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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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drehte sich um und erkannte Strong und die beiden angeblichen Polizisten. Jennings hatte sich anscheinend doch nicht allzu ausgiebig mit ihnen beschäftigt. Jedenfalls trugen sie weder Handschellen noch sahen sie aus, als warte draußen ein Erschießungskommando auf sie. »Wenn Sie gestatten, würde ich mich gerne darum kümmern. Ich kenne einen leitenden Manager des Treasure Island. Das ist ganz in der Nähe auf dem Strip, direkt neben dem Mirage. Der Mann ist mir noch einen Gefallen schuldig.«
    Ohne Mikes Antwort abzuwarten, griff er in die Jackentasche und zog ein Handy heraus. Er wählte eine Nummer, sprach aber nicht selbst, sondern gab das Gerät an Bannermann weiter und machte dann mit der frei gewordenen Hand eine Geste in die Richtung, in der Stefan verschwunden war. »Ich würde Sie und Ihre Freunde gerne auf einen Drink einladen. Wir haben noch ein paar Dinge zu besprechen.«
    »Ich sagte doch: Jetzt nicht«, beharrte Frank. Diesmal war es Mike, der ihn unterbrach und abwehrend die Hand hob.
    »Meinetwegen. Ist doch egal, wann wir es hinter uns bringen.
    Ich bin sowieso nicht sicher, ob ich fahren kann.«
    »Das brauchen Sie auch nicht«, sagte Strong. »Wir kümmern uns um Ihr Gepäck. Und wir fahren auch Ihre Maschinen ins Treasure Island. Obwohl es sich kaum lohnt, sie hier aus der Tiefgarage zu holen. Das Hotel ist praktisch auf der anderen Straßenseite.« Er wartete einen Moment lang vergebens auf irgendeine Reaktion von Frank oder Mike. Schließlich wandte er sich ab und wechselte ein paar Worte mit dem Mann hinter dem Empfang. Mike musste nicht auf Strongs Übersetzung warten, um zu wissen, was diese Geste bedeutete. Das Management des Bally’s wollte offensichtlich nicht, dass sie die Zimmer mit ihrer Anwesenheit kontaminierten; aber es hatte nichts dagegen, dass sie ihr Geld an der Hotelbar ausgaben.
    Die Bar, die Strong ansteue rte, imitierte einen Saloon aus der Zeit des Wilden Westens. Hinter der zerschrammten, aus unbehandelten Eichenbohlen gebauten Theke hing der obliga-torische Spiegel, der von zwei prall gefüllten Flaschenregalen flankiert wurde. Die moderne Zapfanlage verbarg sich in einem Monstrum aus Messing und weißem Porzellan, das entweder tatsächlich antik oder eine perfekte Imitation war, und die Kellnerinnen bedienten in bodenlangen Röcken und weißen Spitzenblusen. Von Stefan war keine Spur zu sehen. Wahrscheinlich hielt er sich an einer der anderen zahlreichen Bars des Hotels auf. Hinter der Theke stand ein schmerbäuchiger Glatzkopf mit weißem Hemd, schwarzer Fliege und einer schmierigen Lederschürze. Davor, beide Ellbogen auf die Theke gestützt und somit Mike und den anderen den Rücken zuwendend, stand ein alter Mann in einem zweiteiligen Leder-anzug, der mit unzähligen Fransen verziert war. Er trug Mokassins und den Federschmuck eines indianischen Kriegshäupt-lings. Zweifellos gehörte er zum lebenden Inventar, denn in seinem Gürtel steckte ein indianischer Tomahawk, und neben seinem linken Bein lehnte ein Repetiergewehr mit silberbe-schlagenem Schaft an der Bar. Das Sicherheitspersonal hätte es niemals erlaubt, dass ein Gast mit auch nur einer dieser Waffen das Hotel betrat.
    Dennoch blieb Mike mitten im Schritt stehen und starrte die grauhaarige Gestalt fassungslos an. Sein Herz fing an zu rasen.
    Er spürte, wie er am ganzen Leib zu zittern begann, aber er war unfähig, etwas dagegen zu tun. Er wusste, dass es nicht der Wendigo war. Wenn der Mann sich umdrehte, würde er in das Gesicht eines Schauspielers blicken, der den Traum vom großen Ruhm längst aufgegeben hatte und sein Leben damit fristete, reichen Touristen zehn oder zwölf Stunden am Tag das Gefühl zu vermitteln, einem echten Wilden gegenüberzustehen.
    Aber das wusste nur sein Verstand. Sein Gefühl sprach eine ganz andere Sprache.
    Der Wendigo war hier. Sichtbar oder unsichtbar - er war hier, er beobachtete, belauerte ihn, wartete auf seine Chance. Mit einem Male war Mike sich hundertprozentig sicher, dass es noch nicht vorbei war. Wie hatte er sich anmaßen können, auch nur eine Sekunde lang zu glauben, dass der uralte Anasazi-Dämon die Klaviatur des Schreckens nicht hundertmal besser beherrschte als er selbst? Er würde nicht davonkommen. Das Ungeheuer ließ in ihm von Zeit zu Zeit ein Gefühl trügerischer Sicherheit aufsteigen, nur um auf den schlimmstmöglichen aller denkbaren Momente zu warten und ihn dann umso härter zu treffen.
    »Alles in Ordnung?«
    Strongs Stimme riss ihn abrupt in

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