Invaders: Roman (German Edition)
seinem Blick verschwamm alles, seine Handflächen wurden feucht, sein Herz schlug schneller. Plötzlich blitzte etwas auf. Geoff schloss die Augen und schlang die Arme um den Kopf. Was ging denn hier vor sich?
Dann war alles vorüber, und er fühlte sich wie immer.
»Geoff?«, sagte Ruth.
»Äh … ja?«
»Nehmen Sie die Arme runter, Geoff.« Er spürte, wie sie ihn anfasste, und zuckte zusammen.
»Alles in Ordnung, Geoff. Wir sind angekommen. Nehmen Sie die Arme runter.«
Geoff nahm die Arme runter, wagte es jedoch nicht, die Augen zu öffnen.
»Und jetzt machen Sie die Augen auf …«
Ganz langsam öffnete Geoff die Augen. Was er vor sich sah, war unbeschreiblich. Unglaublich. Unmöglich. Einfach irre.
Mr. Knight, der neben Geoff stand, legte ihm den Arm um die Schultern.
»Willkommen«, sagte er, »im Jahr fünfundsechzig Millionen vor Christus.«
3 Geoff konnte einfach nicht begreifen, wie es kam, dass er nicht mehr in einem leeren Großraumbüro mit Blick auf London stand, sondern auf der Kuppe eines hohen felsigen Berges, um den sich üppiger Regenwald ausbreitete. Seine Knie zitterten, als würden sie gleich einknicken. Das alles konnte kein Zauberkunststück, kein Trick sein – denn unter seinen Füßen knirschte echte Erde, als er ein Stück vortrat, um seine Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen. Außerdem knallte ihm die Sonne heiß ins Gesicht, und die warme, feuchte Luft hüllte ihn ein wie eine schwere unsichtbare Decke.
Vorsichtig näherte sich Geoff dem Rand des Abhangs und blickte nach unten: Sie befanden sich in großer Höhe, schätzungsweise mehrere Hundert Meter über dem Meeresspiegel. Unter sich vermochte er eine vielfältige, äußerst seltsame Vegetation zu erkennen – Baumarten, die er noch nie zuvor gesehen hatte und die weit über das Blätterdach des Regenwalds hinausragten, riesige Pflanzen mit gigantischen Blättern von der Größe eines Bettlakens und dicke grüne Ranken, die in alle Richtungen wuchsen. Das war Natur pur, ein dichter, wuchernder Dschungel, an dem sich noch keines Menschen Hand zu schaffen gemacht hatte. In gewisser Weise erinnerte Geoff der Anblick an den Garten hinter Tims Haus, den er wirklich irgendwann mal in Angriff nehmen musste, wenn er nicht wollte, dass er sich über die ganze Welt ausbreitete.
Geoff drehte sich um und sah Mr. Knight an, dessen Nähe ihm, da er so dicht am Abhang stand, Unbehagen bereitete. Deshalb entfernte sich Geoff ein Stück von ihm und setzte sich auf einen Felsbrocken.
»Na?«, sagte Mr. Knight, nachdem er sich die Ohrhörer aus den Ohren genommen hatte. »Wie finden Sie das?«
Geoff wusste nicht, wie er das finden sollte. Sein Gehirn kam ihm so zermatscht vor, als hätte er gerade eine Sendung im Fox News Channel gesehen.
»Bin ich … verrückt geworden?«, stieß er hervor.
»Nein, Geoff, Sie sind nicht verrückt geworden. Sie sind in der Kreidezeit gelandet. Übrigens können Sie die Ohrhörer jetzt herausnehmen.«
»In der … Kreidezeit?«, erwiderte Geoff und zog die Ohrhörer aus seinen Ohren.
»Ja«, bestätigte Mr. Knight und blickte zu einem seltsamen Vogel hoch, der über ihnen schwebte. Er war klein, hatte blaue Flügel und einen langen Schnabel. Einen solchen Vogel hatte Geoff noch nie gesehen. »Am Ende des Maastrichtiums, um genau zu sein. Sind Sie mit der Einteilung der Urgeschichte vertraut?«
Geoff schüttelte den Kopf. Er hatte zwar mehrmals Jurassic Park gesehen, aber das war’s dann auch schon. Jetzt bemerkte er, wie sich in der Ferne der Kopf eines Diplodocus durch das Blätterdach schob. Der schlangenartige Hals reckte sich immer weiter nach oben, bis er den Wipfel eines hohen Baums erreicht hatte. Der Dinosaurier biss in einen Ast, streifte mit dem Maul die Blätter ab und kaute.
»Das … das ist unglaublich!«, sagte Geoff, während er zwei Stegosaurier beobachtete, die gerade aus einem großen See tranken, der am Fuße eines anderen Bergs lag. »Ich meine … das sind echte Dinosaurier! Ich sehe echte Saurier!«
»Sind Sie jetzt überzeugt, dass wir die Wahrheit sagen?«, fragte Ruth und setzte sich neben ihn.
»Mir … mir fehlen die Worte«, stammelte Geoff. »Ich hätte nie gedacht, dass ich je so etwas sehen würde. Das ist … wunderschön.«
»Gewöhnen Sie sich nicht allzu sehr an den Anblick«, empfahl Mr. Knight und schaute auf seine Armbanduhr. »In acht Minuten und neunundzwanzig Sekunden wird sich das alles hier nämlich in Staub und Asche
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