »Es tut weh, aber ich kann fahren.« Nur um das Thema zu wechseln, wandte er sich an Frank. »Wir sind gleich in Nevada, sagst du?«
    »Stimmt«, bestätigte Frank. »Wir müssen noch einmal über einen Pass - keine Angst. Kein Eis. Nicht einmal Schnee - und dann haben wir es geschafft. Von da aus geht es einfach nur geradeaus.«
    Mike hörte, wie die Tür aufging und jemand hereinkam. Er unterdrückte den Impuls, erschrocken herumzufahren.
    Dennoch ertappte er sich dabei, wie er aufmerksam auf die Schritte lauschte. Sie klangen schleppend; schwerfällig. Als hätte der Neuankömmling Mühe, sich auf den Beinen zu halten und zu gehen.
    Obwohl seit ihrer Bestellung nur wenige Augenblicke vergangen waren, kam die Kellnerin und lud den Tisch mit Tellern und Schüsseln voll. Stefan und Frank begannen sofort und mit sichtlichem Appetit zu essen - Stefan schlang regelrecht, so ausgehungert war er -, während Mike das Sandwich anstarrte, als wäre es etwas unvorstellbar Ekelhaftes, das er allerhöchstens herunterwürgen konnte, wenn sein Leben davon abhinge; und vielleicht nicht einmal dann.
    Der neu eingetroffene Gast trat hinter ihnen an die Theke und gab seine Bestellung auf. Mike verstand die Worte nicht, hörte jedoch, dass es ganz bestimmt kein Englisch war. Er drehte sich noch immer nicht herum, aber er sah eine verschwommene Spiegelung in der Fensterscheibe hinter Frank: einen schlanken, hellbraunen Schatten mit schwarzem Haar, das bis über die Schultern herabfiel. Vielleicht eine junge Frau in einem Fransenmantel, die in einem uralten Indianerdialekt redete.
    »Warum isst du nicht?«, erkundigte sich Frank.
    »Gleich«, antwortete Mike. Er griff noch immer nicht nach dem Sandwich, nicht nur, weil er keinen Appetit hatte und allein der Anblick des Schinkenbrotes schon einen spürbaren Brechreiz in ihm auslöste. Hätte er die Hände nicht mit aller Kraft in den Schoß gepresst, hätte jeder gesehen, wie heftig sie zitterten.
    Das heißt, vielleicht sah man es sogar, denn Frank ließ seine Gabel sinken und fragte besorgt: »Ist dir schlecht?«
    »Nein,

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