Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 5

Intruder 5

Titel: Intruder 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Er war auch mein Geschäftspartner.«
    Er verließ die Zelle, ließ das Schloss hinter sich einschnappen und suchte einen anderen Schlüssel aus dem Bund heraus. Mikes Herz begann heftiger zu pochen. Im Hintergrund glaubte er einen schwarzen Schatten über die Wand huschen zu sehen, den er so rasch niemandem der Anwesenden zuordnen konnte. Ein Trick des Lichts? Seine überhitzte Fantasie? Oder ... Bannermann war mit zwei Schritten vor seiner Zelle, blieb stehen und sah noch einmal auf den Schlüsselbund in seiner Hand hinab. Mike hatte Angst, entsetzliche Angst, die ihm die Kehle zuschnürte, viel mehr Angst als gestern Abend, als er mit Strong gekämp ft hatte. Er ertappte sich dabei, ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel zu schicken. Er betete, dass Bannermann weiterging und dass der Schlüssel, nach dem er suchte, der zu Stefans Zelle war.
    Seine Gebete wurden nicht erhört. Bannermann hatte den richtigen Schlüssel gefunden, sperrte auf und trat zu Mike in die Zelle. Er schien darauf zu warten, dass Mike aufstand, wie Frank gerade, aber Mike blieb einfach sitzen und starrte mit klopfendem Herzen zu ihm hoch. Warum war er nicht weitergegangen? Warum war er jetzt nicht in Stefans Zelle?
    Schließlich war es Stefan gewesen, der ihn provoziert hatte, nicht er. Mike schämte sich seiner eigenen Gedanken, aber er konnte sie nicht unterdrücken. Er war nun einmal ein erbärmlicher Feigling. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Bannermann jetzt nebenan in der Zelle wäre, um dort seinen Knüppel zu schwingen.
    Auf der anderen Seite stemmte sich Frank stöhnend auf Hände und Knie hoch. »Lassen Sie ihn ... in Ruhe«, sagte er stockend. »Wenn Sie Geld wollen, dann können wir darüber reden. Wir können bezahlen.«
    »Das weiß ich«, antwortete Bannermann. »Aber übers Geschäft sprechen wir später. Jetzt kommt erst der private Teil.
    Strong war nämlich wirklich ein Freund. Ein ziemlich guter Freund, um ehrlich zu sein.«
    Er hob seinen Knüppel. Mike riss mit einem angsterfüllten Keuchen die Hände vors Gesicht. Gleichzeitig drang aus Bannermanns Tasche ein helles, melodisches Piepsen.
    Bannermann hielt mitten in der Bewegung inne, ließ den Schlagstock sinken und zog mit der anderen Hand ein silberfarbenes Handy aus der Tasche. Ohne sich zu melden, hielt er das Gerät ans Ohr, lauschte einen Moment und steckte es dann wieder weg noch immer, ohne ein einziges Wort zu verlieren.
    »Tut mir Leid, Jungs, ich muss noch mal kurz weg«, sagte er.
    »Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, wie man bei euch sagt, oder? Keine Sorge - ich bin gleich zurück, und dann unterhalten wir uns in Ruhe zu Ende.« Er schob den Schlagstock unter seinen Gürtel, trat aus der Zelle und warf die Tür hinter sich zu. »Lauft nicht weg«, rief er im Hinausgehen.
    Der Deputy tappte wie ein treuer Hund hinter ihm her. Auch die Zwischentür fiel hinter den beiden ins Schloss, aber diesmal warteten die Freunde vergeblich auf das Geräusch, mit dem sie abgesperrt wurde. Bannermann hatte anscheinend nicht vor, lange wegzubleiben.
    »Das war knapp«, sagte Stefan erleichtert. »Der Kerl ist doch komplett durchgeknallt!«
    Mike sah ihn kurz und schuldbewusst an. Natürlich war es Unsinn, aber er hatte das Gefühl, dass man ihm seine Gedanken während Strongs Auftritt vom Gesicht hatte ablesen können. Er fühlte sich erbärmlich. Er war erbärmlich. Schon alleine weil er Stefans Blick einfach nicht mehr standhielt, drehte er sich zu Frank um.
    Dieser hatte sich mittlerweile auf die Pritsche hinaufgezogen und das Gesicht zwischen den Händen verborgen. Mike hörte ihn leise stöhnen.
    »War es schlimm?«, fragte er mitfühlend.
    Frank nahm die Hände herunter. Mike hatte fast erwartet, in ein blutüberströmtes Gesicht zu blicken, aber alles, was zu sehen war, waren zwei rote Striemen, die die Gitterstäbe auf Franks Stirn hinterlassen hatten.
    »Ich habe schon herzhafter gelacht«, sagte Frank gepresst.
    »Aber ich habe auch schon Schlimmeres erlebt.«
    »Und was?«, fragte Stefan.
    »Meine letzte Behandlung bei dir, als du mir den Weißheitszahn rausgerupft hast«, antwortete Frank.
    »Aber warum hat er das getan?«, murmelte Stefan verwirrt.
    »Ich habe ihn doch provoziert, nicht du.«
    »Aber ich bin größer als du«, antwortete Frank. »Das ist das Problem, weißt du? Wenn du der beste Revolverheld in der Stadt bist, kommt jeder dahergelaufene Möchtegern-Held zuerst zu dir, bevor er sich mit den anderen

Weitere Kostenlose Bücher