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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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dich hin nuschelst?« Julius wandte sich dem Fremden zu. »He, du da! Notleidender Bursche! Wie heißt du?«
    »Aden«, erwiderte der Junge. Wie es schien, hatte er Mühe, sich an seinen Namen zu erinnern, und war erstaunt, als er ihm doch noch einfiel. Slythe, der ein Bein lässig über das andere geschlagen hatte und lässig mit der Fußspitze wippte, erstarrte mitten in der Bewegung, als er die Antwort hörte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Ist er betrunken oder nur verwirrt?«, fragte Julius. »He, Notleidender, bist du betrunken?«
    »Betrunken?« Wieder das harte, heisere Lachen. »Tot. Nicht betrunken. Tot.«
    »Wie absonderlich! Und woher kommst du, notleidender Bursche?«
    Der Junge lachte erneut. »Von der Erde?« Das klang wie eine Frage.
    »Erde?« Julius kicherte. »Absurd! Ebenso gut könnte man einen Ort ›Boden‹ oder ›Schmutz‹ nennen. Nein, das gefällt mir ganz und gar nicht. Ray, wo befindet sich dieser Ort? Westlich von Somerset?«
    »Vielleicht will er damit sagen, dass er aus dem Schlamm gekrochen ist wie wir alle, sich jedoch erst noch sauber schrubben muss.«
    »Nein, er meint einen Ort namens Erde, dessen bin ich sicher«, widersprach Julius. »Kennst du ihn, Ray?«
    »Ganz bestimmt nicht, Julius.« Raydon dachte nicht daran, den Herzog in Anwesenheit eines gemeinen Bürgers mit »Euer Gnaden« zu betiteln. »Warum werfen wir ihm nicht einfach eine Münze zu und fahren weiter? Ist es denn unbedingt nötig, dass er uns begleitet? Bei den Göttern, die Sitze wurden doch eben erst gereinigt.«
    »Ich kenne euch Typen«, murmelte Aden. »Slythe. Du bist einer der Rollenspiel-Charaktere …«
    Julius schwenkte seine Toga. »Ich stelle fest, Bursche, dass du mich nicht mit ›Euer Gnaden‹ anredest. Wenn du sehr große Not leidest, will ich dir das noch einmal nachsehen. Leidest du sehr große Not?«
    Aden ging in die Hocke und presste die Finger gegen die Schläfen. »Bei meinen schlimmsten LSD -Trips … Okay, ich gebe zu, dass ich ein Dreckskerl bin. Jawohl, ein Dreckskerl. Ich hab das Handtuch geschmissen, aus welchen Gründen auch immer, und deshalb verdiene ich nichts Besseres. Das verstehe ich. Und was immer sonst passiert, ebenfalls. Aber was zum Henker soll das alles hier? Im Ernst. Schreibt mein Opa über diese Welt, weil sie existiert? Oder existiert sie, weil er darüber schreibt? Wenn sie existiert, woher wusste er dann, dass es sie wirklich gab? Oder umgekehrt: Wenn er sie erfand, wie wurde sie dann Wirklichkeit ?«
    »Bist du notleidend?«, fragte Julius und schlug mit der Hand auf das Geländer. »Ich würde dir gern helfen. Also antworte mir, Bastard, oder ich lasse dich töten!«
    »Ich bin tot. Das erwähnte ich bereits.«
    »Das grenzt an Widerrede«, sagte Julius. »Außerdem sind deine Fragen vollkommen unlogisch, da du eindeutig hier stehst und sprichst und dich in dieser Welt umschaust. Aber ich sehe, wie verächtlich Raydon dich betrachtet, und deshalb lade ich dich ein, neben ihm Platz zu nehmen, denn du musst wissen, dass es mir Vergnügen bereitet, mich über Ray lustig zu machen. Die Reise ist bestimmt viel kurzweiliger, wenn Ray sich über irgendetwas aufregt. Hierherauf mit dir, notleidender Bursche, und weiter geht die Fahrt! Ich bin dabei, dem Volk mein Gedicht vorzutragen, und dir bringe ich unterwegs ein wenig Kultur bei, bis ich genug von dir habe.«
    »Nun ja, warum nicht?«, meinte Aden, schwang sich auf den Wagen und über das gläserne Geländer und ließ sich in die weichen Lederpolster sinken.
    Der Motor schnurrte, die Räder rollten, und rotes Licht flackerte in den Glasadern. »Tut mir leid«, sagte Aden, ohne sich direkt an einen der drei Männer zu wenden. »Tut mir echt leid.«
    Der Meuchelmörder sah ihn beschwörend an und lächelte. »Schsch!«, warnte er ihn.
    Aden schien Slythe zum ersten Mal richtig wahrzunehmen. Der Meuchelmörder spielte mit einem Pfeil, den er aus seinem Ärmel gezogen hatte, balancierte ihn auf einer Fingerspitze und verlagerte ihn der Reihe nach auf die übrigen Finger, ohne ihn ein einziges Mal fallen zu lassen. Dann ließ er ihn auf dem Handrücken tanzen, wo er winzige Grübchen hinterließ. Aden beobachtete das Spiel. »Du kannst mich töten«, sagte er. »Das macht mir überhaupt nichts aus.«
    » Ich erteile hier die Befehle, bitte sehr!«, sagte Julius und drohte mit dem Zeigefinger. »Und jetzt ist mal Ruhe da hinten!«
    Die Bäume entlang der Straße wichen wie Vorhänge zur Seite und gaben den

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