Invaders: Roman (German Edition)
blickte durch Tim und Geoff hindurch, als wären sie ein in der Hitze entstandenes Trugbild.
»Was meinst du?«, fragte Tim und strich sich ein paar Funken von der Kleidung.
»Diesen Vorfall muss ich melden«, verkündete Eric. Er kramte in seinen Taschen herum und holte seine Ohrhörer heraus. »Außerdem müssen wir sowieso woandershin.«
»Tatsächlich?«, sagte Geoff.
»Ja. Heute Abend findet die zehnte Einführungsparty für Zeitreiseführer statt«, erklärte Tim und steckte sich einen seiner Ohrhörer ins Ohr. »So eine Party gibt Mr. Knight jedes Jahr, um neue Zeitreiseführer willkommen zu heißen. Dabei wirst du alle anderen Zeitreiseführer, wichtige Investoren, Politiker und Wissenschaftler kennenlernen.«
»Wird ein tolles Fest werden«, fügte Eric hinzu.
»Moment mal«, sagte Geoff. »Ist das jetzt wirklich die richtige Zeit, um zu einer Party zu gehen? Ich meine, sollten wir nicht erst mal herauszufinden versuchen, warum mich dieser Typ beobachtet hat? Was, wenn ich irgendwie in Gefahr bin?«
»Keine Bange«, erwiderte Eric. »Alle, die über diesen Vorfall in Kenntnis gesetzt werden müssen, werden ohnehin auf der Party sein. Wenn wir der Sache auf den Grund gehen wollen, ist diese Veranstaltung also bestens dafür geeignet.«
»Habt ihr irgendeine Ahnung, wer dieser Typ war?«, fragte Geoff.
»Eric, ich sage das nur ungern, aber es könnte einer von ihnen gewesen sein«, stellte Tim fest.
»Einer von wem?«, hakte Geoff nach.
»Einer der Leute, die die Lücke in meinem Algorithmus ausfindig gemacht haben«, erklärte Eric. »Zeitterroristen, die wissen, wie man die Scanning-Anlage überlistet.«
8 Zu Geoffs Überraschung wartete bei ihrer Rückkehr aus dem London des siebzehnten Jahrhunderts eine luxuriöse Stretchlimousine mit abgedunkelten Scheiben, glänzender Karosserie und grellen Halogenscheinwerfern auf sie, um sie zu der Einführungsparty zu bringen. Er kam sich wie ein Star vor, der zu einer Filmpremiere gefahren wurde, oder wie ein Politiker auf dem Weg zu einem Gipfeltreffen – jedenfalls wie eine wichtige Persönlichkeit, obwohl er doch, wie er inzwischen erfahren hatte, das genaue Gegenteil davon war.
Er ließ sich in die weiche Lederpolsterung des Rücksitzes sinken, streckte die Beine weit von sich und seufzte wohlig – seit mindestens drei Stunden hatte er nicht gesessen, was so etwas wie ein persönlicher Rekord war. Eric nahm neben Geoff Platz und gab etwas in ein kleines, handyartiges Gerät ein. Tim saß ihnen gegenüber, mit dem Rücken zum Fahrer.
»Okay«, sagte Eric und verstaute das Gerät wieder in seiner Jackentasche. »Gerade habe ich Mr. Knight und einigen anderen maßgeblichen Personen einen Bericht über den Vorfall geschickt. Mal sehen, was sie dazu sagen werden …«
Tim richtete den Blick auf Geoff.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er.
Diese Frage vermochte Geoff nicht eindeutig zu beantworten. Einerseits jagte es ihm ein bisschen Angst ein, dass er beobachtet worden war, andererseits fühlte er sich gerade deswegen seltsam erleichtert. Wenn ihn dieser Kapuzenmann tatsächlich beobachtet hatte, hieß das doch, dass er nicht so bedeutungslos sein konnte, wie Erics Computer behauptete, oder?
Geoff setzte sich auf und sah Eric an.
»Könnte es sein, dass sich Ihr Computer geirrt hat?«, fragte er. »Ich meine, wenn es in Ihrem Algorithmus eine Lücke gibt, könnte das bedeuten, dass ich doch kein Niemand bin?«
Eric seufzte. »Ich habe keine Lust, das alles noch mal durchzugehen«, sagte er und schloss die Augen. Er sah jetzt erschöpft aus, und die Furchen in seinem Gesicht schienen noch tiefer geworden zu sein. »Wie ich schon ausgeführt hatte, gibt einem die Lücke im Algorithmus die Möglichkeit, den Computer so zu manipulieren, dass er seine Vorhersagekraft gegen sich selbst anwendet. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Das hat überhaupt nichts mit der Einschätzung Ihrer Person zu tun, die er vorgenommen hat. An der gibt es nichts zu rütteln.«
»Dann beweisen Sie es mir«, entgegnete Geoff. »Wenn Sie so sicher sind, dass Ihr Computer keinen Fehler gemacht hat, dann erklären Sie mir doch, was es mit dieser Lücke auf sich hat.«
Eric rutschte auf dem Rücksitz hin und her. Er sah aus, als fühlte er sich nicht ganz wohl in seiner Haut.
»Tut mir leid, aber darüber darf ich mit niemandem sprechen, bis ich den Algorithmus umgeschrieben habe. Das wäre einfach zu gefährlich.«
»Nimm das nicht persönlich, Geoff«, fügte Tim hinzu.
Weitere Kostenlose Bücher