Intruder 5
Kentucky Fried Chickens, Dennis und McDonald’s hergestellt wurden, wahrscheinlich auch ein Fließband für Kellnerinnen gab. Er schüttelte den Kopf, machte gleichzeitig eine abwartende Geste und deutete durch das Fenster zu den drei Motorrädern hinaus, die nebeneinander vor dem Imbiss abgestellt waren. Von Stefan war nichts zu sehen. Mike nahm an, dass er zu Frank zurückgegangen war.
»Later«, sagte er.
Die Kellnerin ging zwar kommentarlos, warf allerdings noch einen schrägen Blick auf seine Hand, und als Mike dasselbe tat, erschrak er leicht. Er hatte den Handschuh ausgezogen. Ganz gegen seine Erwartung hatte es fast überhaupt nicht wehgetan.
Dennoch: Die Hand sah schlimm aus. Die Knöchel waren fast schwarz verfärbt, die gesamte Hand zu einem unförmigen Klumpen angeschwollen. Die Verletzung war nicht besonders schlimm, auch wenn sie dramatisch aussah, aber die Kellnerin würde sich ganz bestimmt daran erinnern. Drei Typen auf Motorrädern, von denen einer eine Verletzung hatte, die ganz eindeutig aus einer Schlägerei stammte. Warum machten sie nicht gleich Fotokopien ihrer Pässe und deponierten sie beim Tankwart?
Frank und Stefan kamen zurück und nahmen auf der anderen Seite des billigen Plastiktisches Platz. Stefan langte wortlos nach der Speisekarte, während Frank sein Bargeld durchzählte.
Mike beobachtete ihn besorgt. »Wie viel Geld hast du noch?«, fragte er.
»Nicht mehr viel«, antwortete Frank.
»Das ist nicht gut. Wenn wir Geld am Automaten abheben
...« Mike seufzte, hob die Schultern und machte dann eine resignierende Geste. »Also esst etwas Billiges, okay?«
»Ihr seid eingeladen«, drang Stefans Stimme hinter der aufgeklappten Speisekarte hervor. »Ich habe noch zweihundert.
Mehr als genug, um nach Las Vegas zu kommen.« Er winkte der Kellnerin, und sie bestellten: Frank einen doppelten Cheeseburger mit einer großen Portion Pommes frites, Stefan gleich ein Dutzend Pfannkuchen mit einer Extraportion Speck.
Mike begnügte sich mit einem Schinkensandwich. Nicht um Geld zu sparen, sondern weil er keinen Appetit mehr hatte.
Sein Magen knurrte nach wie vor, aber er war ziemlich sicher, dass er schon diese wenigen Bissen würde herunterwürgen müssen. Er hätte sich überhaupt nicht zu einer Bestellung durchgerungen, hätte ihm nicht sein Verstand gesagt, dass er etwas essen musste.
Sie warteten, bis die Kellnerin gegangen und sie wieder allein waren, dann sagte Frank: »Ich habe einen Blick auf die Umgebungskarte draußen auf dem Parkplatz geworfen. Ihr habt ja sicherlich mitgekriegt, dass wir hier in Arizona sind - aber das ist nur ein kleines Stück ...«
»Ich weiß«, unterbrach ihn Mike. »Die Interstate geht von Utah über einen kleinen Arizona-Zipfel nach Nevada runter.«
Frank blinzelte. »Stimmt. Das Entscheidende aber ist, dass die Staatsgrenze von Nevada praktisch direkt vor unserer Nase liegt. Wir brauchen bloß noch die 15 direkt bis nach Vegas runterzudonnern. Wenn nichts dazwischenkommt, sind wir in zwei, drei Stunden in unserem Hotel.«
»In welchem Hotel?«, fragte Mike.
»Im Bally’s«, antwortete Frank. »Genau in dem, das wir gebucht haben.«
»Bist du wahnsinnig?«, fragte Mike. »Das ...«
»... habe ich mir ganz genau überlegt«, unterbrach ihn Frank.
»Wir spielen weiter die harmlosen Touristen. Ich glaube kaum, dass uns jemand fragt, sollte es aber doch geschehen, dann haben wir den neuen Pass genommen, nicht den alten.
Ansonsten sind wir genau der Strecke gefolgt, die wir auch wirklich gefahren sind.«
»Dann können wir ja auch wieder unsere Kreditkarten benutzen«, stellte Stefan fest.
»Nein«, widersprach Mike mit einem Nachdruck, der ihn selbst überraschte.
Stefan runzelte die Stirn. »Und warum nicht?«
»Die Zeit«, sagte Mike. Stefan blickte ihn fragend an.
Auch Frank schien nicht zu begreifen, worauf er hinauswollte.
»Die Bedienung in diesem Best Western auf der anderen Seite des Berges wird sich wahrscheinlich an uns erinnern«, fuhr Mike fort. »Wenn wir irgendwo zwischen hier und Las Vegas unsere Karten benutzen, dann kann jeder noch so begriffsstutzige Dorfpolizist feststellen, dass wir eine ganze Nacht in den Bergen waren.«
»Und du meinst, niemand sonst erinnert sich an uns?«, fragte Stefan.
»Wenn sie in zwei Stunden nach uns fragen, bestimmt«, antwortete Mike. »Aber in zwei Wochen? Oder in einem Monat? Wir zahlen in bar und unterschreiben keine Quittungen. In ein paar Wochen kann niemand mehr genau sagen, ob wir
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