Intruder 5
antwortete Frank.
»Sie haben es ja gerade selbst gesagt: So ein Motorrad wäre uns ganz bestimmt aufgefallen.«
»Schade«, sagte Bannermann.
»Aber auch das wird sich zeigen.«
Er sah auf die Uhr.
»Schon so spät. Es wird Zeit für meine Streife, fürchte ich.
Aber wir können unsere kleine Unterhaltung ja später noch fortsetzen.«
»Und was wird mit uns?«, fragte Frank.
»Ich fürchte, den Luxus eines HOLIDAY INN oder BEST
WESTERN kann unsere Arrestzelle nicht bieten«, antwortete Bannermann. »Aber bisher hat sich noch niemand wirklich beschwert.« Er stand auf und trat vom Schreibtisch zurück -
nur, um gleich darauf so zu tun, als wäre ihm plötzlich etwas eingefallen.
»Nur noch eine Kleinigkeit«, sagte er. »Wir brauchen natürlich noch eure Fingerabdrücke.«
»Fingerabdrücke?«, fragte Mike nervös. »Wozu?«
»Reine Routine«, antwortete Bannermann. »Nur keine Sorge.
Das hat gar nichts zu bedeuten. Und es tut überhaupt nicht weh.«
Zumindest das war gelogen. Bannermann ging zur Tür, um seinen Deputy hereinzurufen, der sie mit einem entsicherten Schrotgewehr in Schach hielt, während Bannermann ihnen nacheinander die Fingerabdrücke abnahm. Er hatte entweder wenig Erfahrung darin, oder er war ein Sadist, denn er presste ihre Finger mit solcher Kraft auf das Stempelkissen, dass selbst Frank einen Schmerzlaut nicht unterdrücken konnte. Mike dagegen wurde vor Schmerz richtig übel, als er an der Reihe war und Bannermann seine verwundete rechte Hand packte -
natürlich ohne die mindeste Rücksicht darauf zu nehmen.
Als die gesamte Prozedur vorüber war, wurden sie in die Arrestzelle gebracht.
Genau genommen waren es drei nebeneinander liegende, nur durch Gitter getrennte Zellen, die zusammengenommen nicht einmal so groß waren wie Bannermanns Büro. Die gesamte Einrichtung bestand aus einer schmalen Metallpritsche. Es gab weder eine Waschgelegenheit, noch eine Toilette und in jedem der drei Verschläge nur ein schmales, vergittertes Fenster. Es war stickig und so heiß, dass man kaum atmen konnte. Mike wurde in die mittlere der drei Zellen verfrachtet, Frank und Stefan in die beiden anderen. Obwohl die Zellen, in die Bannermanns Deputy sie unsanft hineinstieß, Schnappschlösser hatten, hörten sie deutlich, wie auch noch die Tür von draußen verriegelt wurde.
»Dieser Bannermann schient ja einen höllischen Respekt vor uns zu haben«, sagte Stefan spöttisch. Er rüttelte prüfend an den Gitterstäben. »Mich wundert es fast, dass er keinen Schützenpanzer aufgestellt hat, der uns in Schach hält.«
»Sieh doch mal aus dem Fenster«, murmelte Frank.
»Vielleicht steht er ja draußen im Hof.«
Stefan drehte sich tatsächlich um und stieg auf seine Pritsche, um aus dem Fenster zu blicken, während Frank seufzend den Kopf schüttelte. »Bannermann«, murmelte er. »Glaubst du, dass dieser Name wirklich echt ist, Mike? Mike?«
Mike antwortete nicht. Er hatte sich auf seine Pritsche sinken lassen und presste die Hand an sich. Sie tat nicht einmal mehr besonders weh, aber ihm war übel.
»Was ist los mit dir?«, fragte Frank.
»Nichts«, behauptete Mike. »Ich brauche nur ein paar Minuten Ruhe und ein paar Tonnen Eis zur Kühlung, das ist alles.«
»Da draußen steht kein Schützenpanzer«, sagte Stefan von der anderen Seite aus. »Nur ein alter Abschleppwagen, das ist alles.« Er lachte albern. »Wenn wir eine Kette hätten, könnten wir sie um die Gitterstäbe binden und die ganze Wand rausreißen. Ihr wisst schon - wie echte Outlaws in einem Western.«
»Hör mit dem Quatsch auf.« Franks Stimme klang besorgt.
»Mit Mike stimmt etwas nicht.«
»Blödsinn!« Mike richtete sich mit einem Ruck wieder auf.
Prompt wurde ihm noch schlechter - und schwindelig dazu.
Trotzdem fuhr er fort: »Mir fehlt gar nichts. Und du hast Recht.
Dieser Bannermann ist ein ganz schräger Vogel. Der Kerl hat einen gehörigen Knall, wenn du mich fragst.« Er wischte sich demonstrativ den Schweiß von der Stirn. Er war kalt. »Allein diese Bude hier grenzt an Folter. Es würde mich interessieren, gegen wie viele Menschenrechtskonventionen sie verstößt.«
»Sobald wir hier raus sind, knöpfe ich mir diesen Kerl vor«, drohte Stefan. »Hinterwäldler oder nicht, auch hier gelten schließlich ein paar Gesetze.«
Er blickte missmutig auf seine Hände herab und versuchte, sich die schwarze Tusche herunterzurubbeln. Natürlich gelang es ihm nicht.
Er verschmierte die Tinte nur und machte es damit
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