Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
Vom Netzwerk:
Betonboden. Sie zerbrach. Licht entwich aus ihrem Innern, kräuselte sich zu einer länglichen Form, schwebte über Corberts Körper. Dann drang es wie inhalierter Rauch in die Schnitte.
    Corberts Lider flatterten. Er setzte sich auf. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, die an Totenstarre erinnerte, und in seine Augen trat ein helles Leuchten. Corberts Hände strichen über seinen Körper und testeten die Muskelstränge auf ihre Dicke. Dann begann er diverse Gelenke zu beugen und zu strecken. Er nickte zufrieden. Seine Stimme klang kraftvoll, erfüllt von neuem Leben. »Gut gemacht«, sagte er. »So. Wir fangen an.«
    Die Schnelligkeit, mit der Sivanas vom Opferstein sprang, wirkte irgendwie unnatürlich. »Jungfrauen«, sagte er nachdenklich. »Ja, das ist es. Besorge mir Jungfrauen. Mindestens zehn. Mehr wären besser. Sofort. Lass den Dolch hier.«
    Kevas schloss die Augen.
    »Wusstest du, dass man die Dragoner umerziehen kann?«, fragte Sivanas einige Zeit später. Seine Hände und seine Kleidung waren rot verkrustet.
    Zwei Dutzend Dragoner hingen schlaff in den hölzernen Kirchenbänken, die Metallklauen ihrer spinnenartigen Gliedmaßen eingezogen, die Augen hinter den Helmschlitzen glasig.
    Kevas stand stumm und wie betäubt da. Ein mörderischer Schmerz brannte in der linken Augenhöhle.
    Leichen übersäten das Podest. Zehn insgesamt, Babys, Kinder, alle von Sivanas persönlich in der Nacht herbeigeschafft. So viel musste man Kevas lassen: Er hatte sich geweigert, dem Befehl Folge zu leisten. Trotz der Schläge und Schnitte, trotz des ausgestochenen Auges, ausgestochen mit dem gleichen Messer, das … das dieses Blutbad angerichtet hatte. Kevas hatte den körperlichen Schmerz fast als Erleichterung empfunden, als willkommene Ablenkung von all den anderen Dingen.
    »Ich hatte das vor langer Zeit in Erfahrung gebracht«, fuhr Sivanas fort und hielt mit einer Hand einen Kelch hoch. Die andere umklammerte den Eimer mit dem Opferblut. »Sie wurden nämlich in meinen Tagen entwickelt. Nach meinen Angaben. Niemand kennt sie besser als ich. Man kann ihnen Befehle erteilen, wenn man sie richtig formuliert. Man kann sie abrichten. Findest du, dass sie wie gütige Beschützer aussehen? Glaubst du, das sei ihr eigentlicher Zweck? Meine Nachfahren haben sie gezähmt, sie zu Wachhunden gemacht. Ah, aber sie werden sich an die alten Zeiten erinnern. Sie werden sich erinnern.«
    Er ging die Sitzreihen entlang und spritzte ihnen Blut ins Gesicht, wie jemand, der Schläfer mit einem Schwall kalten Wassers weckt. »Ihr habt eine Aufgabe«, flüsterte er jedem von ihnen zu.
    »Ich verlieh ihnen absichtlich keine Intelligenz«, sagte er zu Kevas. »Keinen Ehrgeiz, kein Gewissen. Sie begreifen nur die Aufgaben, die sie zu erfüllen haben. Und sie verarbeiten Lektionen langsam, für den Fall, dass jemand versuchen sollte, sie gegen uns aufzubringen. Es frustriert mitunter, Ihnen etwas Neues beizubringen. Jungfrauenblut hilft ein wenig. Wer nicht dazu bereit wäre, Jungfrauenblut einzusetzen, so wie wir es heute getan haben, hätte es schwer, unsere Dragoner für sich zu gewinnen. Und wer dazu bereit wäre, stünde von Natur aus auf unserer Seite. Eine klare Angelegenheit.«
    Sivanas ging erneut die Kirchenbänke entlang. Diesmal schärfte er jedem der Dragoner ein: »Du wirst das Schloss stürmen.« Am Ende der Sitzreihen angelangt, wandte er sich dem Priester zu. »Wiederhole diese Worte immer wieder, Kevas, und unterstreiche sie jedes Mal durch ein paar Blutspritzer, bis der Eimer leer ist. Dann erteilst du ihnen komplexere Befehle. ›Töte alle, die Widerstand leisten!‹, zum Beispiel. Anschließend gehst du zu den Schlachtplänen und Formationen über, die ich dir noch besorgen werde. Fang an! Ich sehe dein Zaudern, aber es gibt kein Zurück. Fang an, sonst muss ich weitere Opfer bringen und das Ritual noch einmal durchführen. Wenn die unschöne Arbeit erst getan ist, wirst du mir danken. Wir machen das Schloss dem Erdboden gleich.«
    Jemand pochte herrisch an der Tür zur Vorhalle. » IHR LASST MICH HIER WARTEN! DAS GRENZT AN NICHTACHTUNG «, kreischte eine hohe Stimme. » DAS GRENZT SOGAR SEHR AN NICHTACHTUNG .«
    »Ah!« Sivanas seufzte befriedigt und schob das Opfermesser in seinen Ärmel. »Wie bestellt! Tretet ein, Euer Gnaden!«
    Später begab sich Sivanas in einem Anflug von Neugier – obwohl ihm der Gefangene eher gleichgültig war – zum Grünen Zimmer und fand die Tür aus den Angeln gerissen. »Er

Weitere Kostenlose Bücher